Das Türkentor
Umbau eines Relikts zum Kunstraum: Sauerbruch Hutton
Text: Schultz, Brigitte, Berlin
Das Türkentor
Umbau eines Relikts zum Kunstraum: Sauerbruch Hutton
Text: Schultz, Brigitte, Berlin
Wo sich heute Kunstfreunde begegnen, marschierten früher 3000 Soldaten: Das Museum Brandhorst und die Pinakothek der Moderne stehen auf dem Areal der ehemaligen Kaserne des Königlich Bayerischen Infanterie-Leibregiments, bekannt auch als „Türkenkaserne“
Die Bezeichnung geht zurück auf den Türkengraben, einen Kanal, der hier im 18. Jahrhundert vermeintlich von türkischen Kriegsgefangenen für Gondelfahrten des Kurfürsten ausgehoben wurde. Von der 1826 errichteten Kaserne ist nach den Schäden des Zweiten Weltkriegs und ihrem Abriss in den Siebzigern nur noch ein Bruchstück vorhanden: das „Türkentor“. Der Mittelrisalit der Kaserne maß ursprünglich vier Stockwerke, der Rundbogen im Erdgeschoss diente als Durchfahrt in den Kasernenhof. Geblieben ist wenig mehr als der Bogen und die Fassade, zusammengehalten in einem fast kubischen Gebäudefragment von 10 Meter „Kantenlänge“ und geschützt durch ein Notdach aus Brettern und Dachpappe.
Doch auf der kleinen „Ruine“ lasten große Erwartungen. Das Türkentor bietet sich durch seinen Standort als westlicher Auftakt für den Eingang in das Kunstareal an. Es soll daher saniert und zu einem „Kunstraum“ ausgebaut werden. Die Stiftung Pinakothek der Moderne, die das Projekt mit 780.000 Euro finanziert, sieht es als zukünftige „ante camera für die beiden Häuser der Moderne“ und möchte es nutzen, um „für Münchens Mut zur Moderne zu werben“. Dafür braucht das an sich unscheinbare Tor eine umso spektakulärere Nutzung. Die Wahl fiel auf ein Werk des Künstlers Walter de Maria, das von der Sammlung Brandhorst erworben wurde. De Maria steht in guter Beziehung zur Stadt München, seit er hier 1968 seine erste Einzelausstellung im Ausland präsentieren konnte, zudem passt er als amerikanischer Minimalist gut zu einem der Schwerpunkte der Pinakothek der Moderne.
Die Installation wird für unbestimmte Zeit den „Kunstraum“ ausfüllen. Es handelt sich um eine Granitkugel mit einem Durchmesser von 2,60 Metern, Teil einer Kleinserie, deren Pendants de Maria in Paris und auf der japanischen „Kunstinsel“ Naoshima im Chichu-Museum von Tadao Ando installiert hat. Die Gestaltung der baulichen „Hülle“ für das Kunstwerk hat das Büro Sauerbruch Hutton in Zusammenarbeit mit dem Künstler übernommen. Die Straßenfassade und das hölzerne Eingangstor werden denkmalgerecht rekonstruiert. Die anderen Seiten erfordern jedoch einen offeneren Umgang mit dem Denkmal. So wird der Würfel zur Parkseite über die ganze Höhe um 2,50 Meter erweitert und erhält hier eine verglaste Öffnung, die als Schaufenster fungiert; der Eingang erfolgt über zwei seitliche Einschnitte. Jede Seitenwand bekommt zudem eine quadratische, transluzente Fensteröffnung, die historischen Treppen im Inneren werden entfernt. Erhalten bleibt die Unterkonstruktion der ehemaligen Balkendecke – vier Säulen und die verbindenden Holzbalken –, sie rahmt die in ihrem Geviert liegende Kugel, die wie ein modernes Heiligtum auf einem dreistufigen Podest aus geschliffenem Weißbeton ruht. Die neue Dachkonstruktion sorgt durch eine umlaufende Lichtvolute und ein zentrales Oberlicht für zusätzliche, feierliche Beleuchtung.
