Bauwelt

Alle verstehen Bahnhof

Auf dem Gelände des „Alten Leipziger Bahnhofs“ in der Dresdner Neustadt soll ein Stadtquartier entstehen. Über die Entwicklung wurde in einem städ­tebaulich-freiraum­pla­ne­rischen Wettbewerb mit integriertem Beteiligungsprozess entschieden. Der prämierte Entwurf setzt auch Maßstäbe in Sachen grafischer Vermittlungs­arbeit des fachlichen Diskurses.

Text: Landes, Josepha, Berlin

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    Seit der Stilllegung 2005 verleibt sich die Natur das Gelände des Alten Leipziger Bahnhofs in Dresden ein, Jugendliche eignen es sich an.
    Foto: Landeshauptstadt Dresden

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    Seit der Stilllegung 2005 verleibt sich die Natur das Gelände des Alten Leipziger Bahnhofs in Dresden ein, Jugendliche eignen es sich an.

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    Mit dem Wettbewerb ist ein nutzungsgemischtes Stadtquartier geplant.
    Foto: Landeshauptstadt Dresden

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    Mit dem Wettbewerb ist ein nutzungsgemischtes Stadtquartier geplant.

    Foto: Landeshauptstadt Dresden

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    1. Preis Kopperroth und Fabulism mit Station C23 gliedern das Areal klar verständlich in drei Bereiche.

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    1. Preis Kopperroth und Fabulism mit Station C23 gliedern das Areal klar verständlich in drei Bereiche.

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    Nördlich angeordnete Wohnblöcke gemischt mit Kul­­­­tur- und Gewerbeeinheiten grenzen wie der südlich gelegene Bahnhofsbereich an den großzügigen zentralen Grünraum.
    Abb.: Verfasser

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    Nördlich angeordnete Wohnblöcke gemischt mit Kul­­­­tur- und Gewerbeeinheiten grenzen wie der südlich gelegene Bahnhofsbereich an den großzügigen zentralen Grünraum.

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    2. Preis Yellow Z und RMP planen ein grünes „Multifunktionsband“, das sich durch das Areal zieht.
    Abb.: Verfasser

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    2. Preis Yellow Z und RMP planen ein grünes „Multifunktionsband“, das sich durch das Areal zieht.

    Abb.: Verfasser

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    Durchlässige Raumkanten zur städtischen Umgebung und eine gute Durchwegung des Quartiers sind so gewährleistet.
    Abb.: Verfasser

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    Durchlässige Raumkanten zur städtischen Umgebung und eine gute Durchwegung des Quartiers sind so gewährleistet.

    Abb.: Verfasser

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    3. Preis rheinflügel severin kombinieren eine in Ost-West-Richtung verlaufende Achse mit Kultur-Einrichtungen mit einer von Nord nach Süd führenden Grün- und Radweg-Schneise.
    Abb.: Verfasser

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    3. Preis rheinflügel severin kombinieren eine in Ost-West-Richtung verlaufende Achse mit Kultur-Einrichtungen mit einer von Nord nach Süd führenden Grün- und Radweg-Schneise.

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    4. Preis Machleidt und Ulrich Krüger Landschaftsarchitekten schaffen bewusst ablesbare Brüche in ihrem städtebaulichen Konzept, womit sie eine kleinteilige Stadtstruktur simulieren. Die Jury kriti­siert diese Organisation als etwas vage.
    Abb.: Verfasser

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    4. Preis Machleidt und Ulrich Krüger Landschaftsarchitekten schaffen bewusst ablesbare Brüche in ihrem städtebaulichen Konzept, womit sie eine kleinteilige Stadtstruktur simulieren. Die Jury kriti­siert diese Organisation als etwas vage.

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Alle verstehen Bahnhof

Auf dem Gelände des „Alten Leipziger Bahnhofs“ in der Dresdner Neustadt soll ein Stadtquartier entstehen. Über die Entwicklung wurde in einem städ­tebaulich-freiraum­pla­ne­rischen Wettbewerb mit integriertem Beteiligungsprozess entschieden. Der prämierte Entwurf setzt auch Maßstäbe in Sachen grafischer Vermittlungs­arbeit des fachlichen Diskurses.

