Bauwelt

Leipzig – Universität und Stadt im Bild

Nur für kurze Zeit sind einige Dutzend, sonst im Magazin verwahrte Stadtansichten von Leipzig in kolorierten Stichen, Zeichnungen, Aquarellen und Gemälden zu sehen

Text: Scheffler, Tanja, Dresden

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    Das Areal vor dem früheren Grimmaischen Tor im Wandel der Zeit, als romantische Parkanlage mit Blick nach Norden auf das äußere Weichbild der Stadt – Carl Benjamin Schwarz: Das Georgen Spital vom Schneckenberge (1804); ...
    Abbildung: Kunstbesitz der Universität Leipzig

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    Das Areal vor dem früheren Grimmaischen Tor im Wandel der Zeit, als romantische Parkanlage mit Blick nach Norden auf das äußere Weichbild der Stadt – Carl Benjamin Schwarz: Das Georgen Spital vom Schneckenberge (1804); ...

    Abbildung: Kunstbesitz der Universität Leipzig

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    ... sowie nach der Anlage des Augustusplatzes mit Langhans’schem Theater, Augusteum und Bildermuseum – Christian Adolf Eltzner: Das neue Theater aus der Vogelschau (1866).

    Abbildung: Kunstbesitz der Universität Leipzig

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    ... sowie nach der Anlage des Augustusplatzes mit Langhans’schem Theater, Augusteum und Bildermuseum – Christian Adolf Eltzner: Das neue Theater aus der Vogelschau (1866).

    Abbildung: Kunstbesitz der Universität Leipzig

Leipzig – Universität und Stadt im Bild

Nur für kurze Zeit sind einige Dutzend, sonst im Magazin verwahrte Stadtansichten von Leipzig in kolorierten Stichen, Zeichnungen, Aquarellen und Gemälden zu sehen

