Bauwelt

Ein Schiebedach für Verona

Im Wettbewerb war ein ­flexibles Dach für das römische Amphitheater von Verona gesucht. Zwei deutsche Büros überzeugten die Jury mit Druckring und Membran.

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

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    1. Preis von Gerkan, Marg und Partner und Schlaich Bergermann Partner. Die Planer entschieden sich für einen filigranen Druckring über dem großen Oval. Die Membran-Eindeckung schiebt sich entlang von fächerförmig angeordneten Seilen vor.
    © gmp/a-promise

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    1. Preis von Gerkan, Marg und Partner und Schlaich Bergermann Partner. Die Planer entschieden sich für einen filigranen Druckring über dem großen Oval. Die Membran-Eindeckung schiebt sich entlang von fächerförmig angeordneten Seilen vor.

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    Das römische Amphitheater an der Piazza Brà von Verona wird seit über hundert Jahren für Opernaufführungen genutzt. Ursprünglich verfügte der Bau über einen weiteren äußeren Ring mit einer dritten Bogenreihe.
    © gmp/a-promise

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    Das römische Amphitheater an der Piazza Brà von Verona wird seit über hundert Jahren für Opernaufführungen genutzt. Ursprünglich verfügte der Bau über einen weiteren äußeren Ring mit einer dritten Bogenreihe.

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    Zunächst fahren die Seile vor, ...
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    ... dann folgt die Membran.
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    Dort, wo die Seile und Membran verstaut werden, ist der Ring breiter vorge­sehen. Ein hydraulischer Spannmechanismus sorgt für die erforderliche Verspannung.
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    Dort, wo die Seile und Membran verstaut werden, ist der Ring breiter vorge­sehen. Ein hydraulischer Spannmechanismus sorgt für die erforderliche Verspannung.

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    Längsschnitt mit aufgesetztem Druckring und einer Bühneninstallation. Im Hintergrund die erhaltenen Bögen des äußeren Rings.
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    Längsschnitt mit aufgesetztem Druckring und einer Bühneninstallation. Im Hintergrund die erhaltenen Bögen des äußeren Rings.

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Ein Schiebedach für Verona

Im Wettbewerb war ein ­flexibles Dach für das römische Amphitheater von Verona gesucht. Zwei deutsche Büros überzeugten die Jury mit Druckring und Membran.

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

Vera und ihre Freundin Helga kommen etwas enttäuscht aus Verona zurück. Lange hatten sie die Reise geplant und sich auf die Aufführung von Giuseppe Verdis Oper Aida in der berühmten Arena der Stadt gefreut. Das große Rund war an dem Abend im Juni restlos gefüllt und die Stimmung einmalig. Doch während der Aufführung, als im Dritten Akt die Palastwache Radames seine Liebe für Aida beteuert, beginnt der große Regen. Die Aufführung musste unterbrochen werden. Erst gegen zwei Uhr morgens waren Vera und Helga durchnässt in ihr Hotel zurückgekehrt.
Das antike römische Amphitheater wird seit gut hundert Jahren für große Opernaufführungen genutzt. Doch der Regen macht manchmal, einen Strich durch die Rechnung und führte beim Veranstalter zu tiefroten Zahlen, besonders im letzten Jahr. Um die Vermarktung der beliebten Opernstätte zu optimieren, entschied sich die Stadt für eine Bedachung. Die Aufgabe ist umstritten, denn das Bauwerk ist UNESCO-Weltkulturerbe und darf baulich nicht verändert werden. Verlangt war daher ein kleinstmöglicher Zusatz mit bestem Regenschutz.
Die Arena aus dem Jahr 30 n. Chr. steht heute im Herzen der Stadt. Sie hat eine Größe von 138 mal 109 Meter. Früher war sie größer, doch Anfang des 12. Jahrhunderts zerstörte ein Erdbeben den mit rosa Kalkstein verkleideten Außerring mit Ausnahme von vier Bögen, die einen kleinen Eindruck von der ursprünglichen Gestalt geben. Heute fasst die Arena mit ihren 45 Stufenrängen ohne Bühneninstallationen 22.000 Zuschauer.
An dem weltweit offenen Ideenwettbewerb für das Dach beteiligten sich 84 Büros. Die Kosten für Preisgelder, Jury und Organisation übernahm Sandro Veronesi, Chef des Strumpf- und Bademoden-Konzerns Gruppo Calzedonia aus Verona. Der Entwurf von gmp und Schlaich Bergermann Partner überzeugte Ende Januar die Jury. Die Verfasser hatten einen deutlich abgesetzten Druckring knapp oberhalb der Arena vorgeschlagen, der in den Visualisierungen sehr elegant und zurückhaltend wirkt. Er hält eine wandelbare Membran-Konstruktion, die die gesamte Fläche des Runds einnimmt. Beim Schließen des Dachs wird zunächst ein fächerförmig angeordnetes Seilnetz ausgefahren. Entlang der Seile schiebt sich dann die Membran-Eindeckung vor, bis die Fläche komplett geschlossen ist. Seile und Mem­bran sollen vollständig im Ring verborgen sein. Man kann bezweifeln, ob das mit der sehr dünn dargestellten Ringscheibe gelingt. Sind die Seile in ihrer ausgefahrenen Position, werden sie vorgespannt, um die Membran halten zu können. Die Planerbeschreibung: „Auf den letzten Zentimetern greifen hydraulische Spannmechanismen die vordersten Spannwagen und leiten die erforderliche Vorspannung in die Membrane ein“. Das Einfahren der Membran ist sicherlich ein schwieriges Unterfangen, das große Präzision erfordert, damit sie wieder exakt gefaltet im Stauraum Platz findet. Der Ring soll auch für die Montage moderner Lichttechnik dienen.
Wichtig war, dass bei Öffnung der freie Blick in den Himmel vollständig gewahrt bleibt. Dieser Blick ist das Besondere der Aufführungen. Bei geschlossenem Dach wird die Atmosphäre sicherlich eine ganz andere sein.
Die beiden anderen Preisträger, Vincenzo Latina aus Syrakus (2. Preis) und Roberto Gianfranco Maria Ventura aus Codogno (3. Preis) entschieden sich teilweise für Stützen vor dem Gebäude und aufblasbare Zeltkonstruktionen, die insgesamt schwerer erscheinen. Sollte es zur Ausführung des Projekts kommen, steht die Frage, ob es tatsächlich gelingt, einen so knapp bemessenen und eleganten Ring zu planen. Erfahrungen mit verschiebbarer Bedachung haben gmp und Schlaich Bergermann Partner bereits bei den Stadien in Frankfurt am Main, Warschau und Bukarest gesammelt. Für die Sanierung der Arena in Verona stehen 14 Millionen Euro zur Verfügung, das Dach soll 13,5 Millionen kosten – Calzedonia will sich größzügig beteiligen.

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