Zu viel gewollt
Christoph Mäcklers neues Augustinermuseum in Freiburg
Text: Escher, Gudrun, Xanten
Zu viel gewollt
Christoph Mäcklers neues Augustinermuseum in Freiburg
Text: Escher, Gudrun, Xanten
Das städtische Augustinermuseum Freiburg im früheren Kloster der Augustiner-Eremiten, das mit gotischem Kreuzgang, barockem Kloster und hoher Saalkirche der vorwiegend mittelalterlichen Sammlung Oberrheinischer Kunst achtzig Jahre lang eine angemessene Heimstatt bot, hat nach fast zehn Jahren Planungs- und Umbauzeit Ende März wieder seine Pforten geöffnet. Bei dem von Christoph Mäckler entworfenen neuen Museumsteil im Kirchenschiff handelt es sich um den ersten und einschneidensten von mehreren geplanten Bauabschnitten.
Nach außen fällt nur vom Augustinerplatz her auf, dass hier gebaut wurde, denn nun schiebt sich ein neuer Eingangsvorbau in den schmalen Durchgang zur Salzstraße. Er bietet Raum für die sogenannten Kaiserfenster, Bildfenster der Renaissance aus dem Freiburger Münster. Innen ist in das einst ungeteilte Kirchenschiff eine basilikale Struktur mit Mittelschiff und Emporen über Seitenschiffen aus sandfarbenem Beton eingestellt worden. Dadurch hat man Mauerpfeiler als Folie für den monumentalen Zyklus der Prophetenfiguren auf Podesten gewonnen, Meisterwerke der Bildhauerkunst um 1300 aus rotem Sandstein, die einst in luftiger Höhe am Münsterturm in die Ferne blickten. Dieser Zyklus und weitere Bauplastik vom Münster veranlassten Mäckler in einem 2001 von der Stadt beauftragten Gutachten, sein Konzept zu entwickeln. Das Festhalten an dieser Idee bei der Durchplanung hat sich jedoch, einiger Überarbeitungen ungeachtet, nicht als vorteilhaft erwiesen, sondern als Verursacher einer ganzen Folge von, man kann es nicht anders sagen: Notlösungen.
Die eklatanteste ist die Abtrennung des Chors durch eine geschlossene Wand, notwendig, um den Mittelschiffwänden ihren Abschluss zu geben und hoch oben an der Stirnwand (im Kirchenraum wäre dies der Triumphbogen, hier aber blieb nur eine kleine Pforte offen) die Skulpturengruppe der Marienkrönung anzubringen. Die aufwendig restaurierte barocke Orgel mit raumfüllendem Prospekt im Chorpolygon wurde so ihres Resonanzkörpers beraubt, der knappe Raum davor zudem mit Stellwänden für Barockaltäre verstellt. Hier blieben zumindest die seitlichen Fenster offen – ein wenig Augenerholung im Tageslicht, nachdem die Skulputurenhalle ausschließlich über Kunstlicht verfügt. Die zweigeschossigen Seitenschiffe beherbergen jetzt die frühmittelalterliche Malerei und Skulptur, darunter zwei Palmesel auf der Empore, um die man aus Platzmangel nicht mehr herumgehen kann. Früher standen sie frei im großen Kirchenschiff.
Vollends verwirrend wird die Raumdisposition, wendet sich der Besucher im heutigen Mittelschiff nach Westen, zum Eingang. Nach den prononciert mittelalterlichen Anmutungen im Ausstellungsbereich schiebt sich hier eine Treppenanlage mit völlig anderer
Geometrie zwischen Vorbau und Ausstellungsraum, weist demonstrativ die Zackenlinien ihrer Stufen vor, weit oben ein gefährlich überhängendes Schwalbennest nicht unmittelbar erkennbarer Funktion und Ausgucke auf verschiedenen Ebenen. Die Ruhe und Erhabenheit des Gesamteindrucks beim Eintreten mit Blick nach Osten gerät zur Farce, entlarvt als Inszenierung für publikumsträchtige Schau-Erlebnisse.
Durch die neu eingezogene Oberdecke kann jetzt der offene Dachstuhl als weitere Ausstellungsfläche dienen. Auf roten Wänden ist hier die Oberrheinische Malerei des 19. Jahrhunderts ausgebreitet, Bilder, die nicht immer gegen die Dominanz der Dachbalken obsiegen. Mancher mag da wehmütig an die frühere unprätentiöse Folge von Sälen im Kloster denken. Mehr als 400 Gäste auf einmal fasst das Haus mit seinen engen Passagen heute nicht, das hat das Eröffnungswochenende gezeigt. Führungen für mehrere Gruppen gleichzeitig werden akustisch schwierig, der neu gewonnene Sonderausstellungsraum im Untergeschoss mit 4,50 m Deckenhöhe ist zu klein für Großformatiges.
