Bauwelt

Neuer Piano, neuer Gehry

Fondation Jerôme Seydoux-Pathé und Fondation Louis Vuitton: In Paris haben zwei privat finanzierte Kulturstätten eröffnet

Text: Maier-Solgk, Frank, Düsseldorf

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    Quasi im Hinterhof einer historistischen Fassade an der Rue des Gobelins hat Renzo PIano den neuen Sitz der Fondation Jerôme Seydoux-Pathé gebaut. Unter der eiförmigen Kuppe des Fünfgeschossers befindet sich die Bibliothek der Stiftung.

    Foto: Michel Denancé - Coll. Fondation Jérôme Seydoux-Pathé © 2014 - RPBW

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    Quasi im Hinterhof einer historistischen Fassade an der Rue des Gobelins hat Renzo PIano den neuen Sitz der Fondation Jerôme Seydoux-Pathé gebaut. Unter der eiförmigen Kuppe des Fünfgeschossers befindet sich die Bibliothek der Stiftung.

    Foto: Michel Denancé - Coll. Fondation Jérôme Seydoux-Pathé © 2014 - RPBW

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    Unter der eiförmigen Kuppe des Fünfgeschossers befindet sich die Bibliothek der Stiftung.



    Foto: Michel Denancé - Coll. Fondation Jérôme Seydoux-Pathé © 2014 - RPBW

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    Unter der eiförmigen Kuppe des Fünfgeschossers befindet sich die Bibliothek der Stiftung.



    Foto: Michel Denancé - Coll. Fondation Jérôme Seydoux-Pathé © 2014 - RPBW

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    Olafur Eliassons Arbeit „Inside the horizon“ im Untergeschoss des Hauses



    Foto: © 2014 Olafur Eliasson; © Iwan Baan

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    Olafur Eliassons Arbeit „Inside the horizon“ im Untergeschoss des Hauses



    Foto: © 2014 Olafur Eliasson; © Iwan Baan

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    Öffentlichkeitswirksam am Rand des Bois de Boulogne: Frank Gehrys Museum für die Fondation Louis Vuitton

    Foto: © Iwan Baan 2014

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    Öffentlichkeitswirksam am Rand des Bois de Boulogne: Frank Gehrys Museum für die Fondation Louis Vuitton

    Foto: © Iwan Baan 2014

Neuer Piano, neuer Gehry

Fondation Jerôme Seydoux-Pathé und Fondation Louis Vuitton: In Paris haben zwei privat finanzierte Kulturstätten eröffnet

Text: Maier-Solgk, Frank, Düsseldorf

Neue Architektur in die 19. Jahrhundert-Landschaft von Paris zu integrieren ist in den Möglichkeiten beschränkt. Eine Bedingung: die von der Stadt vorgegebene Höhenbegrenzung von 25 Metern. Selbst mächtige private Stiftungen müssen sich daran halten. Dies galt sowohl für das Museum der Fondation Louis Vuitton von Frank Gehry, dessen Eröffnung gerade als mediales Großereignis gefeiert wurde, als auch für die im September eröffnete Fondation Jerôme Seydoux-Pathé von Renzo Piano. Dass sich offensichtlich nur noch die private Seite derartige Projekte leisten kann, ist die zweite Gemeinsamkeit dieser beiden neuen Pariser Kulturstätten.

Piano im Hinterhof

Renzo Piano hat mit dem neuen Sitz der Fondation Jerôme Seydoux-Pathé eine Art Hinterhof-Intervention unternommen. Hinter einer historistischen Fassade an der Rue des Gobelins im 13. Arrondisement hat er einen organisch geformten, metallisch schimmernden Korpus eingefügt. Die 2006 von dem Industriellen Jérôme Seydoux ins Leben gerufene Stiftung, die die Archive der von den Brüdern Pathé 1896 gegründeten Filmproduktions- und Verleihfirma aufbewahrt, versteckt sich hinter einer Haussmann´schen Fassade, die Auguste Rodin um 1860 mit Skulpturen dekoriert hat. Dahinter blitzt nun die eiförmige Kuppe des gekrümmten Neubaus hervor, der die Dachlandschaft der Umgebung leicht überragt und um eine überraschende Facette bereichert. Ein baufällig gewordenes, ursprünglich als Theater errichtetes Kino musste dafür weichen. Der Neubau birgt auf fünf Etagen eine Ebene für Wechselausstellungen, einen Filmvorführungssaal, zwei Büro- und Archivetagen und unter dem transparenten Glasdach die Forschungsbibliothek. Rückwärtig erlaubte die räumliche Figur, die nur an wenigen Punkten an den benachbarten Bestand andockt, die Anlage eines gärtnerisch gestalteten Hinterhofs, der ein bisschen Licht und Luft in das dicht bebaute Karree bringt.
Ursprünglich wollte Renzo Piano die äußere Fassadenhülle gelb beleuchten, doch musste er sich mit der Farbe an die zinnfarbenen Dächer der Umgebung anpassen. So verpasste er den wie ein Schiffsrumpf gekrümmten Glaspaneelen eine zweite Hülle aus grau schimmernden, gelochten Aluminiumlamellen, die den Lichteinfall je nach Himmelsrichtung mit einer Durchlässigkeit zwischen 30 und 50 Prozent filtern. Nachts strahlt diese Hülle wie eine Laterna magica, während sie sich tagsüber der Dächerlandschaft fügsam angleicht. Ein Erdwärmetauscher sorgt für Heizung und Belüftung. An ihrem neuen Sitz können die Forscher der reichen Pariser Filmgeschichte ihrer Arbeit mit Blick auf eine der Kulissen nachgehen, die schon manchem Film seine besondere Atmosphäre verliehen hat.

