Die Frage nach dem Wo
In Ingolstadt wird in Nachbarschaft des Theaters von Hardt-Waltherr Hämer, ein Schlüsselbau der 1960er Jahre, ein geeigneter Standort und eine erste Entwurfsidee für den Neubau der Kammerspiele gesucht. Neun von dreizehn Büros platzierten ihn auf einem angrenzenden Parkplatz und schieden damit aus.
Text: Flagner, Beatrix, Berlin
Die Frage nach dem Wo
In Ingolstadt wird in Nachbarschaft des Theaters von Hardt-Waltherr Hämer, ein Schlüsselbau der 1960er Jahre, ein geeigneter Standort und eine erste Entwurfsidee für den Neubau der Kammerspiele gesucht. Neun von dreizehn Büros platzierten ihn auf einem angrenzenden Parkplatz und schieden damit aus.
Text: Flagner, Beatrix, Berlin
„Nicht dazwischen!“ So ungefähr lautet wohl die Antwort der Jury auf die Frage: Wohin mit dem Anbau an eine Ikone des deutschen Nachkriegstheaterbaus, wenn vis-à-vis das ehemalige Residenzschloss aus dem 15. Jahrhundert steht?
Direkt an der Donau, am Rande von kleinen Gassen, mittelalterlichen Befestigungsanlagen und in der Renaissance entstandenen Bastionbauten steht es: Ingolstadts Stadttheater von Hardt-Waltherr Hämer von 1966. Eine Gebäudelandschaft aus Stahlbeton, die mit ihren Winkeln und Ebenen die Altstadt modern interpretiert und damit eine Vielzahl von Bezügen zu ihren umliegenden Baudenkmälern aufbaut. Das Theater ordnet sich trotz seiner Größe der Altstadtsilhouette unter, dafür lieben es die Ingolstädter. Neben dem „Großen Haus“, einem Festsaal, einer Werkstattbühne mit dem Jungen Theater, beherbergt es eine Kunstgalerie und ein Restaurant. Nur „das kleine Haus“ ist derzeit behelfsmäßig in einem Lagergebäude eingerichtet. Mit den funktionalen und technischen Unzulänglichkeiten ließ sich bis jetzt umgehen. Doch abgesehen von der Frage nach dem richtigen Standort für einen Neubau stellte sich eine ganz andere Frage: Wohin mit dem „Großen Haus“, wenn der unter Denkmalschutz stehende Hämer-Bau für drei Jahre und 80 Millionen Euro demnächst saniert wird? Die Stadt Ingolstadt entschied sich gegen ein Provisorium und für einen Neubau, der als temporäre Herberge für „das große Haus“ dient, später als dauerhafter Standort für „das kleine Haus“– die Kammerspiele. Ein geeigneter Ort wurde zunächst im Klenzepark in einer denkmalgeschützten Reithalle gefunden, doch das Ingolstädter Armeemuseum nutzt diese als Lagerstätte und ein museal-betreuter Umzug von Panzern und Co. in eine Ersatzstätte ist aufwendig. Hinzukam das anschwellende Raumprogramm für die Kammerspiele: drei Probebühnen und eine Hauptbühne, Lager- und Technikflächen und dringend benötigte Werkstätten für die Schreinerei, Schlosserei und den Malersaal.
Die nötige räumliche Nähe zum Stadttheater führte zu der Entscheidung, dass Wettbewerbsgebiet auf die Bereiche rund um das Stadttheater zu beschränken. Es umfasst den Theatervorplatz, südwestlich den Skulpturengarten, die Schloßländle und östlich einen weitläufigen Parkplatz zwischen Stadttheater und Neuem Schloss. Letzterer Bereich stellte für neun Büros die richtige Antwort dar, doch die Jury um den Vorsitzenden Wilfried Wang ließ sie mit ihren Vorschlägen allesamt ausscheiden. Die übrigen vier Entwürfe von Deutzer König + Rimmel, Morger Partner, Staab Architekten und Waechter + Waechter wurden mit Preisen prämiert. Ihre Gemeinsamkeit: der Westen. „Im Preisgericht wurde ausgiebig diskutiert, ob es funktional nicht einfacher ist, die Kammerspiele östlich des Theaterszu verorten, wo auch die Anlieferzone ist. Es stellte sich heraus, dass es schwierig ist, aus diesem Ort eine Adresse zu machen. Keiner der ausgeschiedenen Entwürfe hat hier-für eine zufriedenstellende Lösung präsentiert“, erklärt Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle.
