Nationalmuseum für Kunst, Architektur und Design
Text: Harmel, Eleonore, Berlin
Nationalmuseum für Kunst, Architektur und Design
Text: Harmel, Eleonore, Berlin
Oslo baut weiter eifrig an der Aufwertung seiner zentralen Hafengebiete. Auf dem ehemals für die Deichman Bibliothek reservierten Grundstück am Rathausplatz soll nun das Nationalmuseum für Kunst, Architektur und Design entstehen. Im Wettbewerb liegt ein deutsches Büro vorn.
Seit 2000 arbeitet Norwegens Hauptstadt am Masterplan „Fjord City“, der die komplette Umgestaltung der früheren Hafengebiete innerhalb der nächsten 20 Jahre vorsieht. Auf über 200 Hektar und 12 Kilometer Länge sind neue Wohn- und Geschäftsviertel, aber auch viele kulturelle Bauten geplant. Bekanntester realisierter Baustein ist die Oper (Heft 21.08) in der Bjørvika-Bucht. Die Wettbewerbe für das Munch/Stenersen Museum und die Deichman Bibliothek (Heft 20.09) sowie für den Hauptbahnhof in unmittelbarer Nähe (Heft 26.08) sorgten ebenfalls für internationale Aufmerksamkeit.
An der westlich gelegenen Pipervika-Bucht, wo die monumentale Backsteinfassade des Rathauses und die Festung Akershus die Silhouette prägen, soll jetzt das letzte freie Grundstück auf dem Gelände des ehemaligen Westbahnhofs für den Museumsneubau genutzt werden. Das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude beherbergt seit 2005 das Nobel-Friedenszentrum; wo früher die Gleisanlagen waren, befinden sich zurzeit Parkplätze. Nachdem das Nationalmuseum 2003 durch den Zusammenschluss von vier Institutionen gegründet wurde, sollen diese – bisher auf verschiedenen Standorten verteilt – nunmehr auf 34.910 m² Nutzfläche in einem Bau vereint werden. Im Auftrag des Ministeriums für Kultur und Kirchen lobte die staatliche Liegenschaftsverwaltung Statsbygg einen offenen, intenationalen Wettbewerb aus. Sechs der 238 Einreichungen wurden von der neunköpfigen Jury (u.a. DØrte Mandrup, Vorsitz: Svein Aaser, Leiter des Nationalmuseums) zur Überarbeitung ausgewählt. Mitte April entschied sie sich für den Entwurf der im Jahr 2003 gebildeten Arbeitsgemeinschaft Kleihues+Schuwerk, der maßgeblich von Klaus Schuwerk bearbeitet wurde.
Das „Forum Artis“ überzeugt schon in der Darstellung durch Unaufdringlichkeit: keine pompösen Renderings, keine bunten Ideenskizzen, sondern nüchterne Pläne, welche die durchdachte Organisation des Raumprogramms betonen. Die zwei Sockelgeschosse beziehen sich in der Höhe auf das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude. Der Eingang liegt etwas versteckt auf dessen Rückseite, zwischen Alt und Neu entsteht ein gefasster öffentlicher Platz. Der klassisch organisierte Ausstellungsbereich schließt
an ein großzügiges Foyer an, der öffentliche Raum erstreckt sich bis auf die Dachterrassen. Auf diesen Baukörper ist die Alabasterhalle mit einer Verkleidung aus transluzentem Onyx-Marmor aufgesetzt, die nachts als Symbol für das neue Museum in der Stadtsilhouette leuchten soll. Eine Herausforderung für die Künstler wird die Bespielung des freien Grundrisses sein.
Den 2. Preis erhielt das junge dänische Büro JAJA mit seinem Entwurf aus fünf untereinander verbundenen Kuben mit gestaffelten Höhen. In den mittleren drei ist die Ausstellungsfläche untergebracht, die über eine vergleichbare Hofsituation wie beim siegreichen Entwurf erreicht wird. Die vertikal strukturierte Fassadenverkleidung aus fiberverstärktem Beton mit integriertem Lichtsystem verwandelt den Bau bei Dunkelheit in einen leuchtenden Strichcode. Der Jury gefiel die Komposition der Volumen, der sie räumliche Tiefe und Eleganz zuspricht. Ob sich die Massivität der Verbindungsgänge zwischen den einzelnen Kuben in der Realität so gut kaschieren lässt wie in den Visualisierungen, bleibt fraglich.
Der drittplatzierte Entwurf von Henning Larsen Architects wirkt zunächst wie ein großer Würfel,
dessen Foyer einen klaren und weithin sichtbaren Eingang zum Rathausplatz definiert. Die Jury hob die Dramatik der hohen Räume positiv hervor. Im Inneren entpuppen sich diese allerdings als recht konventionelles Treppenhaus. Und auch die Idee der zeichenhaften geometrischen Form offenbart auf den zweiten Blick ihre Schwächen: Um alle geforderten Funktionen unterbringen zu können, ist der Würfel mit einem dreigeschossigen Anbau verbunden, der die verbleibende Grundstücksfläche einnimmt.
