Bauwelt

Verfechter der Innenstadt

Walter Brune zum 90. Geburtstag

Text: Sonne, Wolfgang, Dortmund

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    Rhein-Ruhr-Zentrum bei Mühlheim an der Ruhr von Walter Brune
    Foto: Tuxyso/Wikimedia Commons/CC-BY-SA-3.0

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    Rhein-Ruhr-Zentrum bei Mühlheim an der Ruhr von Walter Brune

    Foto: Tuxyso/Wikimedia Commons/CC-BY-SA-3.0

Verfechter der Innenstadt

Walter Brune zum 90. Geburtstag

Text: Sonne, Wolfgang, Dortmund

Er hat nie viel Wirbel um seine Person gemacht und gehört doch zu den erfolgreichsten und wichtigsten Architekten der Bundesrepublik Deutschland: Walter Brune, der im Februar 2016 seinen 90. Geburtstag feierte. In der jungen Republik begann er seinen Architektenweg mit einem großen Auftrag im Industriebau für die Zeche Haniel (1951–55) – und löste ihn mit zeittypischem Zukunftsoptimismus und einem neugierigen Blick nach Amerika und auf die dortigen innovativen Baulösungen.
Dieses Streben nach neuen architektonischen Lösungen, orientiert an in die USA ausgewanderten Bauhaus-Größen wie Ludwig Mies van der Rohe oder Marcel Breuer, prägte auch seine zahlreichen Haus- und Villenbauten, die er meist als Bungalows in den 50er und 60er Jahren errichtete: das Haus Horten in Düsseldorf (1956-57), das Haus Stoeckel in Ratingen (1959–60) oder das Haus Starke in Essen (1967–68). Ihre Funktionstüchtigkeit, Landschaftsverbundenheit und elegante Schönheit genießt der Architekt selbst seit über 60 Jahren in seinem Wohnhaus im Park, dem 1951–54 errichteten Barbarahof in Düsseldorf.
Für Karstadt konnte er zahlreiche Kaufhäuser in Innenstadtlage errichten, beispielsweise in Bremerhaven (1958) oder Celle (1964–65). Bereits unter Denkmalschutz steht sein Bau für die Karstadt-Konzernzentrale in Essen (1965–69): eine zeittypische multifunktionale Großstruktur mit einem Sockel für das zentrale Warenlager und kombinierten Büroblöcken darüber. Dokumentiert ist Brunes Werk in den Bänden Der erweiterte Lebensraum (2008), Vom Kaufhaus zur Stadtgalerie (2011) sowie Arbeitswelten (2014).
Zu den Pionieren gehörte Walter Brune auch auf dem Gebiet der Einkaufsarchitektur. Sein Rhein-Ruhr-Park (1969–73) bei Mülheim an der Ruhr war eines der ersten Einkaufszentren auf der grünen Wiese mit Autobahnanschluss in Deutschland – wiederum nach dem Vorbild Amerika. Und wie Victor Gruen in den USA wurde Walter Brune einer der ersten und schärfsten Kritiker dieser peripheren Einkaufszentren, weil er ihre innenstadtzerstörende Wirkung erkannte. Doch Brune beließ es nicht bei wohlfeiler theoretischer Kritik, sondern entwickelte auch praktische Modelle. Er wurde zum maßgeblichen Architekten der Innenstadtgalerien und leitete damit eine Renaissance der Passagen des 19. Jahrhunderts unter den ökonomischen Bedingungen des späten 20. Jahrhunderts ein. Gleichzeitig wurde er auch zum Entwickler, um seine Bestrebungen umzusetzen. Den langjährigen Erfolg dieses Modells belegt seine Kö-Galerie in Düsseldorf (1983–86). Wie die urbane Eingliederung einer Mall in eine Innenstadt durch Multifunktionalität und angemessene Kleinteiligkeit sowie durch Einbeziehung historischer Bauten und öffentlichen Raums gelingen kann, zeigt seine Heuvel-Galerie (1989–92) in Eindhoven.
Wer Walter Brune kennt, weiß, dass er auch mit 90 so aktiv ist wie eh und je. Nach wie vor streitet er um den Erhalt der Innenstädte als attraktive Handelsorte. In den 90er Jahren kämpfte er mit scharfen – und wie man heute weiß, richtigen – Argumenten gegen die Stadtzerstörung durch periphere Malls wie das Centro Oberhausen. Wäre man seinen Vorschlägen gefolgt, stünde die Oberhausener Innenstadt heute besser da. Die größte aktuelle Herausforderung sieht Walter Brune in den Outlet-Centern, mit denen eine neue Generation „anti-urbaner Aliens“ die Innenstädte bedroht. Seine Argumente hat er in der Streitschrift Factory Outlet Center – ein neuer Angriff auf die City (2014) öffentlich gemacht, das seinen Büchern Angriff auf die City (2006) und Centro Oberhausen – ein Beispiel verfehlter Stadtplanung (2009) nachfolgt.
Bleibende Verdienste hat sich Walter Brune durch sein Engagement für das Baukunstarchiv NRW erworben. Als Vorsitzender des Fördervereins hat er maßgeblich durch Rat und Tat zur Realisierung dieses Projekts beigetragen. Im Januar 2016 wurde der Gesellschaftervertrag des Baukunstarchivs NRW unterzeichnet – ein schönes Geburtstagsgeschenk für den nimmermüden Vorkämpfer dieses Hauses. 2018 wird es dann am Ostwall in Dortmund im historischen Gebäude des alten städtischen Museums eröffnet werden. Dieses und weitere Projekte brauchen auch in Zukunft die bleibende Tatkraft des Jubilars.

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