Bauwelt-Preis 2015
„Das Erste Haus“ zum neunten Mal
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
Bauwelt-Preis 2015
„Das Erste Haus“ zum neunten Mal
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
Dass die Zahl der Erstlinge aus dem Süden und auch aus dem früher regelmäßig stark vertretenen Südwesten Europas immer überschaubarer geworden ist, dürfte den zunehmend schwierigeren Bedingungen für den dortigen Nachwuchs geschuldet sein. Umso erfreulicher für uns, dass darunter Arbeiten waren, deren hohe Qualität die Vergabe von zwei der sechs Preisen nach Italien und Spanien rechtfertigten: an StudioErrante für einen winzigen Schuppen in einem Bergdorf im Piemont und an Pau Sarquella Fàbregas für den Umbau einer Fleischerei im katalanischen Celrà.
Eine andere Auffälligkeit dieser Runde war das nahezu völlige Ausbleiben von Arbeiten für die Bauaufgaben
Geschosswohnungsbau und öffentliches Gebäude – Felder, auf denen sich junge Architekten in der Vergangenheit ihre Sporen verdienen konnten. Beim Geschosswohnungsbau schlägt sich nieder, dass dieser in Europa heute privaten Entwicklern überlassen bleibt, die, wie sich auf Immobilienmessen erfahren lässt (Bauwelt 46.2014), Bewährtes bevorzugen. Wien nimmt hier eine Sonderstellung ein, und der Preis für die Großwohnanlage „Oase 22“ vom studio uek mit ihren vielfältigen Gemeinschaftsräumen ist nur folgerichtig. Verbunden ist damit die Hoffnung, dieses Beispiel möge Schule machen, gerade bei den städtischen Wohnungsgesellschaften, die unter den Bedingungen der wachsenden Stadt nun wieder darüber nachdenken sollen, erschwinglichen Wohnraum zu schaffen.
Geschosswohnungsbau und öffentliches Gebäude – Felder, auf denen sich junge Architekten in der Vergangenheit ihre Sporen verdienen konnten. Beim Geschosswohnungsbau schlägt sich nieder, dass dieser in Europa heute privaten Entwicklern überlassen bleibt, die, wie sich auf Immobilienmessen erfahren lässt (Bauwelt 46.2014), Bewährtes bevorzugen. Wien nimmt hier eine Sonderstellung ein, und der Preis für die Großwohnanlage „Oase 22“ vom studio uek mit ihren vielfältigen Gemeinschaftsräumen ist nur folgerichtig. Verbunden ist damit die Hoffnung, dieses Beispiel möge Schule machen, gerade bei den städtischen Wohnungsgesellschaften, die unter den Bedingungen der wachsenden Stadt nun wieder darüber nachdenken sollen, erschwinglichen Wohnraum zu schaffen.
Bei der öffentlichen Bauaufgabe zeigt sich hingegen, dass jungen Architekten beim Start in die Selbstständigkeit auch die einst schützende öffentliche Hand abhanden gekommen ist. Ein Projekt wie das Besucherzentrum Archäopark Vogelherd von Ritter und Jockisch, das aus einem Wettbewerb hervorging, ist inzwischen eine solche Rarität, dass ein Preis auch in diesem Fall einfach vergeben werden musste – allein schon, um Städte und Gemeinden zu ermuntern, auch mal dem Ehrgeiz und der Einsatzbereitschaft junger Architekten zu vertrauen, statt immer nur auf bekannte Namen zu setzen oder den Verführungskünsten der Event-Szenographen Gehör zu schenken.
Zwei Felder bestellt der Nachwuchs aber auch heute noch: den Bau von privaten Wohnhäusern und die Intervention im Stadtraum. Aus beiden Bereichen ging eine ganze Reihe von Arbeiten ein; Einfamilienhäuser machten allein die Hälfte der uns vorgelegten Projekte aus – ein Preis ging an das radikalste unter ihnen, das Haus mit zwei Stützen am Sarnersee von Christian Scheidegger (Seite 16). Obwohl in seiner Monumentalität in der Jury umstritten, wurde es schließlich doch gewürdigt, als ein Aufruf an die jungen Kollegen, am konzeptionellen Entwerfen festzuhalten und sich in der Praxis nicht gleich einschüchtern zu lassen von all den Zwängen, die plötzlich aufs Projekt wirken.
Schließlich das Rote Dach für die 6. Architekturwoche in München von Enzel und Imhof – ein Ort, der, wie uns die ortskundigen Juroren versicherten, provokant und attraktiv zugleich war für die Münchner Gesellschaft und en passant die wichtige Frage nach der Rolle des öffentlichen Raums in der gentrifizierten Stadt aufgeworfen habe. Das Projekt bildete Ende August den Auftakt der Einsendungen – und schaffte es bei Kirsten Klingbeil und mir als den Vorprüfern des Preises auf Anhieb, die eingangs angesprochenen düsteren Wolken zu vertreiben.
Zur Jurierung am 17. Oktober im Deutschen Architekturzentrum standen Kaye Geipel dieses Mal Donatella Fioretti aus Berlin, Ellen Krause aus Hamburg, Jörg Leeser aus Köln, Andreas Lepik und Ludwig Wappner, beide aus München, zur Seite. Den Preisrichtern gilt unser Dank ebenso wie allen Teilnehmern und unserem Mitauslober, der Münchner Messe BAU. Eben dort findet wieder die Preisverleihung statt: und zwar am Dienstag, den 20. Januar, um 14 Uhr auf der Empore im Eingangsbereich West. Die Laudatio hält Ludwig Wappner, und neben den Projekten der sechs Preisträger wird die Ausstellung weitere Arbeiten der engeren Wahl zeigen, von denen acht bereits in diesem Heft vorgestellt werden. Die Möglichkeit, die Prämierten auf der BAU zu treffen, möchten wir ihnen abermals bereits am Vorabend der Zeremonie geben, und zwar am 19. Januar, um 19 Uhr in der Architekturgalerie Nikola Borgmann in der Türkenstraße 30. Alle Interessierten sind herzlich zur Diskussion eingeladen!
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