Weder smart noch übertrieben
David Chipperfield Architects
Text: Drewes, Frank F., Herzebrock-Clarholz
Weder smart noch übertrieben
David Chipperfield Architects
Text: Drewes, Frank F., Herzebrock-Clarholz
David Chipperfield ist ein absoluter Ausnahmearchitekt. In einem Feld, wo mit Säbeln gerasselt, mit Sensationen und Spektakeln aufgetrumpft wird, „Innovationen“, Ökonomie und Ökologie als Schlagworte von Marketingstrategien dienen, bestellt er leise seinen Acker – und fährt gleichwohl eine der größten Ernten ein. Gilt er heute als Architekt der großen Projekte mit städtebaulichen Dimensionen, der sich dennoch Einfamilienhäusern widmet, so waren die Anfänge eher bescheidenen Ausmaßes, wenngleich mit virtuosem Gespür für Material und Detail ausgeführt. Der Issey Miyake Store in London sowie die Equipment Stores verschaff-ten ihm internationale Aufmerksamkeit, was zu einer knapp vierjährigen Schaffensphase in Japan führte. Dort beschäftigte sich Chipperfield mit Sichtbetonbauten als Ergänzungen im dichten urbanen Kontext. Diese beiden Aspekte der frühen Jahre, sowohl die innenräumliche Präzision als auch die kontextuelle Komponente, sind bis heute die Schwerpunkte in seiner Architektur, die völlig ohne Spektakel und (vermeintliche) Innovationen auskommt und mittlerweile auf vier Kontinenten zu finden ist. Die nun vorgelegte Monographie spiegelt diese Philosophie in Druckform wider. Unaufgeregter und sachlicher kann ein Buch nicht sein, denn weder gibt es ein smartes Layout noch eine übertriebene Reduktion, stattdessen Klarheit und Pragmatismus. Lediglich das Cover wirkt etwas sehr einfach und glanzlos, was der Monographie eher den Charakter eines Kataloges gibt. Innen überraschen dann die hochwertige Papierqualität und die Fülle der Projekte, die auf den fast 400 Seiten untergebracht wurden. Die 45 im Inhaltsverzeichnis gelisteten Projekte stellen nur eine Auswahl dar, dennoch stößt man auf eine Vielzahl von Projekten, die auf ein bis zwei Seiten nur knapp angerissen werden, aber gar nicht verzeichnet sind... Und dabei handelt es sich keineswegs nur um Kleinprojekte oder Unrealisiertes, denn z.B. auch die Rena Lange Zentrale in München oder der Justizpalast in Salerno befinden sich darunter. Die Monographie führt souverän durch fünfundzwanzig Schaffensjahre und spannt den Bogen vom kleinen Maßstab bis zum Städtebau, ohne allerdings auf das Produkt- und Möbeldesign einzugehen. Die Projekte werden anhand von Fotos, Grundrissen und Präsentationsmitteln wie Modell, Rendering oder Simulation nachvollziehbar dargeboten und mit einem informativen Text eingeleitet. Nach einer Einleitung von Chipperfield selbst beleuchten Fulvio Irace, Bernhard Schulz und Luis Fernández-Galiano die Entwicklung des Büros, aber auch die spezielle Situation in Deutschland, wo Chipperfield in Berlin sein mittlerweile größtes Büro betreibt, und eben auch die bescheidene Persönlichkeit des Architekten selbst. Projektdaten zu den gezeigten Gebäuden und eine erweiterte Projektchronologie runden das Buch ab.
David Chipperfield Architects
Herausgegeben von Rki Nys
384 Seiten mit Abbildungen, Text Englisch, 58 Euro
Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 2013
ISBN 978-3-86335-134-2
Herausgegeben von Rki Nys
384 Seiten mit Abbildungen, Text Englisch, 58 Euro
Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 2013
ISBN 978-3-86335-134-2
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