Bauwelt

All day long, on the chaise longue

Der diesjährige Salone del Mobile verlief äußerst entspannt. Business as usual, doch in jeder Hinsicht komfortabel: keine programmatischen Thesen, keine Technologieexzesse, kein Gewese um Designerinnen oder Funktionäre. Machen Sie es sich hübsch bequem!

Text: Kasiske, Michael, Berlin

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    Eine Aufforderung zum Vertrauen, denn gestaucht wirkt „Brando“ wie eine Bank, die gerade im Gleichgewicht bleibt ...
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    Eine Aufforderung zum Vertrauen, denn gestaucht wirkt „Brando“ wie eine Bank, die gerade im Gleichgewicht bleibt ...

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    ... und ausgezogen wie ein Feldbett, das den Liegenden auf Tausendfußbeinen davon trägt.
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    Außen weiß, innen bunt aus Kunststoff gegossen – die Outdoor-Möbel „In-Side“ laden ein, ...
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    ... sich sinnlich in die heiteren, antipittoresken, antiklassischen und antivolkstümlichen 1970er Jahre zu beamen.
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    ... sich sinnlich in die heiteren, antipittoresken, antiklassischen und antivolkstümlichen 1970er Jahre zu beamen.

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    An Pop Art erinnert auch der Sitzsack in Gestalt einer übergroßen Einkaufs­tasche, deren Henkel zum Verrücken anregen sollen. Der schallabsorbierende Bezugsstoff soll für eine gedämpfte Atmosphäre sorgen.
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    An Pop Art erinnert auch der Sitzsack in Gestalt einer übergroßen Einkaufs­tasche, deren Henkel zum Verrücken anregen sollen. Der schallabsorbierende Bezugsstoff soll für eine gedämpfte Atmosphäre sorgen.

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    Das obere Drittel des Chaiselongues ...
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    Das obere Drittel des Chaiselongues ...

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    ... wird um 180° gedreht und schon ...
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    ... verlängert die hohe Lehne die Liegefläche so weit, dass eine erwachsene Person darauf ein Nickerchen machen kann.
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    ... verlängert die hohe Lehne die Liegefläche so weit, dass eine erwachsene Person darauf ein Nickerchen machen kann.

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All day long, on the chaise longue

Der diesjährige Salone del Mobile verlief äußerst entspannt. Business as usual, doch in jeder Hinsicht komfortabel: keine programmatischen Thesen, keine Technologieexzesse, kein Gewese um Designerinnen oder Funktionäre. Machen Sie es sich hübsch bequem!

Text: Kasiske, Michael, Berlin

Distinktionen wurden auf der Mailänder Messe erneut als wenig nachhaltig erachtet, wie im letzten Jahr blieben alle Aussteller auf einer Ebene. Ebenso attestierten Möbelbezeichnungen wie Chaiselongue, Récamière oder Feldbett der gereiften Postmoderne ein lässiges Zusammenkommen aktueller Ansprüche mit den historischen Vorbildern.
Der experimentierfreudige Hersteller Magis zeigte die aus Kunststoff gefertigte Serie „In-Side“ des Londoner Studios Heatherwick. Die Designfirma, gegründet von Thomas Heatherwick, bearbeitet inzwischen auch skulpturale und architektonische Projekte. Bei „In-Side“ entsteht der Kontrast zwischen den inneren und äußeren Oberflächen durch das Rotationsgussverfah­-ren. Dabei werden zu Pulver verarbeitete Kunststoffabfälle, sogenannte „Post Consumer Recyklate“, zusammen mit Polyethylen-Flocken, die in anderen Prozessen anfallen, verarbeitet. Durch die ungeplante Verteilung der Flocken erhalten die Sessel, Sofas und Hocker-Tische ihr bunt gesprenkeltes Innenleben. Trotz der harten Oberfläche sitzt es sich dank der ergonomischen Sitzform bequem.
Zu seinem 75-jährigen Jubiläum präsentiert Caimi auf einem großen Stand seine gesamte Bandbreite von Objektdesign bis zu Akustikelementen (Heft 12.2019). Bei dem Sitzsack „Shopper“, für den Stefano Barzaghi verantwortlich zeichnet, kommt beides zusammen: ein Sitzmöbel in Form einer überdimensionierten Einkaufstasche, das mit einem schallschluckenden Textil bezogen ist. Der Stoff namens „Biosphere“ wurde zusammen mit dem taiwanesischen Designer Hsiang Han Hsu entwickelt; der mit einem von der Natur inspirierten Jacquard-Muster gewebte Stoff kann auch für schalldämpfende Vorhänge eingesetzt werden. Funktional macht der Shopper freilich viel mehr Freude, nicht zuletzt weil es sich darin bequem sitzen lässt.
Bei Campeggi setzt der als Bank und Feldbett nutzbare „Brando“ den Reigen multifunktionaler Möbel fort. Der Designer Guiseppe Arezzi wurde in Mailand ausgebildet und praktiziert nun dort wie auch im heimischen Ragusa. Sein Bezug zum einfachen Landleben in Süditalien zeigt sich bei der Materialwahl und in der Bezugnahme auf Archetypen. Die Gestalt soll selbsterklärend sein, um beiläufig dienen zu können; Repräsentation ist nicht Arezzis Sache, selbst das Himmelbett aus seinem Portfolio ist auf das Notwendigste reduziert. So kommt auch „Brando“ daher, eine Bank mit einem Fuß aus einem zusammengeschobenen Scherengitter, das auseinandergezogen die Basis für ein veritables Feldbett bildet. Als Holz für das Gestell wählte Arezzi die traditionell für Möbelbau eingesetzte Esche, deren lange Fasern Elastizität und Zähigkeit garantieren.
Ein weiteres, ebenfalls wandelbares Möbel ist „Rubic“ von Sakura Adachi. Die aus Japan gebürtige Designerin ließ sich nach dem Industriedesignstudium in Tokio und London 2004 in Mailand nieder, wo sie nach vier Jahren ihr eigenes Studio gründete. „Rubic“ ist das elfte Stück, das sie für Campeggi entworfen hat. Das Objekt kann sowohl als flache Liege als auch als Chaiselongue genutzt werden. Der wetterfeste Stoff ermöglicht es, die Liege auch im Freien zu verwenden. Die minimalistische Gestaltung sollte jedoch weder über das benötigte Gegengewicht für die Auskragung hinwegtäuschen noch über die Notwendigkeit eines äußerst belastbaren Gelenks für den Drehpunkt, ähnlich wie beim Ru­bik’s Cube, der vor vierzig Jahren in Deutschland als „Zauberwürfel“ bekannt war und vermutlich Namensgeber für dieses Objekt war.
Retrospektiv erscheint lediglich die Besucherzahl von rund 370.000 ungemütlich. Doch das Publikum des Salone 2024 war entspannt, als hätte es im titelgebenden Lied des britischen Indie-Duo „Wet Leg“ diese Zeilen vernommen: „What are you doing sitting down? You should be horizontal now.“

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