Gehry im Bois de Boulogne

Nicht versteckt, sondern weithin sichtbar am Bois de Boulogne kündet Frank Gehrys neuer Museumstempel für die Fondation Louis Vuitton von den kulturellen Ambitionen des Luxusgüterimperiums LVMH. Dank weiter verfeinerter 3D-Software, die den zahllosen beteiligten Firmen in Echtzeit den Zugang zum Entwurfsprozess ermöglichte, ist es Gehry gelungen, seiner bekannten formalen Handschrift dieses Mal mit gläsernen Fassadenelementen – 3600 individuell geformte Teile – eine neue Facette hinzuzufügen, zugleich den repräsentativen Wünschen des Bauherrn gerecht zu werden und auch dem historischen, von Proust´schen Erinnerungen gefärbten Ort am Rande des Jardin d´Acclimatation Referenz zu erweisen. Stadt und Anwohner, die mit ihren Einwänden aus Angst um den Erhalt des Parks das Projekt zeitweise unterbrochen hatten, mussten besänftigt werden.

Ephemere Traumhaftigkeit?

Der 113.000 m2 große Bau – er besteht im Kern aus zwölf Galerien, eingefasst von 19.000 spezialgefertigten Ductal-Betonpaneelen – wird von gekrümmten Glassegeln umhüllt. Die vertikale Wirkung ist trotz der von der Stadt vorgegebenen Höhenbegrenzung dank einer Souterrain-Ebene durchaus imposant, ohne ganz die monumentalen Ausmaße des Guggenheim Museums in Bilbao zu erreichen. Neu angelegte Wasserflächen, die den Bau einfassen und ihn auf der untersten Ebene durchziehen, stellen eine visuelle Verbindung zum Park her, dessen Bäume sich da und dort in den Glaselementen spiegeln. Von einem „poetischen und lyrischen“ Bau zu sprechen, wie die Stiftung, oder einem Gebäude von „ephemerer Traumhaftigkeit“, wie Gehry, fällt angesichts der massiven, stets sichtbaren Konstruktionselemente jedoch schwer. Gehry hat mit 15.000 Tonnen angeblich doppelt so viel Stahl verwendet, wie für den Eiffelturm benötigt wurden.
Elf Galerien mit rund 3500 m2 Ausstellungsfläche bieten unterhalb der gläsernen Fassade auch traditioneller Hängung genügend Platz. Gehry, der bei der Eröffnung ironisch darüber klagte, er habe aufgrund des Boykotts von Museumsdirektoren seit Bilbao kaum mehr ein Museum bauen dürfen, hat sich bei den Ausstellungsräumen zurückgehalten. Dafür sind die Erschließungsflächen – die Terrassen, Treppen, das Foyer, das mit Rocheron-Naturstein aus der Bourgogne ausgelegt wurde, und schließlich das Auditorium –, deren Gesamtfläche der der Galerien entspricht, umso stärker präsent. Hier gehen Architektur und Kunst gelegentlich spannende Verbindungen ein, angefangen im Untergeschoss, in dessen offener Halle Olafur Eliasson gelb leuchtende und spiegelnde Stützen hat aufstellen lassen, bis zu der verschachtelten, an vielen Stellen begrünten Dachlandschaft. So passt in seiner Art hier alles zusammen, wozu auch die von der Stiftung vorgesehene Nutzung des Hauses mit Veranstaltungen gehören wird: Sie demonstriert einmal mehr die enge Verbindung, die die Kunst heute mit dem Geld eingeht.

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