Bauwelt

Die Inszenierung von Welt

Schnell, unmittelbar und mit einfachen Materialien Ideen umsetzen – das reizt Ass und Korbut am Ausstellungsdesign. Dabei schaffen sie Bilder und Gefühlswelten, die wir unterbewusst, auf einer emotionalen Ebene lesen können

Text: Heinich, Nadine, Berlin

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    Ausstellung „200 Keystrokes per Minute“ im Museum für Moderne Kunst in Moskau
    Foto: Yuri Palmin

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    Ausstellung „200 Keystrokes per Minute“ im Museum für Moderne Kunst in Moskau

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    Ausstellung für den tschechischen Filmemacher Jan Švankmajer im Kunstmuseum Garage, 2013
    Foto: Yuri Palmin

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    Ausstellung für den tschechischen Filmemacher Jan Švankmajer im Kunstmuseum Garage, 2013

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    Ausstellung „Upon Request“ zur russischen Avantgarde im Moskauer Jüdischen Museum, 2016
    Foto: Yuri Palmin

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    Ausstellung „Upon Request“ zur russischen Avantgarde im Moskauer Jüdischen Museum, 2016

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    Ausstellung „Upon Request“
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    Ausstellung „Upon Request“

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    Nadya Korbut (*1981), Architektin
    Foto: Yuri Palmin

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    Nadya Korbut (*1981), Architektin

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    Ausstellung „Upon Request“
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    Ausstellung „Upon Request“

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    Kiril Ass (*1974), Architekt
    Foto: Yuri Palmin

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    Kiril Ass (*1974), Architekt

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Die Inszenierung von Welt

Schnell, unmittelbar und mit einfachen Materialien Ideen umsetzen – das reizt Ass und Korbut am Ausstellungsdesign. Dabei schaffen sie Bilder und Gefühlswelten, die wir unterbewusst, auf einer emotionalen Ebene lesen können

Text: Heinich, Nadine, Berlin

Bei Kiril Ass und Nadya Korbut braucht es nicht viele Worte. Ihre Ausstellungsinszenierungen sprechen für sich. Seit 2013 arbeiten sie zusammen, realisierten allein in diesem Jahr zehn Ausstellungen. Mit feinem Gespür für den richtigen Rahmen für Werke anderer Künstler, für die Balance zwischen eigener Zurückhaltung und gestalterischer Präsenz, erzeugen sie starke indirekte Metaphern. In ihrem „Hauptberuf“ sind
Ass und Korbut Partner im Büro von Alexander Brodsky (Bauwelt 13. 2015). Am Ausstellungsdesign reizt sie, dass sie im Gegensatz zur oft langsamen, kompromissbeladenen Architektur­welt schnell – vom Design bis zur Realisierung vergehen oft nur drei Monate –, unmittelbar und mit einfachen Materialien ihre Konzepte realisieren können.
Im Jahr 2013 entwarfen sie für den legendären tschechischen Filmemacher und Set-Designer Jan Švankmajer dessen Ausstellung im privaten Kunstmuseum Garage. Im klassischen White Cube hätten die surrealen, albtraumhaften Arbeiten, zu denen neben Filmen auch Objekte und Zeichnungen gehörten, niemals funktioniert. In Anlehnung an Švankmajers Galerie Gambra in Prag, die sich dem Surrealismus widmet, schufen Ass und Korbut eine Art Irrenhaus und gaben dem verstörenden, bisweilen aggressiven Abtauchen ins Dunkel der menschlichen Seele ein temporäres Zuhause.
Weit weniger düster gestalteten sie die Ausstellung „200 Keystrokes per Minute“ im Muse­um für Moderne Kunst in Moskau. Sie widmete sich der Schreibmaschine und ihrer Rolle in der russischen Literatur sowie allgemein in der russischen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Auf etwa 900 Quadratmetern, in neun Räumen, waren unter anderem die originalen Schreibmaschinen von Lew Tolstoi, Boris Pasternak, Alexander Solschenizyn, die erste und die populärste Schreibmaschine sowie andere technische Kuriositä­ten zu sehen. Der Fokus lag weniger auf dem Design, sondern auf Idee und Bedeutung. Einer der Räume beschäftigte sich mit dem Verhältnis von Schriftsteller (meist männlich) und Maschinenschreiberin (meist weiblich), ein anderer widmete sich dem Samisdat, das heißt der Verbreitung alternativer, nicht systemkonformer Literatur in der Sowjetunion über nichtoffizielle Kanäle – durch das Abschreiben mit der Hand oder eben durch das mit der Schreibmaschine –, bis hin zum Maschinenschreiben als Kunstform und einer Schreibmaschinen-Installation aus Lehm von Alexander Brodsky.
Als eine ihrer bisher am meisten diskutierten Ausstellungen ging „Upon Request. Russian Avant-Garde Collections from Regional Museums“ soeben im Jüdischen Museum zu Ende. Gezeigt wurden die Sammlungen von Werken der Avantgarde aus 19 verschiedenen russischen Städten. Diese Sammlungen basieren auf einer Initiative der Abteilung für Bildende Kunst des damaligen Volkskommissariats für Bildungswesen (entsprach einem heutigen Ministerium), das ab 1918 dafür sorgte – maßgeblich vorangetrieben von Kandinsky und Rodtschenko –, dass im Zuge der revolutionären Aufbruchsstimmung jener Jahre Bilder von Avantgarde-Künstler gekauft und auf 30 Museen in ganz Russland verteilt wurden. Statt der gewohnten entschieden sich Ass und Korbut für eine dichte Hängung wie zur Entstehungszeit der Werke und sorgten damit für eine heftige Kontroverse.

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