Bauwelt

Ein Tor für Fennpfuhl

Der Ortsteil Fennpfuhl in Berlin-Lichtenberg soll durch ein neues Teilquartier ergänzt werden. MLA+ und die Landschaftsarchitektin Lysann Schmidt überzeugten die Wettbewerbsjury mit einem Ensemble aus drei Wohntürmen, verbunden durch niedrigere, um Wiesenhöfe angeordnete Baukörper.

Text: Raischl, Anna, Belin

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    1. Preis MLA+ und Lysann Schmidt Landschaftsar­chitektur
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    2. Preis asp Architekten und Holzwarth Landschaftsarchitektur
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    3. Preis studiomauer und Nolte | Gehrke Landschaftsarchitekten
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    3. Preis studiomauer und Nolte | Gehrke Landschaftsarchitekten

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Ein Tor für Fennpfuhl

Der Ortsteil Fennpfuhl in Berlin-Lichtenberg soll durch ein neues Teilquartier ergänzt werden. MLA+ und die Landschaftsarchitektin Lysann Schmidt überzeugten die Wettbewerbsjury mit einem Ensemble aus drei Wohntürmen, verbunden durch niedrigere, um Wiesenhöfe angeordnete Baukörper.

Text: Raischl, Anna, Belin

In Berlin-Lichtenberg entstand in den 1970er-Jahren am Übergang zum Bezirk Friedrichshain der Ortsteil Fennpfuhl. Um den namensgebenden See herum breitet sich ein zunehmend gefragter Stadtteil aus, der in den letzten Jahren um zahlreiche Wohnprojekte gewachsen ist. Seit 2019 gilt der städtebauliche Rahmenplan „Gebiet Fennpfuhl“, den das Büro Stadtlandprojekte für das Bezirksamt Lichtenberg erarbeitet hat. Dem Leitbild „Wohnen im Grünen – mitten in der Stadt“ folgend, soll am südwestlichen Rand des Ortsteils auf drei Hektar Bauland ein gemischtes Quartier mit Schwerpunkt Wohnen entstehen.
Südwestlich fassen die stark befahrene Storkower Straße und die parallel geführte Ringbahntrasse das Grundstück, östlich begrenzt eine Stichstraße nebst sechgeschossigem Plattenbau das Gebiet. Nördlich des heute als Garagenhofs genutzten Geländes verläuft die Max-Brunnow-Straße. Das vier Baufelder beinhaltende Wettbewerbsareal teilen sich die Otto Wulff Projektentwicklung, die städtische Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE und das Berliner Immobi­lienmanagement (BIM).
Von der Thaerstraßenbrücke, die über die Gleise der S-Bahn führt, fällt derzeit eine städtebauliche Lücke zwischen dominanten Gewerbebau-Strukturen und Wohnblblocks auf. Bis auf eine Geflüchtetenunterkunft herrscht rundum die Garagen Leere. Ein breiter, wild bewachsener Grüngürtel flankiert die Storkower Straße. Das nordöstlich angrenzende Quartier besteht aus einer kleinteiligen, fünfgeschossigen Zeilenbebauung, umstanden von Baumreihen.
In dem nichtoffenen Realisierungswettbewerb galt es, das Projektgebiet als städtebauliche Dominante und zentralen Quartierszugang aufzuwerten. Die Auslobung beinhaltete eine phasenweise Realisierung verschiedener Wohntypologien, eines Quartiersparkhaus, quartiersbezogener Zusatznutzungen wie Kreativräume sowie teilweise geschützter Innenbereiche.
