Bauwelt

Er, Sie & Es

Stephanie Davidson und Georg Rafailidis haben in Buffalo, New York, ihr erstes Pro­­jekt realisiert: Ein Ate­lier­haus für zwei Künst­ler mit drei Künsten und einem Gewächshaus.

Text: De Giorgi, Luca, Bozen

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    Stephanie Davidson und Georg Rafailidis haben in Buffalo, New York, ihr erstes Projekt realisiert: Ein Atelierhaus für zwei Künstler mit drei Künsten und einem Gewächshaus.
    Foto: Florian Holzherr

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    Stephanie Davidson und Georg Rafailidis haben in Buffalo, New York, ihr erstes Projekt realisiert: Ein Atelierhaus für zwei Künstler mit drei Künsten und einem Gewächshaus.

    Foto: Florian Holzherr

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    Das junge Architektenduo aus Kanada und Deutschland traf sich während des Studiums an der AA in London und gründeten 2013 sein eigenes Architekturbüro in den USA.
    Foto: Architekten

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    Das junge Architektenduo aus Kanada und Deutschland traf sich während des Studiums an der AA in London und gründeten 2013 sein eigenes Architekturbüro in den USA.

    Foto: Architekten

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    Sie ist in eine untere Keramikwerkstatt ...
    Foto: Florian Holzherr

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    Sie ist in eine untere Keramikwerkstatt ...

    Foto: Florian Holzherr

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    ... ein oberes Schmuck­atelier unterteilt. Foto: Florian Holzherr

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    ... ein oberes Schmuck­atelier unterteilt.

    Foto: Florian Holzherr

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    Sie ist mit geseiftem Holz verkleidet.
    Foto: Florian Holzherr

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    Sie ist mit geseiftem Holz verkleidet.

    Foto: Florian Holzherr

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    Die rahmenlose Verglasung wurde direkt auf die Unterkonstruktion geklebt.
    Foto: Florian Holzherr

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    Die rahmenlose Verglasung wurde direkt auf die Unterkonstruktion geklebt.

    Foto: Florian Holzherr

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    Er ist außen in geteertem Holz ausgeführt ... Foto: Florian Holzherr

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    Er ist außen in geteertem Holz ausgeführt ...

    Foto: Florian Holzherr

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    ... und innen ein White Cube. Foto: Florian Holzherr

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    ... und innen ein White Cube.

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    Erst beim Hinaufschauen erkennt man durch die ausgeprägten Dachneigungen, dass es sich um drei differenzierte und zusammengeschobene Räume handelt. Auch die Hauskatze weiß die offene Raumstruktur zu schätzen.
    Foto: Florian Holzherr

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    Erst beim Hinaufschauen erkennt man durch die ausgeprägten Dachneigungen, dass es sich um drei differenzierte und zusammengeschobene Räume handelt. Auch die Hauskatze weiß die offene Raumstruktur zu schätzen.

    Foto: Florian Holzherr

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    Es ist ein Gewächshaus.
    Foto: Florian Holzherr

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    Es ist ein Gewächshaus.

    Foto: Florian Holzherr

Er, Sie & Es

Stephanie Davidson und Georg Rafailidis haben in Buffalo, New York, ihr erstes Pro­­jekt realisiert: Ein Ate­lier­haus für zwei Künst­ler mit drei Künsten und einem Gewächshaus.

