Bauwelt

Präsenz im Stadtzentrum

Temporäre Wohnregale, Wien

Text: Meyer, Friederike, Berlin

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    Die Freifläche vor dem Wiener Museumsquartier ist ein möglicher Standort für mehrere temporäre Wohnregale
    Abb.: PPAG Architekten

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    Die Freifläche vor dem Wiener Museumsquartier ist ein möglicher Standort für mehrere temporäre Wohnregale

    Abb.: PPAG Architekten

Präsenz im Stadtzentrum

Temporäre Wohnregale, Wien

Text: Meyer, Friederike, Berlin

Bei der Suche nach temporären Wohnungen rücken auch Restflächen in der Innenstadt in den Blick. PPAG Architekten aus Wien machen dazu einen provokanten Vorschlag, der das Potenzial in der Wiener Innenstadt aufzeigen soll – am Margaretengürtel zum Beispiel, in der Mariahilferstraße, auf dem Parklatz am Naschmarkt oder am Museumsquartier (siehe Abbildung). Es geht um preiswerten Wohnraum für alle, die ihn brauchen, darum, jene Menschen nicht an den Rand der Städte zu drängen, sondern ihnen mittendrin Räume anzubieten. Die heute großteils realisierten 1- bis 4-Zimmerwohnungen mit ihren Standardgrundrissen passten, so argumentieren die Architekten, mit den individualisierten Lebensentwürfen immer weniger zusammen. Die vorgeschlagenen Wohnmodule bestehen aus einzelnen, um einen zentralen Wohnraum angeordneten Kammern. Sie haben eine minimale Größe von 2,20 mal 2,20 Metern und können Schlafraum, Küche, Bad oder Abstellraum sein. Zwei bis vier Kammern ergeben eine Seitenwand und somit die Größe des Wohnraumes. Eine Einheit mit 8 Kammern bietet potenziell 5 Schlafräume auf 65 Quadratmetern – Platz für bis zu 10 Personen, wenn 2 Personen in einer Kammer schlafen. Die Wohnmodule richten sich an Großfamilien, familienähnliche Strukturen oder Leute, die sich kennen und gerne in größerer Gemeinschaft unterkommen wollen. Das Motto: moderierte Mischung fördert die Stabilität innerhalb der Bewohnerschaft. Die Erschließung erfolgt über offene Treppenhäuser aus Stahl mit Gitterrost an zwei Seiten. Die Grundrisse können so hoch gestapelt werden, wie es die Auflagen für Brandschutz und Barrierefreiheit der jeweiligen Landesbauordnung zulassen. In Berlin, so haben die Architekten bereits ermittelt, wären vier Ebenen machbar.  Im Vergleich zu Containerwohnanlagen sind die Einheiten kleiner. Das bietet mehr Freiheiten bei der Gruppierung und die Struktur ist städtebaulich elastischer. Die Bauplätze werden niemandem weggenommen. Auf Straßen und Grundstücken, die sich für eine Zwischennutzung eignen, kann temporäres Baurecht nach § 71 der österreichischen Bauordnung geschaffen werden, der für jede Würstchenbude Anwendung findet. Die Architekten stellen sich vor, dass die geschossweise vorgefertigten Einheiten leicht ab- und nach Transport an einen anderen Ort wieder aufgebaut werden können. Die Wände und Decken bestehen als tragende Bauteile aus Massivholzplatten. Der Ausbaustandard ist minimal. Anstatt Fenster sollen transluzente Polycarbonatplatten in die Stirnseiten der Kammern geschraubt werden. Jedes Zimmer erhält ein Bullauge von 30 Zentimeter Durchmesser für die Belüftung. Das Dach wird mit  Folie auf Gefälledämmplatten gedeckt. Im Erdgeschoss können Räume für Kleingewerbetreibende, Bildungs-und Betreuungseinrichtungen oder andere Aktivitäten entstehen.

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