Bauwelt

37.000 Tonnen Stahl. Forschende Architekten

Text: Redecke, Sebastian, Berlin; Klingbeil, Kirsten, Berlin

37.000 Tonnen Stahl. Forschende Architekten

Text: Redecke, Sebastian, Berlin; Klingbeil, Kirsten, Berlin

Es gibt Neubauten, die sich auch nach vielen Erläuterungen und ausgiebiger Erkundung vor Ort nicht erschließen. Das Kongresszentrum in Rom etwa. Man fragt sich vor allem, warum ein kompaktes Kirschholz-Auditorium in einer von einer Membranhülle gebildeten „Wolke“ untergebracht werden muss, aufgeständert innerhalb des eigentlichen Gebäudes. Diese Wolke wiederum setzt sich aus einer amorphen Struktur zusammen, die eine extrem aufwendige Planung und Ausführung mit mehreren Fachfirmen er­forderte und, wie es die Chronik seit dem Wettbewerb 1998 offenlegt, zu jahrelangen Planungs- und Bauverzögerungen führte. Damit genügend Raum die Wolke umgibt, um sie begreifbar zu machen, nimmt der umschließende Korpus gigantische Ausmaße an. Der zweite, weit größere und sehr schlichte Saal des Kongresszentrums verschwindet im Sockel. Eine auch konstruktiv erfinderische Architektur, wie sie in Rom über viele Jahrhunderte vom Pantheon bis zum Palazzetto dello Sport entstanden ist, zeigt sich bei die­-sem Kongresszentrum nicht. Es wurden allerdings 37.000 Tonnen Stahl verbaut, auch für die stützen­-den Fachwerktürme der Wolke. Und doch ist es richtig, diese „Nuvola“ von Massimiliano und Doriana Fuksas zu zeigen und ihre Eigenarten zu diskutieren. Der Großbau vertritt nun mal symbolhaft unsere Zeit in der Ewigen Stadt und erzeugt mit seiner gewissen Absurdität der Konzeption mediale Aufmerksamkeit. Ganz in der Nähe steht der alte und heute viel zu kleine Palazzo dei Congressi von Adalberto Libera, der sich architektonisch deutlich einfacher erklärt. Doch auch damals, während des Faschismus unter Mussolini in den dreißiger Jahren, wurde Sonderbares gebaut, zum Beispiel eine zu große, alle weiteren Bauteile deutlich übertrumpfende Empfangshalle.

Neuen Ideen auf der Spur

Komplizierte Geometrien, energetische Zielsetzungen und maßgeschneiderte Produktionen lassen sich oft nicht mit herkömmlichen Methoden umsetzen. Auf der Suche nach Lösungen, kommen lehrende Architekten und Bauingenieure an Technischen Universitäten zusammen. Sie entwickeln neue Fassadensysteme, optimieren Produktionsabläufe, konstruieren neuartige Tragwerke und erfinden Materialien, die anschließend Einzug in die Entwurfsplanung finden sollen. Welche Strategie braucht es, um eine Vision in die Realität zu überführen? Welchen Beitrag leisten Architekten, welchen Ingenieure? Und wie lange dauert es, bis ein neuer Werkstoff auf den Markt kommt? Wir haben an drei Universitäten nach dem aktuellen Stand der Forschung gefragt, und danach, worauf sich Architekten zukünftig freuen können.

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