Bauwelt

Dem Rad gehört die Zukunft!

Eine Ausstellung im Gewerbemuseum Winterthur beleuchtet die Geschichte, die Gegenwart und das Potenzial des Fahrrads

Text: Paul, Jochen, Zürich

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    Radbrücke Hovenring in Eindhoven
    Foto: Helibeeld.nl; Bernd Grundmann

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    Radbrücke Hovenring in Eindhoven

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    Ein Fahrrad in all seinen Einzelteilen
    Foto: Helibeeld.nl; Bernd Grundmann

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    Ein Fahrrad in all seinen Einzelteilen

    Foto: Helibeeld.nl; Bernd Grundmann

Dem Rad gehört die Zukunft!

Eine Ausstellung im Gewerbemuseum Winterthur beleuchtet die Geschichte, die Gegenwart und das Potenzial des Fahrrads

Text: Paul, Jochen, Zürich

Am 12. Juni wird das Fahrrad 200 Jahre alt. Was im frühen 19. Jahrhundert nach katastrophalen Missernten mit Karl Freiherr von Drais’ Laufrad einst als billiger Reitpferdersatz begann, hat es in den letzten zehn bis 15 Jahren zum Statussymbol und Lifestyleprodukt gebracht.
Die Ausstellung „Bike, Design, City“ im Gewerbemuseum Winterthur ist allerdings keine „fahrradhistorische“ Schau, auch wenn man zunächst diesen Eindruck gewinnen könnte: Liebhaber von vintage bikes kommen gleich im ersten Raum mit der kunstvoll inszenierten Sammlung von André Schwyn auf ihre Kosten. Folgt man dem roten Teppich aus Original-Radwegbelag – die weltweit erste rutschfeste Variante produziert ein Unternehmen aus Winterthur – wird klar, worum es den Ausstellungsmachern geht: um Materialien und technische Weiterentwicklungen, die zum Boom des Fahrrads beigetragen haben, und um typologische Varianten, die für seine Relevanz als innerstädtisches Verkehrsmittel von Bedeutung sind. Kurzum: sein Zukunftspotenzial.
Karbonfasern, aber auch Holz und Bambus eignen sich als Materialien für den Bau leichter und verwindungssteifer Rahmen, Nabenschaltung und Zahnriemenantrieb sind deutlich wartungsärmer als Kettenschaltung und Kette, und Planetengetriebe passen mittlerweile ins Tretlager. Den größten Schub aber erhielt das Fahrrad durch seine Elektrifizierung: Heutige E-Bikes sind keine 30-Kilogramm-Ungetüme mehr, sondern wiegen nur noch die Hälfte – und sind zum Teil erst auf den dritten Blick überhaupt als solche erkennbar. Mit dem Copenhagen Wheel, dem Velospeeder oder dem ONwheel gibt es mittlerweile intelligente Nachrüstmöglichkeiten, gesteuert wird der Motor nicht mehr über Kabel, sondern per Smartphone-App und Bluetooth.
Zwei weitere wichtige Entwicklungen sind Falt- und Lastenräder: Da in Innenstädten vorwiegend kleine Volumen über kurze Distanzen transportiert werden, könnte dort jeder zweite private oder gewerbliche Warentransport per (E-)Cargobike oder per Anhänger stattfinden – in Kopenhagen besitzt bereits jede vierte Familie ein Lastenrad. Und für Berufspendler ist das Faltrad Teil ihres integrierten Mobilitätskonzepts.
À propos Kopenhagen: Das Beispiel der dänischen Hauptstadt zeigt auch, dass es für erfolgreiche Veränderungen eine strategische Planung und eine konsequente Umsetzung braucht. Die Verkehrsplaner setzen seit Jahrzehnten auf den Langsamverkehr: Radwege sind nach Möglichkeit drei bis vier Meter breit, spektakuläre Brücken überqueren die vielen Wasserflächen, es gibt Fahrradschnellwege und eine grüne Welle bei Tempo 20; außerdem haben Fahrräder Vorfahrt vor allen anderen Verkehrsteilnehmern inklusive Fußgängern und dem ÖPNV.
Jährlich investiert die Stadt 15 bis 20 Mio. Euro in den Bau von Radwegen. Das ist viel Geld, aber gut angelegt: 2016 fuhr die Hälfte der 600.000 Einwohner mit dem Fahrrad zur Arbeit oder in die Schule, 27 Prozent kamen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, 23 Prozent mit dem Auto. Und an jedem geradelten Kilometer verdient Dänemark volkswirtschaftlich betrachtet unter Berücksichtigung der Gesundheitskosten 23 Cents. Dagegen kostet jeder mit dem Auto zurückgelegte Kilometer 16 Cents.

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