Bauwelt

Angola Cinemas

Angola wird als ein Land gezeigt, das in und nach Zeiten, als in der europäischen Architektur die Klassische Moderne empor kam und diskutiert wurde, offen und experimentierfreudig gegenüber Neuem war.

Text: Josties, Daniel, Halle (Saale)

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Angola Cinemas

Angola wird als ein Land gezeigt, das in und nach Zeiten, als in der europäischen Architektur die Klassische Moderne empor kam und diskutiert wurde, offen und experimentierfreudig gegenüber Neuem war.

Text: Josties, Daniel, Halle (Saale)

Kinoarchitekturen in Angola, die zwischen 1930 und dem Ende der portugiesischen Kolonialzeit im Jahr 1975 entstanden sind – das Sujet ist speziell. Dennoch ist es den Machern von „Angola Cinemas“ gelungen, einen umfangreichen Bildband zusammenzustellen.
Die unkommentierten Fotografien des angolanischen Fotografen Walter Fernandes dominieren das Buch. Lediglich die Namen der Kinos und ihre Orte sind genannt. Diese Klarheit lässt den Betrachter zunächst etwas allein, führt aber zu einer Konzentration auf das Gezeigte. Den Fotos voran stehen kurze Einführungstexte, welche die Bedeutung der Kinokultur in Angola verdeutlichen und die Intention der Macher des Bildbandes erklären. Jedes Gebäude wird zunächst von außen, dann in Innenaufnahmen gezeigt. Diese sind, klassischer Architekurfotografiepraxis folgend, menschenleer. Das mag angemessen sein, wenn die Architektur im Fokus der Betrachtung stehen soll. Hier jedoch wünschte man sich bei einigen der Bauten zu erfahren, welche Rolle sie im Alltag der Besucher spielen. Man muss sich mit wenigen Hinweisen begnügen: Auf einer Bühne fehlt die Leinwand, dafür sind Musikinstrumente zu sehen. Eine Bar ist beleuchtet und scheint auf Besucher zu warten. In einer Ruine liegt frisch Gewaschenes zum Trocknen aus. Dabei stellt sich die Bandbreite eines so spezifischen Motivs als erstaunlich groß dar. Einige der Bauten scheinen noch als Kino oder Veranstaltungsstätte in Betrieb, andere sind leer und verfallen. Assoziationen zu aktuellen Aufnahmen aus Detroit von Yves Marchand und Romain Meffre werden geweckt. Die ältesten Kinos sind kleine, geschlossene Räume, die jüngeren große Freiluftanlagen für bis zu 1200 Zuschauer, mit Leinwänden, auf denen der neueste Superheldenfilm gezeigt werden könnte. Informationen zur Geschichte des jeweiligen Kinos, falls vorhanden, runden das Bild ab.
Die Autoren betonen, es sei ihnen, trotz intensiver Recherche, nicht gelungen, zu allen gezeigten Gebäuden die relevanten Daten zusammenzutragen, bei den meisten sind beispielsweise die Namen der Architekten unbekannt. Aus diesem Grund haben sie eine Website initiiert auf der sie darum bitten, zur Vervollständigung der Daten beizutragen (www.cineafrica.net). Leider machen sie es dem Leser schwer, die vorhandenen Informationen zuzuordnen. Deren Auflistung folgt einer anderen Sortierung als die der Fotos, eine Seitenzahl fehlt.
Angola wird als ein Land gezeigt, das in und nach Zeiten, als in der europäischen Architektur die Klassische Moderne empor kam und diskutiert wurde, offen und experimentierfreudig gegenüber Neuem war. Das Land durchlitt seit der Unabhängigkeit 30 Jahre Bürgerkrieg. Heute scheint die politische Lage stabil, Wirtschaft und Investoren können von großen Ölvorkommen und Bodenschätzen profitieren. Eine nachhaltige Stabilisierung, auch der kulturellen Traditionen, ist dem Land zu wünschen.
Fakten
Autor / Herausgeber Walter Fernandes und Miguel Hurst
Verlag Steidl Verlag, Göttingen, Goethe-Institut, Angola, 2015
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aus Bauwelt 23.2015
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