Bauwelt

Nieto Sobejano

Memory and Invention

Text: Drewes, Frank F., Herzebrock-Clarholz

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Nieto Sobejano

Memory and Invention

Text: Drewes, Frank F., Herzebrock-Clarholz

Bauwelt-Leser kennen Nieto Sobejano und einen Großteil der Projekte, die in der neuen Monografie vorgestellt werden. Das spanische Architektenpaar ist mit seiner Arbeit regelmäßig in der internationalen Presse vertreten, denn die Projekte sind sowohl typologisch interessant wie auch in der Ausführung hochkarätig.
Seit der Realisierung des 2004 gewonnen Wettbewerbes zum Ausbau der Moritzburg in Halle an der Saale, die 2008 fertiggestellt wurde (Bauwelt 4.2009), sind sie auch einem brei­teren Publikum in Deutschland bekannt.
Das Büro wurde 1985 in Madrid gegründet, wo Fuensanta Nieto eine Professur an der Universidad Europea de Madrid hält. 2007 kam ein zweites Büro in Berlin hinzu, das wiederum die Professur von Enrique Sobejano an der dortigen Universität der Künste komplettiert. Die zwölf bereits ausgeführten Projekte in dieser Monografie lassen sich zeitlich nicht differenzieren. Nur zwei Entwürfe befinden sich noch in der Bau- bzw. Planungsphase (das Museo Canario in Las Palmas de Gran Canaria und das Bogenhauser Tor in München), sind aber gleichsam ebenbürtig ins Layout eingebettet. Somit gibt es keine Hierarchisierung, kein Alt und kein Neu, kein Groß oder Klein, kein „frühes“ und kein „reiferes“ Werk.
Da im Appendix nur knappe Daten und die Projektbeteiligten zu den gezeigten Projekten gelistet werden, auf ein Werkverzeichnis aber verzichtet wurde, lassen sich Entwicklungen und Prozesses nicht ablesen. Wie der Buchtitel „Memory and In­ven-tion“ schon andeutet, geht es mehr um kontextuelle und geschichtliche Bezüge, um Tradition und Innovation. Die Innovationen von Nieto Sobejano schöpfen aber primär aus der Erinnerung und sind keine sinnentleerten Plattitüden, kein L’art pour l’art. Die Architekten sehen sich nicht als geniale Erfinder, sondern als Finder und „Moderatoren“, die aus der Erfahrung, Erlebtem und Erinnertem schöpfen. Sehr schön veranschaulichen sie die Grenzen der „tolerierbaren“ Abstraktion in ihrem eigenen Einführungstext. Das Weglassen weniger Buchstaben ermöglicht noch immer ein Verständnis des Textes, aber ab einem gewissen Grad lässt sich der Text nicht mehr dechiffrieren – ein Bild, das perfekt zu so manchem „Geniestreich“ aus Architektenhand passt, der zwar Preise gewinnt, aber außerhalb der Fachwelt nicht verstanden und ergo nicht akzeptiert wird.
Ein ästhetisch und inhaltlich herausragendes Buch, das die sorgsam ausgewählten Fotos nur mit dem Planmaterial ergänzt, das unbedingt nötig ist, um die Projekte zu verstehen. Die Publikation wirkt infolge dessen weder akademisch noch erzählerisch.
Fakten
Autor / Herausgeber Nieto Sobejano (Hrsg.)
Verlag Hatje Cantz, Ostfildern 2013
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aus Bauwelt 27.2014
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