Bauwelt

Museum für Kunst und Archäologie


„Die paläolithischen Petro­glyphen sind das wertvollste Erbe der Region“


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    Gabriele Basilico

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Für den Bau des Museums verknüpften wir verschiedene Parameter miteinander: Topographie, Zugänglichkeit und Programm. Ziel war es, das Museum als eine Installation in der Landschaft zu konzipieren.

Die Besonderheiten des Geländes waren für unsere Entscheidungen ausschlaggebend. Wir mussten einen enormen Höhen­unterschied zwischen dem Eingang und dem Inneren des Gebäudes berücksichtigen. Der Ort der Ankunft liegt auf dem höchsten Punkt des Bauplatzes. Das führte uns dazu, eine Art Terrasse zu schaffen, die die eindrucksvolle landschaftliche Szenerie mit ihren Bergen und Tälern erlebbar macht. Dieser Ort für Ankommen, Parken und Schauen ist zugleich der Eingangsraum ins Museum. Während die Zufahrtstraße auf dem Gebäude endet, fällt das Gelände entlang seiner Seitenwände ab, bis an der Stirnseite das Gesamtvolumen des Museums sichtbar wird. Die Dreiecksform des Gebäudes ist das direkte Resultat der Situation: Es liegt auf der Winkelhalbierenden zweier Täler, in die es zu zwei Seiten blickt – die dritte wendet sich dem Zusammenfluss von Douro und CÔa zu. Material und Verarbeitung rufen Erin­nerungen an die in der Umgebung üblichen Höfe und Plätze wach: Der Beton reflektiert Textur und Farbe des lokalen Steins.



Für einen jungen Architekten ist die Chance selten, als erstes eigenes Projekt ein Museum zu realisieren. Wie erhielten Sie den Auftrag?

Der einzige Weg für junge Architekten, ein solches Gebäude bauen zu können, besteht in der Teilnahme an einem Wettbewerb. Wir gewannen den ersten Preis in der vom portugiesischen Kulturministerium ausgelobten internationalen Konkurrenz.

Wie hat sich der Entwurf nach der Wettbewerbsentscheidung weiterentwickelt?
Wir entwickelten das Projekt in fünf Stufen. Mit dem Wettbewerbskonzept im Hinterkopf suchten wir nach Wegen, unsere Ideen zu rea­lisieren.

Was waren die Schwierigkeiten beim Bauen?

Um das Gebäude zu errichten, musste ein großes Loch ausgehoben werden. Das war sehr schwierig, weil der Boden aus Schiefergestein besteht. Diese Anstrengung war aber erforderlich, da­mit sich das Gebäude in das Profil des Berges einpasst. Die Errichtung des Museums hatte eine enorme Bedeutung für das wirtschaftliche Wachstum der Kleinstadt Vila Nova de Foz Côa im Landesinneren Portugals. Es sollte einen kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Aufbruch in der gesamten Region einläuten. Im Verlauf des Projekts mussten wir uns mit vielen Spezialisten und mit Politikern der lokalen und der Landesebene verständigen. Die paläolithischen Petroglyphen des Tals sind das wertvollste Erbe der Region.

Von Anfang an war uns bewusst, dass der Ausdruck des Gebäudes an diesem Ort ein wich­tiges Thema ist. Gleichzeitig galt es, eine Balance zu finden, zwischen dem Ort und dem bauli­chen Ausdruck. In der Materialität erinnert das Gebäude an das steinerne Pflaster der örtlichen Plätze. Wir entschieden uns für einen Beton mit Schieferpigment (der örtliche Stein); seine Tex­tur wurde mit mehreren Gussformen geschaffen, die direkt aus den vorhandenen Felsen am Bauplatz entnommen wurden.

Wie oft waren Sie seit der Eröffnung des Museums dort?

Wir haben das Museum rund zehn Mal nach Abschluss der Bauarbeiten besucht. Diese Besuche hatten verschiedene Anlässe: Gruppenführungen, Interviews, Fotoaufnahmen und ein paar Sonderveranstaltungen.

Sie haben mit dem berühmten portugiesischen Architekten Eduardo Souto de Moura zusammengearbeitet. Hat seine Architektur Ihr Verständnis vom Bauen in Portugal beeinflusst?
Eduardo Souto de Moura hat alle Architekten meiner Generation beeinflusst. Uns ist klar, dass wir die Art, wie wir bei diesem Projekt das Baugelände und die Landschaft gelesen und interpretiert haben, von ihm gelernt haben.  



Fakten
Architekten Camilo Rebelo und Tiago Pimentel, Porto
aus Bauwelt 1-2.2013
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