Can Batlló
In der ehemaligen Textilfabrik Can Batlló wird das neue Archiv der Stadt Barcelona eingerichtet. Eine Agora für die Stadt – Ein Ort zur Erinnerung an ihre Geschichte.
Text: Such, Adriana Aguirre
Can Batlló
In der ehemaligen Textilfabrik Can Batlló wird das neue Archiv der Stadt Barcelona eingerichtet. Eine Agora für die Stadt – Ein Ort zur Erinnerung an ihre Geschichte.
Text: Such, Adriana Aguirre
Can Batlló ist der letzte große Industriekomplex von Barcelona. 1878 im Stadtteil La Bordeta des Bezirks Sants-Montjüic erbaut, bot die Textilfabrik einst etwa 5000 Menschen Arbeit. Der Komplex ist einer der wenigen Überlebenden des, durch Tourismus und Immobilienspekulation hervorgerufenen, Durcheinanders in Barcelona. In dieser Stadt, wo alles, was thematisiert werden kann, zur Ikone erhoben wird und deren industri-eller Charakter zum großen Teil eliminiert wurde, hat sich Can Batlló zu einer treibenden Kraft der Diskussion darüber entwickelt, was von der Geschichte Barcelonas bewahrt werden soll.
Deshalb bestand allenthalben der Wunsch, das Areal mit Nutzungen zu bestücken, die eher den Bürgern als der Tourismusmarke Barcelona zugutekommen. Die Bürgerbewegungen, die für eine Gestaltung von Can Batlló mit öffentlichen Einrichtungen und Grünflächen kämpften – wie bereits im Stadterneuerungsplan von 1976 vorgesehen –, haben erreicht, dass die Stadtverwaltung 2011 eine der Lagerhallen an die Initiative „Plataforma Can Batlló és pel barri“ (Can Batlló gehört der Nachbarschaft) zur Nutzung als selbst verwaltetes öffentlich-soziales Zentrum übertrug.
Nachdem das Projekt zu florieren begonnen hatte, nahm die Stadt Barcelona 2014 eine weitere, in der Mitte des 18.300 m² großen Areals gelegene, dreigeschossige Lagerhalle in den Blick. Ende 2017 wurde ein Wettbewerb zur Sanierung und Umnutzung dieser Lagerhalle 8 ausgeschrieben, der ein Projekt nicht nur für die unmittelbare Umgebung, sondern auch für die übrige Stadt vorsah: das Archiv der Stadt Barcelona. Zweck der Einrichtung ist die Bewahrung, Erfassung und Verbreitung des dokumentarischen Kulturerbes der Stadt seit dem dreizehnten Jahrhundert: Fünfzig Kilometer Dokumentationsmaterial, vier Millionen Fotos und tausende Grafiken nebst kartografischen Dokumenten über die Geschichte Barcelonas sollen hier zusammengeführt werden. Das Projekt sieht außerdem einen Informationsbereich, Ausstellungsräume, ein Auditorium, Recherchebereiche und Freizeiteinrichtungen vor.
Der nicht offene Wettbewerb bestand aus zwei Phasen. Von 36 Teams, die in der ersten Phase antraten, gingen zehn in die zweite Phase. Die Entscheidung der Jury beruht auf Kriterien wie der Bewahrung der vorhandenen Gebäudestruktur und der Einbeziehung des Stadtteils in die Benutzung des Gebäudes.
Im viertplatzierten Entwurf von Sobre la Plaça de Harquitectes und AA25 Arquitectura nimmt die Lagerhalle als großer überdachter Platz alle öffentlichen Nutzungen auf. Eine neue Verstärkungsstruktur aus Beton trägt das Archiv. Die drittplatzierten Harquitectes lieferten mit ihrem Entwurf, der allen Funktionen unter einem licht und leicht verfachten Dach Raum gibt, die am besten geordnete und wirtschaftlichste Bauplanung. Der zweitplatzierte Entwurf von Planurbs gewährleistet die Durchlässigkeit des Komplexes besonders gut. Indem er die Möglichkeit, die Fabrikhalle zu durchqueren sichert, stärkt er die Verbindungen zum Viertel La Bordeta.
Gewonnen hat am Ende das Projekt „Agora“ von OP Team, Mendoza Partida und Ramón Valls. Sie setzen sich mit der Typologie des Archivs als geschlossene, unzugängliche und dunkle Räume auseinander. Mit ihrem Entwurf hinterfragen sie diese Typologie und verwandeln das Archiv in einen offenen Ort zur Kulturförderung. Der Raum zur Einsichtnahme in die Dokumente und andere öffentlich genutzte Flächen spielen die Hauptrolle. Um drei Innenhöfe gruppiert, die auch für eine gute Luftzirkulation sorgen und die Ursprungskubatur sichtbar belassen, sind sie alle natürlich belichtet. Der Haupteingang zum Archiv führt auf die Agora des Gebäudes, den Versammlungsplatz, der das ganze Erdgeschosses einbezieht. Diese Agora trägt dazu bei, die umliegenden Straßen miteinander und mit den übrigen Aktivitäten auf dem Areal des Can Battló zu verbinden.
Ausschlaggebend für die Jury, den ersten Preisund das damit verbundene Bauprojekt mit einem Volumen von rund 210.000 Euro an das Projekt Agora zu vergeben, war die Bescheidenheit, mit der die Gruppe das Projekt angegangen ist: Sie achten des kulturellen Erbe, entwickeln einen gut vernetzten öffentlichen Raum und haltendie Bestandsgebäude in Balance mit den neuen Nutzungen. Geplant ist die Eröffnung des Archivsals repräsentatives Zentrum der Geschichte Barcelonas für das Jahr 2022. Es bleibt abzuwarten, ob es dann tatsächlich die lange vergessene industrielle Vergangenheit der Stadt wieder sichtbar machen kann.
Zweiphasiger beschränkter Wettbewerb
1.Preis OP Team, Mendoza Partida, Ramón Valls, Barcelona
2.Preis Planurbs, Barcelona
3.Preis SUMO, taller 9s, Vora, Barcelona
4.Preis Harquitectes, Barcelona
5.Preis DataAE, Sergi Serra Guillen, Barcelona
6.Preis Sergison Bates, LLP & López Rivera, London, Barcelona
8.Preis Vaillo + Irigaray, Vicenç Benéitez, Joaquin López Baldán, Pamplona, Barcelona
9.Preis Forgas, Barcelona
10.Preis Fuses-Viader, Girona
1.Preis OP Team, Mendoza Partida, Ramón Valls, Barcelona
2.Preis Planurbs, Barcelona
3.Preis SUMO, taller 9s, Vora, Barcelona
4.Preis Harquitectes, Barcelona
5.Preis DataAE, Sergi Serra Guillen, Barcelona
6.Preis Sergison Bates, LLP & López Rivera, London, Barcelona
8.Preis Vaillo + Irigaray, Vicenç Benéitez, Joaquin López Baldán, Pamplona, Barcelona
9.Preis Forgas, Barcelona
10.Preis Fuses-Viader, Girona
Juryvorsitz
Estrella Ordóñez, Technische Direktorin bei BIMSA
Estrella Ordóñez, Technische Direktorin bei BIMSA
Auslober
Städtische infrastrukturbehörde BIMSA
Städtische infrastrukturbehörde BIMSA
Wettbewerbskoordination
Ajuntament de Barcelona (Stadtverwaltung)
Ajuntament de Barcelona (Stadtverwaltung)
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