Vertreter der Gattung Haus
Es ist das prägnanteste Porträt von Zürich, das mir je in die Hände geraten ist. Oder besser: das Porträt dieser Stadt in diesem Zeitraum.
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
Vertreter der Gattung Haus
Es ist das prägnanteste Porträt von Zürich, das mir je in die Hände geraten ist. Oder besser: das Porträt dieser Stadt in diesem Zeitraum.
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
Alltag, Repetition, Abschleifung, Umnutzung, Erneuerung – das sind, so André Bideau in seinem Essay zu diesem Stadtporträt, die Eigenschaften der Stadt, wie sie die Zürcher Fotografin Andrea Helbling sieht. Seit Beginn der 90er Jahre dokumentiert sie diese „Ökologie“ des Urbanen am Beispiel ihrer Heimat, vor allem in den unspektakuläreren äußeren Gebieten, da also, wo die Schweizer Metropole ein ganz klein bisschen weniger sauber, aufgeräumt und ordentlich daher kommt als in ihrem Zentrum. Die nun bei Scheidegger & Spiess erschienenen „Vertreter der Gattung Haus. Zürich 1996–2016“ bilden einen Ausschnitt dieser persönlichen Bildergruppe: Knapp 200 Schwarzweiß-Aufnahmen von überwiegend anonymen Wohn- und Geschäftshäusern, Brücken und Straßenkreuzungen, in den Bildunterschriften präzis lokalisiert, mit Baujahr und gegenwärtigem Status versehen (nur Architektenangaben fehlen durchweg).
Was soll ich sagen? Es ist das prägnanteste Porträt von Zürich, das mir je in die Hände geraten ist. Oder besser: das Porträt dieser Stadt in diesem Zeitraum. Ein Zeitraum, in dem sich Zürich entscheidend verändert hat; weg von der produzierenden Stadt, hin zu einem Zentrum der Kreativ- und Dienstleistungsökonomie. Wer sich an die Rauheit und Grauheit der von Helbling beobachteten Quartiere zu Beginn ihrer Tätigkeit erinnert, unternimmt mit dem Buch eine Zeitreise; für Architekten aber – und zwar nicht nur für jene, die in Zürich bauen – ist es vor allem eine erkenntnisreiche Studie darüber, wie das einzelne Haus die Stadt drumherum widerspiegeln und umgekehrt diese prägen kann.
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