Environments - Umwelten von SMAQ
Glashausreihe des Berliner DAZ
Text: Spix, Sebastian, Berlin
Environments - Umwelten von SMAQ
Glashausreihe des Berliner DAZ
Text: Spix, Sebastian, Berlin
Großflächige und ziemlich tiefe Wasserlachen auf der Brache vor dem DAZ verlangen dem vom herbstlichen Dauerregen durchnässten Besucher eine gehörige Portion artistischen Talents ab, ehe er im Eingangsbereich Schutz finden kann. Und auf den ersten Blick wirkt es so, als ginge der Hindernislauf hier weiter: Ein Stelzenwald aus langen Holzpfosten scheint den Weg zur Ausstellung zu versperren.
Doch bei näherer Betrachtung erklärt sich das befremdliche Gerippe als zweckmäßige und durchaus passierbare Konstruktion, die im Obergeschoss des Treppenhauses eine große, von kreisförmigen und geschwunge nen Ausschnitten perforierte Ausstellungsplattform trägt.
Unter dem Titel „Environments – Umwelten“ präsentiert das Deutsche Architektur Zentrum das im Jahr 2001 von Sabine Müller und Andreas Quednau in Rotterdam gegründete und seit 2005 in Berlin ansässige Architekturbüro „SMAQ“. Es ist die zehnte Ausgabe der „Glashaus“-Reihe, in deren Rahmen sich junge Architekten in dem 50 Quadratmeter großen Treppenhaus vorstellen können. Die geheimnisvoll durch die Löcher in der Plattform nach unten fallenden Lichtkegel wecken im Verbund mit den rätselhaften Gurgel-, Rausch-, und Blubbergeräuschen einer Klangeinrichtung Erinnerungen an Installationen des italienischen Künstlers Fabrizio Plessi. Dessen Arbeiten osszillieren zwischen Traum und Wirklichkeit, zwischen Virtualität und Materialität; die vier Projekte von SMAQ, die oben auf psychedelisch-bunten Farbflächen zwischen Miniaturzwergen und Plastikautos zu begutachten sind, pendeln zwischen der Erforschung ökologischer und materieller Potentiale der jeweiligen Orte und gestalterisch mitunter eigenwilligen Formfindungsexperimenten. Ihren Entwürfen liege „die Suche nach existierenden und potentiellen Bewegungslinien“ zugrunde, „seien es die von Menschen zu Fuß oder im Auto, seien es die von Luft, Wasser oder Energie“, so die mehrfachen Europan-Preisträger.
Ein filigranes Holzmodell der Installation „BAD“ zeigt das einzige realisierte Projekt der Schau. Der Prototyp wurde vor zwei Jahren aus Multiplex und einem elastischen Gartenschlauch konstruiert (Heft 1–2.07). Unzählige Schlaufen formen einen Paravent, der Sonnenenergie einfängt. An einen Hydranten angeschlossen, wird der 1000 Meter lange Schlauch mit Wasser gespeist, das sich durch die Sonneneinstrahlung erwärmt, sich in ein kleines Bassin zum wohltemperierten Baden ergießt und schließlich, abgelassen, der Bewässerung von Pflanzen dient. Man kann die sonderbare organische Form und das kreischende rosa von „BAD“ mögen oder nicht, das Objekt dokumentiert den spielerischen Umgang der Architekten mit unkonventionellen Materialien und ökologischen Maßnahmen überaus anschaulich.
Das aus unzähligen kleinen schwarzen Pfeilen bestehende Winddiagramm für „Xeritown“, das Projekt eines nachhaltigen Wohnquartiers in der Wüste Dubais, mag in der Ausstellung stellvertretend für die intensive Analyse regional-klimatischer Bedingungen stehen, die die Architekten betreiben. Es verwundert kaum, wenn Sabine Müller und Andreas Quednau, nach ihren Vorbildern gefragt, antworten: „Biologiebücher mit diagrammatischen Darstellungen, Wetterkarten, Krimis, die Schritt für Schritt einen Fall lösen, Landschaften und Luftbilder von ihnen und die Prozesse, die sie produzieren“.
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