Der Kongresspalast von Adalberto Libera in Rom
Nur wenige Schritte entfernt vom neuen gläsernen Wolken-Kasten Centro Congressi steht der Palazzo dei Congressi aus früheren Zeiten. Er ist kleiner, aber baulich von deutlich größerer Prägnanz
Text: Sebastian Redecke
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Portikus mit der Stahlglasfassade des Foyers. Dahinter erhebt sich der quadratische Block der Empfangshalle mit flacher Kuppel. Auf der Konsole war eine Statuengruppe vorgesehen.
Foto: Andrea Jemolo
Portikus mit der Stahlglasfassade des Foyers. Dahinter erhebt sich der quadratische Block der Empfangshalle mit flacher Kuppel. Auf der Konsole war eine Statuengruppe vorgesehen.
Foto: Andrea Jemolo
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Die Säulen waren ein Kompromiss.
Foto: Andrea Jemolo
Die Säulen waren ein Kompromiss.
Foto: Andrea Jemolo
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Architekt Adalberto Libera hatte zunächst viereckige Stützen vorgesehen. Blick vom Foyer hinüber zum Wahrzeichen des Stadtviertels: Der Palazzo della Civiltà del Lavoro, auch „Colosseo quadrato“ genannt.
Foto: Andrea Jemolo
Architekt Adalberto Libera hatte zunächst viereckige Stützen vorgesehen. Blick vom Foyer hinüber zum Wahrzeichen des Stadtviertels: Der Palazzo della Civiltà del Lavoro, auch „Colosseo quadrato“ genannt.
Foto: Andrea Jemolo
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Das Foyer mit der eleganten Stahlglasfassade und den niedrigen Übergängen zur Empfangshalle.
Foto: Andrea Jemolo
Das Foyer mit der eleganten Stahlglasfassade und den niedrigen Übergängen zur Empfangshalle.
Foto: Andrea Jemolo
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Eines der beiden offenen Treppenhäuser im Foyer des Auditoriums auf der Rückseite des Gebäudes.
Foto: Andrea Jemolo
Eines der beiden offenen Treppenhäuser im Foyer des Auditoriums auf der Rückseite des Gebäudes.
Foto: Andrea Jemolo
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Blick in die Kuppel der Empfangshalle.
Foto: Andrea Jemolo
Blick in die Kuppel der Empfangshalle.
Foto: Andrea Jemolo
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Beim holzverkleideten Auditorium fanden Umbauten und Sanierungen statt, damit es entsprechend den heutigen Anforderungen genutzt werden kann.
Foto: Andrea Jemolo
Beim holzverkleideten Auditorium fanden Umbauten und Sanierungen statt, damit es entsprechend den heutigen Anforderungen genutzt werden kann.
Foto: Andrea Jemolo
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Zentrale Empfangshalle mit flachem Kreuzgratgewölbe. Die Wandbilder kamen nicht zur Ausführung. Niedrige Zugänge verstärken den Raumeindruck.
Foto: Andrea Jemolo
Zentrale Empfangshalle mit flachem Kreuzgratgewölbe. Die Wandbilder kamen nicht zur Ausführung. Niedrige Zugänge verstärken den Raumeindruck.
Foto: Andrea Jemolo
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Der Kongresspalast (Palazzo dei Ricevimenti e dei Congressi) von Adalberto Libera (1903–1963) wurde Mitte der dreißiger Jahre geplant und von 1937 bis 1942 gebaut. In den Kriegszeiten stoppten die Arbeiten. Mit einigen Änderungen am ursprünglichen Konzept wurde er dann 1954 fertiggestellt und in den neunziger Jahren saniert. Die Piazza davor nennt sich heute J. F. Kennedy. Es wäre ein Frevel vom neuen Kongresszentrum Roms zu sprechen, ohne auf diesen außergewöhnlichen Bau hinzuweisen.
Natürlich ist das Gebäude der während der Zeit Mussolinis geforderten Größe in der Fortsetzung des „Geistes von Rom“ geschuldet. Libera hatte eine klare Aufgabe des faschistischen Regimes zu erfüllen. Der Kongresspalast entstand im Rahmen der Planungen für einen neuen Stadtteil der Weltausstellung 1942 (EUR, Esposizione Universale di Roma, ehemals E‘42). Ein Architektenteam fertigte in nur wenigen Monaten einen Generalbebauungsplan für das gesamte Stadtviertel auf der grünen Wiese an, das mit seinen permanenten Bauten den Kern einer zukünftigen Repräsentationsstadt bilden sollte. Ziel war, dass Rom sich nach Süden in Richtung Meer bis nach Ostia Antica ausdehnt. Wegen der Kriegsereignisse fand die Weltausstellung nicht statt und der Stadtteil bleib unvollendet. Das Wahrzeichen des Stadtteils ist bis heute das „Colosseo quadrato“ (
Bauwelt 13.2016).
Die Architekturströmungen waren in der Zeit unterschiedlich. Der italienische Razionalismo war sicherlich prägend. Dieser erfuhr aber entsprechend der Forderungen teilweise Abwandlungen hin zu einer traditionellen klassizistischen Sprache. Für den Kongresspalast fand ein Wettbewerb statt, an dem u.a. auch Giuseppe Terragni teilnahm. Der siegreiche Entwurf Liberas erfuhr deutliche Veränderungen. Gebaut wurde schließlich eine Abfolge klarer Gebäudeformen. Er beginnt am breiten Portikus an der Hauptfront am Ende der markantesten Blickachse im Stadtquartier. Die 14 weißen Granitsäulen waren aufgrund der gewünschten „italianità“ ein Kompromiss. Libera hatte zunächst viereckige Stützen vorgesehen. Nach dem Foyer folgt der Hauptblock, der als Empfangshalle fungiert, ein Quader in den Abmessungen 36 x 36 x 36 Meter mit flachem Kreuzgratgewölbe als Bekrönung. Im unteren Bereich ist die Halle von Treppen und Galerien umgeben, darüber schließen gewaltige Flächen an, auf denen Größe und Macht glorifizierende Wandbilder vorgesehen waren. Das Gewölbe ruht nur an den Eckpunkten auf dem Block, so dass sich auf allen vier Seiten offene Segmentbögen ergeben. Hinter diesem Saal folgt das Auditorium, ein in Holz verkleideter Raum mit Rundungen, der sich wie bei Fuksas‘ Saal des Centro Congressi vom übri-gen Gebäude deutlich absetzt. Nach dem Auditorium öffnet sich das hintere Foyer mit markanten und mit großer handwerklicher Sorgfalt ausgeführten Marmor-Treppenanlagen an beiden Stirnseiten. Besonders die ungewöhnlich Abfol-ge vom Raumhöhen sorgt bei Besuchern für Erstaunen. Die großen Glasfronten beider Foyers mit einer leichten Stahlkonstruktion zeugen von einem für die Zeit großen konstruktiven Können. Auf dem Dach des Auditoriums befindet sich ein „Teatro all’aperto“ mit marmornen Sitzbänken und der Wand des Quaders als Hintergrund. Der Palazzo wird weiterhin für Kongresse genutzt.
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