Deutzer König + Rimmel gehen in die Höhe und schlagen einen Würfel vor, der das Stadttheater beinahe überragt. Die Architekten von Staab schlagen einen länglichen, gut proportionierten Baukörper mit Innenhof und Freitreppe vor sowie eine Erweiterung in Form einer Werkstattspange zur Schloßländle hin. Morger Partner verorten ihre Erweiterung ebenfalls im Skulpturengarten. Die Werkstätten werden jedoch in einem separaten Baukörper untergebracht, der keine Lösung für eine notwendige Verbindung zum Haupthaus und Neubau anbietet. Dies lösen Waechter + Waechter relativ pragmatisch in dem sie an das Stadttheater anbauen. Denkmalpflegerisch und urheberrechtlich kein ganz einfacher, aber – falls die Architektur überzeugt – interessanter Vorschlag. Trotz des städtebaulich minimalen Eingriffs, wird das Theaterumfeld verbessert.
Die Konsequenz aus dem Ideenwettbewerb: Ein losgelöster Baukörper auf dem derzeitigen Parkplatz ist ausgeschlossen, Anbauten sollen sich so unterordnen, dass der Hämerbau in sei-ner Eigenständigkeit und architektonischen Bedeutung erkennbar bleibt. Eine Anordnung der Werkstätten rund um den Theaterbau, wie es auch drei der vier Preisträger vorschlagen, ist denkbar. Die Beschlussvorlage für den Realisierungswettbewerb soll dem Stadtrat noch im Februar vorgelegt werden, damit diesen Sommer die Auslobung folgen kann. Die vier Gewinner werden als gesetzte Teilnehmer dabei sein.
Direkt an der Donau, am Rande von kleinen Gassen, mittelalterlichen Befestigungsanlagen und in der Renaissance entstandenen Bastionbauten steht es: Ingolstadts Stadttheater von Hardt-Waltherr Hämer von 1966. Eine Gebäudelandschaft aus Stahlbeton, die mit ihren Winkeln und Ebenen die Altstadt modern interpretiert und damit eine Vielzahl von Bezügen zu ihren umliegenden Baudenkmälern aufbaut. Das Theater ordnet sich trotz seiner Größe der Altstadtsilhouette unter, dafür lieben es die Ingolstädter. Neben dem „Großen Haus“, einem Festsaal, einer Werkstattbühne mit dem Jungen Theater, beherbergt es eine Kunstgalerie und ein Restaurant. Nur „das kleine Haus“ ist derzeit behelfsmäßig in einem Lagergebäude eingerichtet. Mit den funktionalen und technischen Unzulänglichkeiten ließ sich bis jetzt umgehen. Doch abgesehen von der Frage nach dem richtigen Standort für einen Neubau stellte sich eine ganz andere Frage: Wohin mit dem „Großen Haus“, wenn der unter Denkmalschutz stehende Hämer-Bau für drei Jahre und 80 Millionen Euro demnächst saniert wird? Die Stadt Ingolstadt entschied sich gegen ein Provisorium und für einen Neubau, der als temporäre Herberge für „das große Haus“ dient, später als dauerhafter Standort für „das kleine Haus“– die Kammerspiele. Ein geeigneter Ort wurde zunächst im Klenzepark in einer denkmalgeschützten Reithalle gefunden, doch das Ingolstädter Armeemuseum nutzt diese als Lagerstätte und ein museal-betreuter Umzug von Panzern und Co. in eine Ersatzstätte ist aufwendig. Hinzukam das anschwellende Raumprogramm für die Kammerspiele: drei Probebühnen und eine Hauptbühne, Lager- und Technikflächen und dringend benötigte Werkstätten für die Schreinerei, Schlosserei und den Malersaal.