Text: De Giorgi, Luca, Bozen

Eher abgeschieden von der Straße haben Sie für zwei Künstler ein Atelier gebaut. Was waren die Besonderheiten des Ortes?
Ein bestehendes Wohnhaus stand alleine an der Straßenseite eines sehr tiefen Grundstücks. Die Bauherren hatten es sich gezielt ausgesucht mit dem Vorhaben ein Atelier zu bauen und im bestehenden Vorderhaus zu wohnen. Typischerweise sind in der Gegend zweigeschossige Einfami­lienhäuser zur Straße orientiert, mit einem dazugehörigen Nebengebäude dahinter. Die Baugenehmigungsbehörde hat das Atelier ebenfalls als Nebengebäude eingestuft, so ließ sich das Ate­lier in die bestehende Nutzungszone einfügen.
Inwiefern nimmt dieses Projekt Bezug auf die amerikanische Baukultur?
In den USA wechselt die Eigentümerschaft von Immobilien häufig und die Lebensdauer von Raumprogrammen und Nutzungen sind sehr kurz. In diesem Kontext der Kurzlebigkeit und Insta­bilität war es uns wichtig ein langlebiges Gebäude zu entwickeln das über einen langen Zeitraum relevant bleiben kann. Er, Sie & Es ist eine Architektur, die in der Lage ist, eine Verbindung zu Nutzern herzustellen, die direkt und instinktiv ist, unabhängig von kurzlebigen Nutzungen und Programmen. Zwei Aspekte interessieren uns hier im Besonderen: Erstens, dass der Bedeutungsgehalt von architektonischer Form nicht den Gebäuden innewohnt, sondern kontinuierlich neu verhandelt wird zwischen jedem individuellem Nutzer und dem Gebäude. Zweitens, dass Gebäude aktive Teilnehmer in dieser Beziehung sind und nicht passive, neutrale Objekte.
Haben in dem Gebäude schon ungeplante Nutzungen Einzug gefunden?
Besucher haben den Künstlern neue, unerwartete Nutzungen vorgeschlagen, z.B. eine Sommerschlafkammer im Gewächshaus. Allein das zeigt, dass eine Beziehung der Architektur zu den Nutzern über atmosphärische Raumqualitäten langlebiger als eine enge und starre Definition von Räumen über kurzlebige Raumprogramme ist. Anstatt das gegebene Raumprogramm einfach zu verfestigen, regt das Atelier die Nutzer eher an sich vorzustellen was es denn sonst noch sein könnte.
Wie haben Sie die zunächst gewünschten Nutzungen in einem Gebäude vereint?
In einem ersten Entwurfsschritt haben wir die drei Räume collageartig zusammengeschoben. An den Verbindungsflächen der drei Baukörper haben wir dann die Wände bis zu einer Höhe von 2,03 Meter entfernt. Dies ermöglicht im unteren Teil eine komplett offene, flexible Erschließung, ohne starre Raumabgrenzungen. Die verbleibenden darüberliegenden Firstwandflächen dienen als Tragwerk, um die resultierenden Wandöffnungen frei zu überspannen. So entsteht der Eindruck einer frei schwebenden Dachkonstruktion. Mit den unterschiedlichen Lichtöffnungen und der Ornamentierung konnten wir differenzierte und definierte Raumzonen ohne die Notwendigkeit für Wände erzeugen. Dieser hybride Raum, zusammengesetzt aus der generischen unteren Raumschicht und der aufgepfropften spezifischen oberen Raumschicht erlaubt es Räume zu artikulieren ohne Wände und Türen, die die offene Erschließung einschränken würden.
Trotzdem grenzen sich die Räume klar voneinander ab.
Es war uns wichtig eine komplexe Raumerfahrung zu erzeugen die sich vom Wohnhaus radi­kal unterscheidet. Bis auf dem grauen Betonboden ist das Atelier des Malers gänzlich weiß. Der Raum besitzt keine Fenster und wird ausschließlich durch ein sehr langes Oberlicht indirekt mit Tageslicht erhellt. Den Raum für die Künstlerin haben wir in eine raue Werkstatt für Keramik­arbeiten und einen oberen Arbeitsbereich für die filigrane Schmuckherstellung aufgeteilt. Die Werkstatt besitzt große Fensteröffnungen mit einer großzügigen Aussicht sowie akzentuier­-ter Belichtung, die von dunklen Bereichen bis zu hellen Arbeitstischen reicht. Im Gewächs­-haus wachsen im Frühling Setzlinge und im Winter Pflanzen. Die transluzente Hülle aus Polycarbonat fügt den beiden eher introvertierten Arbeitsräumen einen „fast“ Außenbereich hinzu.
Wie distanziert sich das Atelier von den Nachbargebäuden?
Dieser introvertierte, erlebnisreiche Innenraum dient als Rückzugsort, in dem man sich vollkommen auf die eigene Arbeit konzentrieren kann. Alle Eingangstüren liegen auf der Rückseite des Gebäudes und Wildblumen entlang den Sickermulden, welche eine Höhe 1,20 Meter erreichen, dienen als optischer Schleier, der den Arbeitsraum zusätzlich vom Wohnhaus trennt.
Dem sehr offenen Gebäude liegt ein besonderes Energieprinzip zu Grunde.
Die Klimatisierung folgt ebenfalls der Logik einer sich stetig wandelnden räumlichen Konfigura­tion. Jeder der drei Baukörper besitzt eine eigene Konstruktion und unterschiedliche bauphysika­lische Eigenschaften. Die wärmeisolierenden Faltschiebewände müssen benutzt werden, um das Gebäude an unterschiedliche Wetterverhältnisse anzupassen, da wir räumliche Klimatisierungsstrategien anstelle von technischen verwenden.
Wie kann man sich das vorstellen?
Während kalter, sonniger Wintertage, werden zum Beispiel die Faltschiebetüren komplett geöffnet, um die solaren Gewinne dem gesamten Innenraum zugutekommen zu lassen. An bewölkten Wintertagen und -nächten werden die Faltschiebetüren geschlossen, um das zu beheizende Raumvolumen zu verkleinern. Im Sommer wiederum wird die Lüftungsklappe am First des Gewächshauses geöffnet. Dies verwandelt das Gewächshaus in einen solaren Kamin, der selbst an windstillen und heißen Sommertagen einen konstanten Luftzug erzeugt.
Auf welche Probleme sind Sie bei der Umsetzung gestoßen?
Die größte Herausforderung war ein unglaublich enger Kostenrahmen von 830 Euro pro Quadratmeter. Der Vorteil dieser Beschränkung war, dass wir standardisierte Konstruktionsweisen und Details hinterfragen mussten. Die rahmenlose, direkt auf die Unterkonstruktion verklebte Verglasung des Keramikstudios kostete lediglich 3000 Euro, da sie als Ersatzverglasung angesehen wurde, ohne die Kosten von üblichen Fenstersystemen. Üblicherweise denkt man an ausufernde Baukosten wenn konstruktive Normen umgangen werden. Der Gegensatz ist hier der Fall. Alle Normen der Baukonstruktion wurden hinsichtlich Ihrer unbedingten Notwendigkeit kritisch hinterfragt. Normative Konstruktions­details wurden radikal vereinfacht.

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