Trotz der klaren Jury-Entscheidung will Statsbygg bis August mit allen drei Preisträgern verhandeln. Die norwegische Architektenkammer protestiert und setzt sich für den deutschen Sieger ein. Dieser hat vielleicht auch wegen der an einem 3D-Modell errechneten, relativ niedrigen Kosten gute Chancen.
An der westlich gelegenen Pipervika-Bucht, wo die monumentale Backsteinfassade des Rathauses und die Festung Akershus die Silhouette prägen, soll jetzt das letzte freie Grundstück auf dem Gelände des ehemaligen Westbahnhofs für den Museumsneubau genutzt werden. Das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude beherbergt seit 2005 das Nobel-Friedenszentrum; wo früher die Gleisanlagen waren, befinden sich zurzeit Parkplätze. Nachdem das Nationalmuseum 2003 durch den Zusammenschluss von vier Institutionen gegründet wurde, sollen diese – bisher auf verschiedenen Standorten verteilt – nunmehr auf 34.910 m² Nutzfläche in einem Bau vereint werden. Im Auftrag des Ministeriums für Kultur und Kirchen lobte die staatliche Liegenschaftsverwaltung Statsbygg einen offenen, intenationalen Wettbewerb aus. Sechs der 238 Einreichungen wurden von der neunköpfigen Jury (u.a. DØrte Mandrup, Vorsitz: Svein Aaser, Leiter des Nationalmuseums) zur Überarbeitung ausgewählt. Mitte April entschied sie sich für den Entwurf der im Jahr 2003 gebildeten Arbeitsgemeinschaft Kleihues+Schuwerk, der maßgeblich von Klaus Schuwerk bearbeitet wurde.
Das „Forum Artis“ überzeugt schon in der Darstellung durch Unaufdringlichkeit: keine pompösen Renderings, keine bunten Ideenskizzen, sondern nüchterne Pläne, welche die durchdachte Organisation des Raumprogramms betonen. Die zwei Sockelgeschosse beziehen sich in der Höhe auf das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude. Der Eingang liegt etwas versteckt auf dessen Rückseite, zwischen Alt und Neu entsteht ein gefasster öffentlicher Platz. Der klassisch organisierte Ausstellungsbereich schließt
an ein großzügiges Foyer an, der öffentliche Raum erstreckt sich bis auf die Dachterrassen. Auf diesen Baukörper ist die Alabasterhalle mit einer Verkleidung aus transluzentem Onyx-Marmor aufgesetzt, die nachts als Symbol für das neue Museum in der Stadtsilhouette leuchten soll. Eine Herausforderung für die Künstler wird die Bespielung des freien Grundrisses sein.
Den 2. Preis erhielt das junge dänische Büro JAJA mit seinem Entwurf aus fünf untereinander verbundenen Kuben mit gestaffelten Höhen. In den mittleren drei ist die Ausstellungsfläche untergebracht, die über eine vergleichbare Hofsituation wie beim siegreichen Entwurf erreicht wird. Die vertikal strukturierte Fassadenverkleidung aus fiberverstärktem Beton mit integriertem Lichtsystem verwandelt den Bau bei Dunkelheit in einen leuchtenden Strichcode. Der Jury gefiel die Komposition der Volumen, der sie räumliche Tiefe und Eleganz zuspricht. Ob sich die Massivität der Verbindungsgänge zwischen den einzelnen Kuben in der Realität so gut kaschieren lässt wie in den Visualisierungen, bleibt fraglich.
Der drittplatzierte Entwurf von Henning Larsen Architects wirkt zunächst wie ein großer Würfel,
dessen Foyer einen klaren und weithin sichtbaren Eingang zum Rathausplatz definiert. Die Jury hob die Dramatik der hohen Räume positiv hervor. Im Inneren entpuppen sich diese allerdings als recht konventionelles Treppenhaus. Und auch die Idee der zeichenhaften geometrischen Form offenbart auf den zweiten Blick ihre Schwächen: Um alle geforderten Funktionen unterbringen zu können, ist der Würfel mit einem dreigeschossigen Anbau verbunden, der die verbleibende Grundstücksfläche einnimmt.
Trotz der klaren Jury-Entscheidung will Statsbygg bis August mit allen drei Preisträgern verhandeln. Die norwegische Architektenkammer protestiert und setzt sich für den deutschen Sieger ein. Dieser hat vielleicht auch wegen der an einem 3D-Modell errechneten, relativ niedrigen Kosten gute Chancen.
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