Bauwelt

Eine leise Erinnerung an das Zeichenhandwerk

Die Galerie Sonnenberg zeigt anlässlich des 90. Ge- burtstags des vor zehn Jahren verstorbenen Carlo Weber eine Auswahl seiner Zeichnungen, Skizzen und Aquarelle.

Text: Lang, Marietta, Berlin

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Lageplan Olympia München 1972.
Abb.: Behnisch & Partner

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Lageplan Olympia München 1972.

Abb.: Behnisch & Partner


Eine leise Erinnerung an das Zeichenhandwerk

Die Galerie Sonnenberg zeigt anlässlich des 90. Ge- burtstags des vor zehn Jahren verstorbenen Carlo Weber eine Auswahl seiner Zeichnungen, Skizzen und Aquarelle.

Text: Lang, Marietta, Berlin

Die Leidenschaft zum Zeichnen begann bei Carlo Weber (1934–2014) schon zu Schulzeiten. Stift und Papier waren ständige Begleiter, mit denen er nicht nur seine Umgebung festhielt, sondern auch seine Ideen skizzierte. Bei Spaziergängen, in Gesprächen, beim Essen – Zeichnen gehörte für ihn zum Denkprozess, den er nicht nur für sich selbst, sondern auch für sein Gegenüber verdeutlichte.
Während er anfangs vor allem freie Zeichnungen und Tagebucheinträge anfertigte, entstanden später Skizzen im beruflichen Kontext. Die Ausstellung in der Galerie Sonnenberg in Stuttgart zeigt die Vielfalt seines Schaffens – von frühen Arbeiten aus seinem Architekturstudium (1953–1961) in Stuttgart bis hin zu Wettbewerbsvisualisierungen, die in seiner Zusammenarbeit mit Günter Behnisch entstanden. Besonders markant sind die charakteristischen Vogelperspektiven, oft in Tusche oder Bleistift. Den Kern der Ausstellung bilden die Arbeiten zur Gesamtplanung der Olympischen Sommerspiele in München 1972. Webers Zeichnungen erfassen die komplexe Einbettung der Sportstätten in die künstliche Topographie des Olympiaparks mit visionärem Blick auf die nacholympische Nutzung als Naherholungs- und Sportpark, der heu-te längst Realität ist. Schon in diesen Zeichnungen zeigt sich Webers großer Wert auf die sensible Integration in die Umgebung. Der respektvolle Umgang mit dem Ort und dem Bestehenden war auch zentral beim ersten Projekt des 1980 gegründeten Büros Auer+Weber, das er zusammen mit Fritz Auer gründete. Das Kurgastzentrum in Bad Salzuflen – bekannt für seine markanten Betonpilzstützen – wurde für seine harmonische Anpassung an das umgebende Gelände ausgezeichnet.
Besonders auffällig ist die Liebe zum Detail, die selbst in rasch skizzierten Entwürfen sicht-bar wird. Beim Betrachten seiner Zeichnungen entdeckt man immer wieder neue Szenen: Figuren, die telefonieren, spazieren oder Sport treiben, eingebettet in sorgfältig skizzierte Landschaften. Beeindruckend sind auch seine Reise-Aquarelle, die fast spürbar die Atmosphäre der bereisten Orte vermitteln. Obwohl Weber Farbe meist zur besseren Lesbarkeit einsetzte, wirken seine Werke, ob in Bleistift, Tusche oder Aquarell, stets einzigartig in ihrer Stimmung – eine leise Erinnerung an die Bedeutung des Zeichnens in der heutigen Architektur.

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