Text: Landes, Josepha, Berlin

Heute weiß kaum mehr einer, dass der Hauptbahnhof einmal Böhmischer Bahnhof hieß und an Stelle des Neustädter Bahnhofs der Schle­sische stand. Der Leipziger Bahnhof aber – der Dresdner „Leipziger Bahnhof“! – heißt noch immer so; nur wurde er mit dem Zusatz „Alt“ versehen, weil er eben seit fast zwanzig Jahren kein Bahnhof mehr ist. Wie das Gelände sich entwickeln soll, folgt nun aus einem Wettbewerb.
Der Leipziger Bahnhof war Endpunkt der ersten deutschen Fern-Eisenbahnlinie: 1839, Premiere einer Dampflok-Einfahrt aus Leipzig. Mit dem Ausbau des benachbarten Schlesischen Bahnhofs zum Neustädter Bahnhof aber verlor er an Bedeutung. Am 1. März 1901 fuhr der letzte Personenzug ab. Fortan diente der Standort zur Güterabfertigung und in den vierziger Jahren als Umschlagbahnhof für Kriegsgüter. Außerdem war er Zwischenhalt und Abfahrtspunkt der Deportationszüge nach Auschwitz, Riga und Theresienstadt. Nach dem Krieg wurde der Leipzigerbahnhof wieder Güterbahnhof.
In den letzten Jahren haben Kultureinrichtungen das ein oder andere Gebäude für sich entdeckt, etwa fand die „Blaue Fabrik“, die zuvor jahrelang in der Äußeren Neustadt angesiedelt war, hier Unterschlupf. Seit kurzem dient außerdem das ehemalige Ankunftsgebäude als Jüdisches Kulturzentrum und Thora-Schule. Nun soll das Gelände – das „gemeinwohlorientiert und kooperativ entwickelte“ Verfahren umfasst auch das nördlich angrenzende Schlachthof-Areal – zu einem „gemischt genutzten und durchgrünten Stadtquartier“ werden. Ende Februar fiel die Entscheidung im städtebaulich-freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb zugunsten des Entwurfs der Berliner Architekten Kopperroth und Fabulism mit dem Landschaftsarchitekturbüro Station C23 aus Leipzig. Der Auslobung hatte die Landeshauptstadt Dresden ein Partizipationsverfahren vorgeschaltet, außerdem waren Bürgerinnen, Politiker, Aktivisten sowie Eigentümervertreterinnen im Rahmen einer „Gläsernen Werkstatt“ in den finalen Entscheidungsprozess eingebunden.
Der Gewinnerentwurf wurde als einer von vier Beiträgen der engeren Wahl diskutiert, drei weitere Beiträge waren am Verhandlungstag im zweiten Wertungsrundgang ausgeschieden. Das Team der Berliner und Leipzigerinnen lieferte einen auf allen Planebenen bestechenden Vorschlag: Nicht nur ist die Darstellung äußerst liebevoll und nahbar, das Konzept unter dem Titel „Urbanität und Wildnis“ folgt auch einer klaren, selbst für ein Laienpublikum einleuchtenden Gliederung. Im nördlichen Geländeabschnitt soll die im Wesentlichen aus Blockrandbebauung bestehende Stadtstruktur der angrenzenden Leipziger Vorstadt weitergeführt werden. Der Abschnitt integriert die in dieser Zone bislang verorteten Veranstaltungsstätten des „Alten Schlachthofs“ – eine Ursprungsnutzung, die sich seinerzeit in Verbindung mit dem Güterbahnhof entwickelt hatte, in den zwanziger Jahren jedoch auf die andere Elbseite verlagert worden war. Die Mitte des Terrains, wo bis zur Kriegszerstörung eine Steingutfabrik von Villeroy & Boch stand, unterdessen aber üppige Vegetation gedeiht, ist in der Planung als „Neuer Leipziger Park“ gekennzeichnet. Im Süden, rund um die ehemaligen Bahnhofsanlagen, verorten die Verfasser weitestgehend den Bestand nutzende öffentliche Funktionen. Jeder Abschnitt ist kleinteilig erläutert und mit wohldosierten grafischen Mitteln verständlich dargelegt. Der Entwurf weist vielseitig nutzbare, gleichwohl einfallsreich definierte Stadtnischen und Funktionsräume auf, etwa einen „Heimlichen Garten“ – jede Zeichnung lädt zum Entdecken ein.