Platz eins errangen MLA+ und Lysann Schmidt. Grundidee ihres Entwurfs sind drei im Grundriss kompakte, zwanziggeschossige Wohntürme. Sieben- und achtgeschossige Bauteile verbinden diese Hochpunkte. Ihre Fassaden sind farblich auf die der Türme abgestimmt, sie rücken im Gesamtbild etwas zurück. Die Fernwirkung derKette ist laut Preisgericht zwar eine überdimen­sionierte Geste, bilde so aber den gewünschten kraftvollen Quartierseingang. Die Konzentration der baulichen Masse reduziere Versiegelung, Eigenverschattung und Lärm. Als zu schematisch bewertete die Jury die am Sonnenstand ausgerichtete Gliederung der Nordfassade.
Die Entwicklung schmaler Durchgänge an der Südseite und das großzügige Aufdröseln der baulichen Masse im Norden tragen dazu bei, dass sich der Entwurf gut in den Stadtraum einfügt. Die Verkehrsberuhigung des Quartiers wird mit Cafés, Gewerbeeinheiten und einem Mobility-Hub gefördert. Öffentlicher Raum mit gewerblichen Strukturen zur Storkower Straße hin und halböffentlicher Raum in Form rückseitiger Wiesenhö-fe als kollektiver Ruhebereich sind gut erkennbar.
Die bestehende Unterkunft für Geflüchtete wird zum zentralen Bestandteil des Ensembles, Angebote für Kinder und Kunst sind in den Erdgeschosszonen der beiden das Planungsgebiet rahmenden Solitäre vorgesehen. Zum Hof orientierte, aneigenbare Räume verknüpfen gebauten Raum mit kollektiver Lebensqualität. Die Erstplatzierten schaffen zweierlei: belebende Varianz in der Außenwirkung der alleinstehenden Kubaturen und gleichzeitig eine Beziehung der Gebäude zueinander.
Trotz seiner starken baulichen Heterogenität und dem „eigenständigen“ hölzernen Querrie­-gel im Norden entschied sich die Jury für die Zweitplatzierung des Entwurfs von asp Architekten und Holzwarth Landschaftsarchitektur. Das Team schlugen für die Baufelder 1 und 3 einen fünfgeschossigen Bau aus L-förmig zusammengesetzten Riegeln vor. Als Gegenspieler sollte ein expressiver Solitär das Baufeld 4 besetzen. Typologisch fügte sich der Ansatz gut in den nördlich angrenzenden Kontext ein.
Den dritten Platz errangen studiomauer und Nolte | Gehrke Landschaftsarchitekten mit „Fennpfuhl Love“. Der Vorschlag dreier Wohnhöfe, die freiräumlich miteinander verbunden sind, könnte wie gefordert abschnittsweise realisiert werden. Die mit Eichen gesäumte Max-Brunnow-Straße wird laut Preisgericht bei dieser Planung zum aufgeweiteten Alleenweg und bildet Aufenthaltsqualität und eine Möglichkeit zur Korrespondenz mit den dort gesetzten öffentlichen Nutzungen. Die Inszenierung der Hochhäuser zu beiden Seiten des Brückenkopfs der Thaerstraße erachtete die Jury als überzogen. Zudem stelle der Entwurf für das Baufeld 4 eine Überforderung für das Grundstück dar und schließe den Alleenweg nicht adäquat.
Das Ziel des Wettbewerbs könnte durch den Siegerentwurf Realität werden: Fennpfuhl als selbstbewusstes Bindeglied zwischen Lichtenberg und Friedrichshain, Autoarm und kompakt.

Nichtoffener, einphasiger städtebaulicher Realisierungswettbewerb
1. Preis
MLA+, Berlin; Lysann Schmidt Landschaftsarchitektur, Wismar
2. Preis asp Architekten, Stuttgart; Holzwarth Landschaftsarchitektur, Berlin
3. Preis studiomauer, Hannover; Nolte | Gehrke Partnerschaft von Landschaftsarchitekten, Berlin
Ausloberin
HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft Berlin, Otto Wulf Projektentwicklung Berlin, BIM Berliner Immobilien-
management
Fachpreisgericht
Almut Grüntuch-Ernst, Timo Herrmann, Manfred Ortner, J. Miller Stevens (Vorsitz), Tobias Wulf
Verfahrensbetreuung
UmbauStadt, Berlin

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