Standardstädte
Ernst May in der Sowjetunion 1930-1933
Text: Welch Guerra, Max, Weimar
Standardstädte
Ernst May in der Sowjetunion 1930-1933
Text: Welch Guerra, Max, Weimar
Wie kaum ein anderer erlaubt Ernst May, Hauptstrom und Mäander des modernen Städtebaus im 20. Jahrhundert zu verfolgen. Der Lauf seines Lebens verbindet sehr unterschiedliche gesellschaftspolitische Rahmenbedingungen, unter denen mit neuen Prinzipien des Planens, des Gestaltens und des Bauens sozialer Fortschritt geschaffen werden sollte.
Den Ernst May der Frankfurter Siedlungen in den 20er Jahren lernt man im Grundstudium kennen. Den Ernst May der 50er und 60er Jahre, der u.a. Generalplaner der Neuen Heimat in Hamburg war, kennen nur wenige. „Standardstädte“ bringt uns den Ernst May nahe, der in den frühen 30ern eine bisher unterschätzte Rolle als führender Planer von Städten und Siedlungen von Moskau bis Magnitogorsk innehatte. Warum dieser CIAM-Mitbegründer und Sozialdemokrat 1930 freiwillig in die Sowjetunion ging, wie er mit den Verhältnissen unter Stalin als Städtebauer und als politischer Mensch klar kam, warum er 1933 nach Afrika weiterzog, das können wir anhand vieler zeitgenössischer Texte von May nachvollziehen, die teilweise erstmals in deutscher Sprache erscheinen. Der Band der edition suhrkamp überrascht durch farbige Abbildungen, die den heutigen Zustand seiner Werke und der seiner Mitarbeiter sichtbar machen.
Thomas Flierl, zeitweilig Berliner Kultursenator der rot-roten Koalition, besann sich auf seine Vergangenheit als Wissenschaftler. Er hat eigens in russischen wie in deutschen Archiven recherchiert, Hinterlassenschaften besichtigt und seine Funde solide ediert. Den Band hat er mit einem klugen, ebenfalls sehr lesenswerten Essay eingeleitet, der zum Nachdenken anregt: Wie behauptet sich der Eigensinn fortschrittlichen oder fortschrittlich gemeinten Städtebaus gegen die Dynamik auch diktatorischer gesellschaftlicher Verhältnisse?
Thomas Flierl, zeitweilig Berliner Kultursenator der rot-roten Koalition, besann sich auf seine Vergangenheit als Wissenschaftler. Er hat eigens in russischen wie in deutschen Archiven recherchiert, Hinterlassenschaften besichtigt und seine Funde solide ediert. Den Band hat er mit einem klugen, ebenfalls sehr lesenswerten Essay eingeleitet, der zum Nachdenken anregt: Wie behauptet sich der Eigensinn fortschrittlichen oder fortschrittlich gemeinten Städtebaus gegen die Dynamik auch diktatorischer gesellschaftlicher Verhältnisse?
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