Zwischen Scheibe und Wabe
Verwaltungsbauten der sechziger Jahre als Denkmale
Text: Philipp, Klaus Jan, Stuttgart
Zwischen Scheibe und Wabe
Verwaltungsbauten der sechziger Jahre als Denkmale
Text: Philipp, Klaus Jan, Stuttgart
Beate Uhses Versandhaus in Flensburg gehört bestimmt zu den bekannteren Adressen Deutschlands. Freilich nicht wegen seiner Architektur, die jedoch, wie der vorliegende Band deutlich macht, dem Schmuddelimage des Versandhauses widerspricht und zu den herausragenden Verwaltungsbauten der 1960er Jahre zählt.
Die Architekten Rieve und Sönnichsen schufen hier 1967–69 einen typischen Verwaltungsbau auf wabenförmigem Dreiecksrastergrundriss mit landschaftlich gestalteten Großraumbüros, horizontal lagernden Balkonbrüstungen in Sichtbeton vor der Eiermann’schen zweischichtigen Fassade mit ihrem filigranen Gestänge.
Großbauten für öffentliche und private Verwaltungen waren eine der großen Bauaufgaben der Boomjahre zwischen 1960 und 1975, einer inzwischen als abgeschlossen geltenden Kulturepoche, weshalb solche Bauten, für die jeder Beispiele aus seiner Umgebung vor Augen hat, Thema der Denkmalpflege geworden sind. 49 herausragende Beispiele werden vorgestellt, darunter die City-Nord in Hamburg, der Tucherpark in München, die Rathäuser von Marl, Mainz und Kaiserslautern, die die Gemüter einst erhitzten, heute jedoch als die Stadtkronen geschätzt werden, als die sie geplant worden sind.
Innovationen mit höchstem Nachfolgepotential wie das Vita-Hochhaus in Stuttgart (1963–65) von dem immer unkonventionellen Wilfried Beck-Erlang stehen neben klaren Mies’schen Preziosen aus den Büros von Henn, HPP und von Seidlein und neben den mehr plastisch aufgefassten Bauten von Oesterlen, Gutbrod oder Schwanzer, dessen BMW-Hauptverwaltung in München eines der absoluten Highlights der Epoche ist. Die vom Quickborner Team entwickelte „Bürolandschaft“ bedingte und beförderte die wabenförmigen Grundrisse, deren Flexibilität und Erweiterbarkeit noch immer Zukunft haben. Aber auch kleine Projekte, wie Max Bächers Gesundheitsamt in Nürtingen (1963–64) mit seiner bestechend klaren Lösung zeigen die geforderten hohen Qualitätsmaßstäbe. Diese konnten in der damaligen DDR nicht immer eingehalten werden, aber die vorgestellten Bauten überzeugen nicht minder, wenn es auch schwierig bleibt, Mielckes Architektur- und Einrichtungspräferenzen im Stasi-Hauptgebäude in Berlin ästhetisch zu goutieren.
Das Buch, dem man eine bessere Schlussredaktion gewünscht hätte, entführt in eine architektonische Welt, in der Selbstbewusstsein und Innovationsbedürfnis noch kraftvoll bis zur Euphorie ausgelebt werden konnten, bevor mit Energiewende, Denkmalschutz und Postmoderne der Architektur der Saft entzogen wurde, der ihr diese spektakulären Augenblicke erlaubte.
Großbauten für öffentliche und private Verwaltungen waren eine der großen Bauaufgaben der Boomjahre zwischen 1960 und 1975, einer inzwischen als abgeschlossen geltenden Kulturepoche, weshalb solche Bauten, für die jeder Beispiele aus seiner Umgebung vor Augen hat, Thema der Denkmalpflege geworden sind. 49 herausragende Beispiele werden vorgestellt, darunter die City-Nord in Hamburg, der Tucherpark in München, die Rathäuser von Marl, Mainz und Kaiserslautern, die die Gemüter einst erhitzten, heute jedoch als die Stadtkronen geschätzt werden, als die sie geplant worden sind.
Innovationen mit höchstem Nachfolgepotential wie das Vita-Hochhaus in Stuttgart (1963–65) von dem immer unkonventionellen Wilfried Beck-Erlang stehen neben klaren Mies’schen Preziosen aus den Büros von Henn, HPP und von Seidlein und neben den mehr plastisch aufgefassten Bauten von Oesterlen, Gutbrod oder Schwanzer, dessen BMW-Hauptverwaltung in München eines der absoluten Highlights der Epoche ist. Die vom Quickborner Team entwickelte „Bürolandschaft“ bedingte und beförderte die wabenförmigen Grundrisse, deren Flexibilität und Erweiterbarkeit noch immer Zukunft haben. Aber auch kleine Projekte, wie Max Bächers Gesundheitsamt in Nürtingen (1963–64) mit seiner bestechend klaren Lösung zeigen die geforderten hohen Qualitätsmaßstäbe. Diese konnten in der damaligen DDR nicht immer eingehalten werden, aber die vorgestellten Bauten überzeugen nicht minder, wenn es auch schwierig bleibt, Mielckes Architektur- und Einrichtungspräferenzen im Stasi-Hauptgebäude in Berlin ästhetisch zu goutieren.
Das Buch, dem man eine bessere Schlussredaktion gewünscht hätte, entführt in eine architektonische Welt, in der Selbstbewusstsein und Innovationsbedürfnis noch kraftvoll bis zur Euphorie ausgelebt werden konnten, bevor mit Energiewende, Denkmalschutz und Postmoderne der Architektur der Saft entzogen wurde, der ihr diese spektakulären Augenblicke erlaubte.
0 Kommentare