Text: Scheffler, Tanja, Dresden

Die Kunstsammlung der Universität Leipzig nahm das aktuelle Stadtjubiläum zum Anlass, ihre Dauerausstellung für kurze Zeit durch rund drei Dutzend interessante, aus konservatorischen Gründen sonst im Magazin verwahrte Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen zur lokalen Historie zu ergänzen. Neben verschiedenen Stadtpanoramen, Platz- und Gebäudedarstellungen zählt dazu auch eine eindrucksvolle Bilderserie des bekannten Leipziger Vedutenstechers Carl Benjamin Schwarz (1757–1813) aus der Zeit der Romantik. Sie alle ermöglichen einen vielschichtigen Blick auf den baulichen Wandel der Innenstadt in den letzten Jahrhunderten.
Die Universität
Die Geschichte der Alma Mater Lipsiensis ist seit ihrer Gründung im Jahre 1409 eng mit der Entwicklung der Stadt verbunden, denn viele ihrer Einrichtungen liegen im Stadtzentrum. Die althergebrachten Gebäude wurden jedoch permanent überformt, oft sogar die Grundstücke komplett immer wieder neu bebaut. Besonders deutlich zeigt sich dies im Umfeld des Augustusplatzes, dem früher außerhalb der Stadtmauer gelegenen Platz vor dem Grimmaischen Tor (dem Ausfallstor der Via Regia).
Nachdem der Bereich der Wallanlagen im 18. Jahrhundert entfestigt und zu einem Promenadenring ausgebaut worden war, wurde die östliche Stadtansicht größtenteils von den zur Universität gehörenden Bauten geprägt. Dies nahm man zum Anlass, die Schaufront – parallel zur baulichen Neufassung des Augustusplatzes – im 19. Jahrhundert repräsentativ umzugestal-ten. Viele dieser baugeschichtlichen Details sind heute lediglich durch die überlieferten Stadt- und Gebäudeansichten in der Kunstsammlung der Universität nachzuvollziehen .An dessen Westseite befinden sich bis heute große Teile der Universität. Hier bildete sich aus dem „Großen Kolleg“ der Gründungszeit nach der reformationsbedingten Übereignung des säkularisierten benachbarten Dominikanerklosters innerhalb der Stadtmauer nach und nach ein dichter, baulich heterogener Universitätscluster heraus. Die ehemalige Klosterkirche St. Pauli wurde jahrhundertelang für akademische Festakte genutzt.
Vom Augustusplatz zum Karl-Marx-Platz
Die enge, auch im Stadtbild sichtbare Verbindung der Hochschule zur Kirche war den politisch Verantwortlichen der DDR ein Dorn im Auge. Der in Karl-Marx-Platz umbenannte Augustusplatz wurde weitgehend neu bebaut: Das von Carl Ferdinand Langhans entworfene Neue Theater wurde durch das Opernhaus (1956–60) ersetzt, das klassizistische Postgebäude erhielt einen modernen Nachfolger (1961–64) und an der Stelle des bereits 1962 abgerissenen Bildermuseums im Stil der italienischen Renaissance entstand das Neue Gewandhaus (1977–81).
Für die mittlerweile sozialistisch umstrukturierte „Karl-Marx-Universität“ wurde am althergebrachten Standort ein völlig neuer Gebäudekomplex (1968–75) mit Henselmann’scher Hochhaus-Dominante errichtet.
Stadtgeschichte im Bild
Die Kunstsammlung der Universität umfasst neben Gemälden, Skulpturen und Graphiken auch kunsthandwerkliche Arbeiten, die zwischen dem 14. und dem 20. Jahrhundert entstanden. Sie spiegeln die wechselvolle Geschichte dieser Hochschule wider. Ein Schwerpunkt ihrer aktuellen Arbeit liegt jedoch auf der Restaurierung und Wiederaufstellung der Kunstwerke der 1968 im Zuge der sozialistischen Umgestaltung des Augustusplatzes gesprengten Universitäts-kirche St. Pauli. Der zur Dauerausstellung gehörende, um 1544 im Umfeld der Cranach-Werkstatt entstandene Epitaph der Leipziger Kaufmanns-Familie Lewe – er befand sich früher im Nordchor der Kirche – gehört zu den ältesten noch erhaltenen Darstellungen der Stadt: Hier kann man in einer imaginären Gegenüberstellung der mittelalterlichen Stadtstrukturen von Jerusalem und Leipzig auch die Thomaskirche sowie den Turm der Pleißenburg erkennen.
Die kolorierten Radierungen von Carl Benjamin Schwarz aus dem Jahre 1804 zeigen das frühere Ambiente des im Stil eines englischen Landschaftsgartens gestalteten Promenadenrings. Heute größtenteils als Verkehrsfläche
genutzt, gab es damals geschwungene Wege, Baumgruppen und Ruhebänke. Vor dem Grimmaischen Tor erhob sich ein mit Pappeln bestandener Aussichtshügel, der „Schneckenberg“, hinter dem ein Schwanenteich angelegt worden war. Der Hügel wurde im Zuge der Errichtung des Neuen Theaters (1864–67) abgetragen und durch einen kleinen künstlichen Wasserfall ersetzt, der sich vom Theater aus in den Teich ergoss.
Andere Gebäude- und Stadtansichten illustrieren die hochschulinternen Baumaßnahmen des 19.  Jahrhunderts: von der Errichtung des neuen, „Augusteum“ genannten Hauptgebäudes (1831–36) in der Ära des Universitätsbaumeister Albert Geutebrück, das damals den baulichen Maßstab für die komplette Platzgestaltung vorgab, bis hin zur tiefgreifenden Umgestaltung des gesamten Gebäudekomplexes durch Arwed Roßbach (1891–1897). Davon kann man sich vor Ort dann auch einen Eindruck verschaffen, denn die Kunstsammlung befindet sich im noch erhaltenen historischen Rektoratsgebäude – ein ebenfalls von Geutebrück, ursprünglich als „Königliches Palais“ (1860/61) errichtetes Gebäude, das später durch Roßbach im Stil des Rokoko umgebaut wurde.

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