Die Kritik des Preisgerichts fokussiert auf den südlichen Zugang – „ein Solitär oder eine Zusammenfassung mit dem nördlich angrenzenden Block [wäre] bedenkenswert“. Bislang ist der Ansatz, dort die zwei Bahnsteiggebäude mit einem abgerundeten Verbindungsstück aneinanderzuknüpfen und eine zumindest im Plan charakterstark anmutende Oberlichtpassage zwischen Ladenzeilen und Atelierwohnungen anzubieten. Bedauerlicherweise boten die Verfasserinnen für diese Situation keine Visualisierung an. Auffällig auf den bereitgestellten Perspektiven, die in Collage-Technik ausgeführt wurden, ist, wie auch in den Plänen, eine große Kohärenz von Hochbau- und Landschaftsplanung. Einwände des Preisgerichts hinsichtlich der Bauvolumen im nördlichen Stadtbaustein – „Die vorgeschlagene Mischung und die teilweise hohe Dichte sowie die vorgeschlagene Wohntypologie werden kontrovers diskutiert und eher als Platzhalter für weiter durchzuarbeitende Gebäude verstanden.“ – sind insbesondere im Vergleich mit der Detailtiefe der auf die Plätze zwei bis vier votierten Einreichungen schwer nachvollziehbar.
Yellow Z mit RMP Landschaftsarchitekten, aus Berlin respektive Köln, beschränken sich bei der Darstellung ihrer kaum differenzierten Baukörper auf generische Kubaturen, mit groben Fassadenbildern, wie man sie sich nun wirklich nicht mehr zu sehen wünscht. Selbstverständlich war dies kein Gestaltungswettbewerb, jedoch lässt die Ausprägung eines Hangs zum Detail auf Haltung schließen. Das Konzept des Teams besteht darin, den Grünraum in einer zackigen S-Form in Nord-Süd-Ausrichtung durchs Gelände fließen zu lassen. Das Preisgericht lobt, dass in Verbindung mit den vorgeschlagenen offenen Blöcken „durchlässige Raumkanten zum innenliegenden Park“ entstünden und so eine hohe Wohnqua­lität gesichert sei. Ein neungeschossiger Hochpunkt am südlichen Zugang wurde zwar „hinsichtlich seiner Dimensionierung kritisch diskutiert aber in seiner Positionierung grundsätzlich als angemessener Auftakt für die Leipziger Straße eingeschätzt.“ Alle Neubauten des Entwurfs sind deutlich massiger als der Bestand.
Die drittplatzierten Rheinflügel Severin aus Düsseldorf mit Rehwaldt Landschaftarchitekten aus Dresden ziehen ihre Wohnbebauung ebenfalls über nahezu die gesamte Länge der Leipziger Straße, jedoch sehen sie eine zumindest mäßige Höhenstaffelung zu den flachen Bahnhofsbauten hin vor. Der Park ist in ihrem Entwurf eine wenig differenzierte Wiese. Weitere Grünflächen ziehen sich in praktisch jeden ebener­digen Bereich, der nicht als sandiger Weg oder Freifläche dargestellt wurde.
Machleidt Städtebau aus Berlin und Ulrich Krüger aus Dresden auf dem vierten Rang verteilen ihre Baukörper ähnlich dem vorangegangenen, setzen jedoch hauptsächlich auf schräge Grundrissformen der Blöcke. Die Jury beschreibt diesen Ansatz als „Bebauungsstruktur mit vielfältigen Bezügen und bewusst gesetzten Brüchen“. Deutlichen Widerspruch äußerte das Preisgericht gegenüber dem Vorhaben, den nur noch in Relikten vorhandenen, auf dem Gelände des früheren Steingutbetriebs gelegenen Orangeriepark zu rekonstruieren.
Offener, zweiphasiger städtebaulich-freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb
1. Preis
(24.000 Euro) ARGE KOPPERROTH Architektur & Stadtumbau mit Fabulism, beide Berlin und Station C23, Leipzig
2. Preis (18.000 Euro) Yellow Z – Abel Bormann Koch Architekten und Stadtplaner, Berlin;
RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten, Köln
3. Preis (12.000 Euro) rheinflügel severin, Düsseldorf;
Rehwaldt Landschaftsarchitekten, Dresden
4. Preis (6000 Euro) Machleidt Städtebau + Stadtplanung, Berlin; UKL – Ulrich Krüger Landschaftsarchitekten,
Dresden
Ausloberin
Landeshauptstadt Dresden, Amt für Stadtplanung und Mobilität
Fachpreisgericht
Katja Benfer, Henry Fenzlein, Anja Heckmann, Rainer Hofmann, Andreas Krauth, Kilian Kresing, Wolfgang Lorch, Sonja Moers, Stefan Rettich, Peter Scheller (Vorsitz), Franziska Schieferdecker, Oliver Stolzenberg, Andreas Wohlfarth
Verfahrensbetreuung
Büro für urbane Projekte, Leipzig

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