Bauwelt

1945

Eine Ausstellung im Stadtmuseum Dresden stellt Fotos der zer­störten Städte Köln und Dresden einander gegenüber

Text: Scheffler, Tanja, Dresden

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    Hermann Claasen, Köln, Hohenzollernbrücke, ca. 1947
    Foto: © LVR-Landesmuseum Bonn

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    Hermann Claasen, Köln, Hohenzollernbrücke, ca. 1947

    Foto: © LVR-Landesmuseum Bonn

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    Richard Peter sen., Ohne Titel (Pressglas), 1945
    Foto: © SLUB Dresden/Deutsche Fotothek

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    Richard Peter sen., Ohne Titel (Pressglas), 1945

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1945

Eine Ausstellung im Stadtmuseum Dresden stellt Fotos der zer­störten Städte Köln und Dresden einander gegenüber

Text: Scheffler, Tanja, Dresden

Unser Bild von der unmittelbaren Nachkriegszeit ist vor allem durch Fotomotive geprägt, die zu Symbolen geworden sind: zerstörte Gebäude, Ruinenlandschaften, Trümmerfrauen. Die bekanntesten deutschen Trümmerfotobände sind Hermann Claasens „Gesang im Feuerofen“ und Richard Peters „Dresden – eine Kamera klagt an“. Eine Ausstellung im Stadtmuseum Dresden beleuchtet die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte der beiden Bücher; die Schau ist eine Kooperation der Deutschen Fotothek in der Säch-sischen Landesbibliothek, des LVR-Landesmuseums Bonn und der Stiftung F.C. Gundlach Hamburg.
Hermann Claasen (1899–1987) wählte für „Gesang im Feuerofen“ Fotos vom brennenden Köln, Rhein-Panoramen nach der Zerstörung, vor allem aber Bilder von Kirchenruinen. Mit dem 1947 erschienenen Band konnten der Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer und der inzwischen in Harvard lehrende ehemalige Reichskanzler Heinrich Brüning („Mit diesem Buch kann ich mehr Eindruck machen als mit allen Reden.“) amerikanischen Politikern das Ausmaß der Zerstörungen in Deutschland klarmachen. Claasens Ansicht des Kölner Doms durch die gesprengte Hohenzollernbrücke ist eine Ikone der Nachkriegs-Architekturfotografie. Auf einem anderen Bild ragt die Turmspitze des Wahrzeichens wie ein moralischer Zeigefinger aus der Trümmerlandschaft.
Der nach Beginn des Kalten Krieges aus Fotos von Richard Peter sen. (1895-1977) zusammengestellte Band „Dresden – eine Kamera klagt an“ (1950) zielte mit dramatischen Leichenfotos und suggestiv arrangierten Bildpaaren darauf ab, die anglo-amerikanische „Terrorisierung und Massenvernichtung von Menschen“ anzuprangern. Peters „Blick vom Rathausturm“ auf die Ruinen und auf bereits vom Schutt beräumte Straßen ging als Sinnbild für den Schrecken des Bombenkriegs und das Ende des historischen Dresden in das kollektive Gedächtnis ein.
Die Ausstellung zeigt neben den Bildsequenzen, die in den beiden Bänden abgedruckt sind, und den ihnen zugrundeliegenden Vintage-Prints weitere, vom Blickwinkel, Bildaufbau oder -ausschnitt oft spannendere Arbeiten, die damals nicht in die Publikationen aufgenommen wurden. Sowohl Classen als auch Peter fokussierten immer wieder abstrakte Formen wie geschmolze-ne und verformte Trümmerteile, graphisch eindrucksvolle Ruinenschatten oder kriegsbedingte städtische „Neuarrangements“ wie auf den Leitungsmasten der Straßenbahn liegende Bettgestelle. Derartige, aus heutiger Sicht zeitlos wirkende Aufnahmen waren während der frühen DDR-Jahre, als die ostdeutsche Kunst vorgegebene politisch-ideologische Inhalte vermitteln sollte, nicht erwünscht. Mit damals nicht veröffentlichten Aufnahmen wie „Von der Hitze gefaltetes Pressglas“ oder „Schmelzgut in einer chemischen Fabrik“, die die Auswirkung des Feuersturms auf die Glasflaschen der Dresdner Odol-Fabrik zeigt, bietet die Schau somit selbst Besuchern, die Richard Peters Erfolgsbuch im Regal haben, Überraschungen.

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