Alle Beteiligten bemühen sich schon im Vorfeld um eine perfekte Inszenierung. Versprochen wird eine Verwandlung des Raums durch de Marias Kunst und ihre meditativen Qualitäten; erinnert wird in diesem Kontext an den allerersten „Erdraum“ in München. Ob die Erwartungen eingelöst werden, kann man voraussichtlich schon im August bewerten. Das Potential scheint durchaus vorhanden, denn – so ein Zitat von Walter de Maria: „Was komplex scheint, ist oft einfach – was einfach scheint, ist oft komplex.“
Doch auf der kleinen „Ruine“ lasten große Erwartungen. Das Türkentor bietet sich durch seinen Standort als westlicher Auftakt für den Eingang in das Kunstareal an. Es soll daher saniert und zu einem „Kunstraum“ ausgebaut werden. Die Stiftung Pinakothek der Moderne, die das Projekt mit 780.000 Euro finanziert, sieht es als zukünftige „ante camera für die beiden Häuser der Moderne“ und möchte es nutzen, um „für Münchens Mut zur Moderne zu werben“. Dafür braucht das an sich unscheinbare Tor eine umso spektakulärere Nutzung. Die Wahl fiel auf ein Werk des Künstlers Walter de Maria, das von der Sammlung Brandhorst erworben wurde. De Maria steht in guter Beziehung zur Stadt München, seit er hier 1968 seine erste Einzelausstellung im Ausland präsentieren konnte, zudem passt er als amerikanischer Minimalist gut zu einem der Schwerpunkte der Pinakothek der Moderne.
Die Installation wird für unbestimmte Zeit den „Kunstraum“ ausfüllen. Es handelt sich um eine Granitkugel mit einem Durchmesser von 2,60 Metern, Teil einer Kleinserie, deren Pendants de Maria in Paris und auf der japanischen „Kunstinsel“ Naoshima im Chichu-Museum von Tadao Ando installiert hat. Die Gestaltung der baulichen „Hülle“ für das Kunstwerk hat das Büro Sauerbruch Hutton in Zusammenarbeit mit dem Künstler übernommen. Die Straßenfassade und das hölzerne Eingangstor werden denkmalgerecht rekonstruiert. Die anderen Seiten erfordern jedoch einen offeneren Umgang mit dem Denkmal. So wird der Würfel zur Parkseite über die ganze Höhe um 2,50 Meter erweitert und erhält hier eine verglaste Öffnung, die als Schaufenster fungiert; der Eingang erfolgt über zwei seitliche Einschnitte. Jede Seitenwand bekommt zudem eine quadratische, transluzente Fensteröffnung, die historischen Treppen im Inneren werden entfernt. Erhalten bleibt die Unterkonstruktion der ehemaligen Balkendecke – vier Säulen und die verbindenden Holzbalken –, sie rahmt die in ihrem Geviert liegende Kugel, die wie ein modernes Heiligtum auf einem dreistufigen Podest aus geschliffenem Weißbeton ruht. Die neue Dachkonstruktion sorgt durch eine umlaufende Lichtvolute und ein zentrales Oberlicht für zusätzliche, feierliche Beleuchtung.
Alle Beteiligten bemühen sich schon im Vorfeld um eine perfekte Inszenierung. Versprochen wird eine Verwandlung des Raums durch de Marias Kunst und ihre meditativen Qualitäten; erinnert wird in diesem Kontext an den allerersten „Erdraum“ in München. Ob die Erwartungen eingelöst werden, kann man voraussichtlich schon im August bewerten. Das Potential scheint durchaus vorhanden, denn – so ein Zitat von Walter de Maria: „Was komplex scheint, ist oft einfach – was einfach scheint, ist oft komplex.“
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