Die nötige räumliche Nähe zum Stadttheater führte zu der Entscheidung, dass Wettbewerbsgebiet auf die Bereiche rund um das Stadttheater zu beschränken. Es umfasst den Theatervorplatz, südwestlich den Skulpturengarten, die Schloßländle und östlich einen weitläufigen Parkplatz zwischen Stadttheater und Neuem Schloss. Letzterer Bereich stellte für neun Büros die richtige Antwort dar, doch die Jury um den Vorsitzenden Wilfried Wang ließ sie mit ihren Vorschlägen allesamt ausscheiden. Die übrigen vier Entwürfe von Deutzer König + Rimmel, Morger Partner, Staab Architekten und Waechter + Waechter wurden mit Preisen prämiert. Ihre Gemeinsamkeit: der Westen. „Im Preisgericht wurde ausgiebig diskutiert, ob es funktional nicht einfacher ist, die Kammerspiele östlich des Theaterszu verorten, wo auch die Anlieferzone ist. Es stellte sich heraus, dass es schwierig ist, aus diesem Ort eine Adresse zu machen. Keiner der ausgeschiedenen Entwürfe hat hier-für eine zufriedenstellende Lösung präsentiert“, erklärt Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle.
Deutzer König + Rimmel gehen in die Höhe und schlagen einen Würfel vor, der das Stadttheater beinahe überragt. Die Architekten von Staab schlagen einen länglichen, gut proportionierten Baukörper mit Innenhof und Freitreppe vor sowie eine Erweiterung in Form einer Werkstattspange zur Schloßländle hin. Morger Partner verorten ihre Erweiterung ebenfalls im Skulpturengarten. Die Werkstätten werden jedoch in einem separaten Baukörper untergebracht, der keine Lösung für eine notwendige Verbindung zum Haupthaus und Neubau anbietet. Dies lösen Waechter + Waechter relativ pragmatisch in dem sie an das Stadttheater anbauen. Denkmalpflegerisch und urheberrechtlich kein ganz einfacher, aber – falls die Architektur überzeugt – interessanter Vorschlag. Trotz des städtebaulich minimalen Eingriffs, wird das Theaterumfeld verbessert.
Die Konsequenz aus dem Ideenwettbewerb: Ein losgelöster Baukörper auf dem derzeitigen Parkplatz ist ausgeschlossen, Anbauten sollen sich so unterordnen, dass der Hämerbau in sei-ner Eigenständigkeit und architektonischen Bedeutung erkennbar bleibt. Eine Anordnung der Werkstätten rund um den Theaterbau, wie es auch drei der vier Preisträger vorschlagen, ist denkbar. Die Beschlussvorlage für den Realisierungswettbewerb soll dem Stadtrat noch im Februar vorgelegt werden, damit diesen Sommer die Auslobung folgen kann. Die vier Gewinner werden als gesetzte Teilnehmer dabei sein.
zweiphasiger-nichtoffener Ideenwettbewerb
1. Preis (11.500 Euro) Deutzer König + Rimmel, München; Wolfgang Weinzierl Landschaftsarchitekten, Ingolstadt
1.Preis (11.500 Euro) Staab Architekten, Berlin
1.Preis (11.500 Euro) Morger Partner, Basel
1.Preis (11.500 Euro) Waechter + Waechter, Darmstadt
1. Preis (11.500 Euro) Deutzer König + Rimmel, München; Wolfgang Weinzierl Landschaftsarchitekten, Ingolstadt
1.Preis (11.500 Euro) Staab Architekten, Berlin
1.Preis (11.500 Euro) Morger Partner, Basel
1.Preis (11.500 Euro) Waechter + Waechter, Darmstadt
Fachpreisrichter
Renate Preßlein-Lehle, Stadtbaurätin Ingolstadt; Wilfried Wang, Berlin; Ueli Zbinden, Zürich; Axel Schultes, Berlin; Christian Schiebel, München; Ludwig Wappner, München; Michael Gaenßler, München; Marisia Conn, Fürth; Barbara Hoidn, Berlin; Martin Rist, Marzling
Renate Preßlein-Lehle, Stadtbaurätin Ingolstadt; Wilfried Wang, Berlin; Ueli Zbinden, Zürich; Axel Schultes, Berlin; Christian Schiebel, München; Ludwig Wappner, München; Michael Gaenßler, München; Marisia Conn, Fürth; Barbara Hoidn, Berlin; Martin Rist, Marzling
Ausloberin
Stadt Ingolstadt
Stadt Ingolstadt
Wettbewerbsbetreuung
Schober Architekten, München
Schober Architekten, München
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