Die Aufgabe war komplex, das bautechnische Problem mit wenig standfesten Außenwänden immens. Die Grundidee von Mäckler schien vielen, dem Rat der Stadt als Auftraggeber, dem bischöflichen Ordinariat als Leihgeber, dem Museum trotz massiver öffentlicher und fachlicher Kritik ein gangbarer Weg. Zu keinem Zeitpunkt wurden Varianten geprüft: eine schwere Hypothek für das Museum.
Nach außen fällt nur vom Augustinerplatz her auf, dass hier gebaut wurde, denn nun schiebt sich ein neuer Eingangsvorbau in den schmalen Durchgang zur Salzstraße. Er bietet Raum für die sogenannten Kaiserfenster, Bildfenster der Renaissance aus dem Freiburger Münster. Innen ist in das einst ungeteilte Kirchenschiff eine basilikale Struktur mit Mittelschiff und Emporen über Seitenschiffen aus sandfarbenem Beton eingestellt worden. Dadurch hat man Mauerpfeiler als Folie für den monumentalen Zyklus der Prophetenfiguren auf Podesten gewonnen, Meisterwerke der Bildhauerkunst um 1300 aus rotem Sandstein, die einst in luftiger Höhe am Münsterturm in die Ferne blickten. Dieser Zyklus und weitere Bauplastik vom Münster veranlassten Mäckler in einem 2001 von der Stadt beauftragten Gutachten, sein Konzept zu entwickeln. Das Festhalten an dieser Idee bei der Durchplanung hat sich jedoch, einiger Überarbeitungen ungeachtet, nicht als vorteilhaft erwiesen, sondern als Verursacher einer ganzen Folge von, man kann es nicht anders sagen: Notlösungen.
Die eklatanteste ist die Abtrennung des Chors durch eine geschlossene Wand, notwendig, um den Mittelschiffwänden ihren Abschluss zu geben und hoch oben an der Stirnwand (im Kirchenraum wäre dies der Triumphbogen, hier aber blieb nur eine kleine Pforte offen) die Skulpturengruppe der Marienkrönung anzubringen. Die aufwendig restaurierte barocke Orgel mit raumfüllendem Prospekt im Chorpolygon wurde so ihres Resonanzkörpers beraubt, der knappe Raum davor zudem mit Stellwänden für Barockaltäre verstellt. Hier blieben zumindest die seitlichen Fenster offen – ein wenig Augenerholung im Tageslicht, nachdem die Skulputurenhalle ausschließlich über Kunstlicht verfügt. Die zweigeschossigen Seitenschiffe beherbergen jetzt die frühmittelalterliche Malerei und Skulptur, darunter zwei Palmesel auf der Empore, um die man aus Platzmangel nicht mehr herumgehen kann. Früher standen sie frei im großen Kirchenschiff.
Vollends verwirrend wird die Raumdisposition, wendet sich der Besucher im heutigen Mittelschiff nach Westen, zum Eingang. Nach den prononciert mittelalterlichen Anmutungen im Ausstellungsbereich schiebt sich hier eine Treppenanlage mit völlig anderer
Geometrie zwischen Vorbau und Ausstellungsraum, weist demonstrativ die Zackenlinien ihrer Stufen vor, weit oben ein gefährlich überhängendes Schwalbennest nicht unmittelbar erkennbarer Funktion und Ausgucke auf verschiedenen Ebenen. Die Ruhe und Erhabenheit des Gesamteindrucks beim Eintreten mit Blick nach Osten gerät zur Farce, entlarvt als Inszenierung für publikumsträchtige Schau-Erlebnisse.
Durch die neu eingezogene Oberdecke kann jetzt der offene Dachstuhl als weitere Ausstellungsfläche dienen. Auf roten Wänden ist hier die Oberrheinische Malerei des 19. Jahrhunderts ausgebreitet, Bilder, die nicht immer gegen die Dominanz der Dachbalken obsiegen. Mancher mag da wehmütig an die frühere unprätentiöse Folge von Sälen im Kloster denken. Mehr als 400 Gäste auf einmal fasst das Haus mit seinen engen Passagen heute nicht, das hat das Eröffnungswochenende gezeigt. Führungen für mehrere Gruppen gleichzeitig werden akustisch schwierig, der neu gewonnene Sonderausstellungsraum im Untergeschoss mit 4,50 m Deckenhöhe ist zu klein für Großformatiges.
Die Aufgabe war komplex, das bautechnische Problem mit wenig standfesten Außenwänden immens. Die Grundidee von Mäckler schien vielen, dem Rat der Stadt als Auftraggeber, dem bischöflichen Ordinariat als Leihgeber, dem Museum trotz massiver öffentlicher und fachlicher Kritik ein gangbarer Weg. Zu keinem Zeitpunkt wurden Varianten geprüft: eine schwere Hypothek für das Museum.
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