Filmbau
Schweizer Architektur im bewegten Bild
Text: Paul, Jochen, Zürich
Filmbau
Schweizer Architektur im bewegten Bild
Text: Paul, Jochen, Zürich
„Filmbau“ ist der dritte und letzte Teil einer 2012 initiierten Reihe. Nach „Bildbau. Schweizer Architektur im Fokus der Fotografie“ und „Textbau. Schweizer Architektur zur Diskussion“ untersucht die aktuelle Ausstellung das Potenzial des Films als Analyseinstrument, Darstellungs- und Vermittlungsmedium. Dabei grast sie nicht die Architekturfilmklassiker wie „Metropolis“ (Fritz Lang, 1927), „The Fountainhead“ (King Vidor, 1949), „Mon Oncle“ (Jacques Tati, 1958) oder „Blade Runner“ (Ridley Scott, 1982) ab. Vielmehr verwendet sie weniger bekanntes Material und berücksichtigt sämtliche Formate und filmischen Gattungen – von Super 8 über Digi Beta bis zu mit dem Mobiltelefon aufgenommenen Videos, von traditionellen Dokumentationen über Computeranimationen bis zu Immobilienwerbefilmen. Der thematische Schwerpunkt liegt auf der Schweizer Architektur der letzten 25 Jahre.
Die Kuratoren entschieden sich für eine kinematographische Aufbereitung des Themas: Die unterschiedlichen Filme – 101 an der Zahl – sind nicht auf einzelnen Screens zu sehen, sondern auf einer großen Leinwand als zusammen mit der Künstlerin Florine Leoni entwickelter Kompilationsfilm. Gegliedert in sieben Unterkapitel, illustriert er das Repertoire des Mediums Film und analysiert die Darstellungskonventionen und Mechanismen, die bei der Übersetzung des realen Raums in den filmischen verwendet werden: Zeiträume, Blickräume, Erzählräume, Bewegungsräume, Klangräume, Experimentierräume und Lichträume. Zusätzlich begleitet eine Stimme aus dem Off den Zuschauer, erläutert die eingesetzten Stilmittel und ihre beabsichtigte Wirkung. Die 42-minütige filmische Collage entwickelt ein eigenes, verdichtetes Raumgefüge, in das der Betrachter – er sitzt im abgedunkelten zentralen Ausstellungsraum auf Klappsesseln wie in einem Kino – von Minute zu Minute mehr hineingesogen wird.
Zusätzlich führten die Kuratoren zehn filmische Interviews mit Schweizer Architekten, Forschern, Journalisten und Mediengestaltern: Doris Agotai, Meili Dschen/Markus Tischer, Enrique Fontanilles, Christophe Girot, Martin Meier, Christian Kerez, Reinhard König, Severin Kuhn, Christoph Schaub und Marc Schwarz, die im begleitenden Katalog nachzulesen und im Durchgang zum letzten Raum zu sehen sind.
Dieser ist die eigentliche Wunderkammer der Ausstellung und – bis auf wenige Ausnahmen – eine Rückblende in die Ära, in der zeitbasierte Medien noch analog waren: Die wandhohen Regale sind vollgestopft mit Videorecordern, Tonbandgeräten, Plattenspielern, CD- und DVD-Playern, Mischpulten, Kassettenrecordern, Schnittplätzen und ca. 20 Monitoren. Auf ihnen lassen sich alle 101 Filme ungekürzt ansehen – bei einer Gesamtlänge von 1237 Minuten (20h 37‘) lohnt sich allein dafür schon fast die Jahresmitgliedschaft im Schweizerischen Architekturmuseum.
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