Bauwelt

Zuneigung für Metall

Sowohl als Innenarchitektin als auch als Designerin erfährt Charlotte Perriand längst Würdigungen, nun auch mit einer auf drei Bände angelegten Monografie.

Text: Kasiske, Michael, Berlin

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Zuneigung für Metall

Sowohl als Innenarchitektin als auch als Designerin erfährt Charlotte Perriand längst Würdigungen, nun auch mit einer auf drei Bände angelegten Monografie.

Text: Kasiske, Michael, Berlin

Allenthalben anerkannt ist, dass Charlotte Perriand (1903–1999) maßgeblich jene Möbel gestaltete, die lange Zeit nur Le Corbusier zugeschrieben wurden. Sowohl als Innenarchitektin als auch als Designerin erfährt sie längst Würdigungen, nun mit einer auf drei Bände angelegten Monografie, deren erster Band, über den Zeitraum von 1903 bis 1940, jetzt vorliegt.
Die Möglichkeiten des Werkstoffs Metall entdeckte Perriand bald nach dem Abschluss an einer Kunstgewerbeschule. „Metall nimmt bei Möbeln dieselbe Rolle ein, wie es Zement in der Architektur getan hat“, formulierte sie später selbstbewusst. Zuvor, mit 24 Jahren, trat sie in das von Le Corbusier gemeinsam mit seinem Cousin Pierre Jeanneret betriebene Büro ein, um dort Möbel und – mit diesen – die Einrichtung seiner Villen zu entwerfen.
Wichtig für ihre Entwicklung muss der ausführlichen Darstellung zufolge das Obdachlosenasyl der Heilsarmee in Paris gewesen sein. Zur Vorbereitung besuchte sie zunächst ähnliche Einrichtungen, um die Ansprüche der Bewohner kennenzulernen, dann optimierte sie die innere Organisation und konzipierte schließlich die komplette, vornehmlich aus Metallmöbeln bestehende Inneneinrichtung.
In dieser Zeit begann sie auch, in politischen Bewegungen aktiv zu werden. 1931 und 1934 reiste sie als Mitglied der kommunistischen Partei Frankreichs nach Moskau, trat aber nach Abschluss des Hitler-Stalin-Pakts aus der Partei aus. Und sie nahm aktiv am Congrès International d’Architecture Moderne (CIAM) teil.
Später dann, nach ihrer Mitarbeit bei Le Corbusier, entwarf Perriand Möbel, die für alle erschwinglich sein sollten. Zuvor hatte sie „La Grande Misère de Paris“ fotografisch dokumentiert und mit informativen Texten zu großen Fotomontagen für die Ausstellung „Habitation d’aujourd’hui“ im Grand Palais 1936 verarbeitet. Diese Wandbilder beeindrucken durch ihre Eindringlichkeit. Ebenso eindringlich ist eine ähnliche Installation, die etwas später für den Vorraum des Büros des Landwirtschaftsministers entstand. Diese Arbeiten gehören zu den Überraschungen in diesem Buch!
Entwürfe für kleine Schutzhütten aus den späten 30er Jahre weisen auf Perriands Arbeiten in Skigebieten hin, die, unter anderem, auch Gegenstand der folgenden Bände dieser Monografie sein werden.
Fakten
Autor / Herausgeber Jean Barsac
Verlag Verlag Scheidegger & Spiess, Zürich 2014
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aus Bauwelt 11.2015
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