Bauwelt

Glauben, Lernen, Wissen

Text: Landes, Josepha, Berlin; Brinkmann, Ulrich, Berlin

Glauben, Lernen, Wissen

Text: Landes, Josepha, Berlin; Brinkmann, Ulrich, Berlin

Bauten, an denen die Kulturgeschichte nachgezeichnet werden kann: Hinkelsteinkreise, griechische Tempel, gotische Kathedralen, ziselierte arabische Kuppeln und Minarette, vom Dschungel verschlun­gene Anlagen, in denen mittlerweile mehr Tiere als Mönche ein und aus gehen (wenn man Abenteuer­filmen glauben darf), himmelwärts strebende, die Sterne erfassende Pyramiden.
Mal abgesehen vom soeben neu erstehenden Dachstuhl der Pariser Notre-Dame, zeigt sich zumindest der europäische Sakralbau derzeit bescheiden. Es scheint fast, als tue die Religion sich schwer, ihr Gewand zu finden. Auf zu viel Erhabenheit verzichten die Gemeinden, wenn es denn überhaupt zu Neubauten kommt – wohl auch im Gedenken der Kulturgeschichte. Die Kirche, bis hin zu allerjüngsten Ereignissen, etwa in der Kölner Gegend, steht im Verdacht der Scheinheiligkeit. Jedes Blättchen Gold zu viel könnte Skepsis hervorrufen. Ganz allgemein hält man es im Okzident zusehends mit der Säkula­rität, der Nüchternheit auch. Wissen vor Glauben.
Neu zu umreißen, worum es Gläubigen geht, nennen wir es Spiritualität, wofür also ein Gotteshaus den Rahmen bieten muss, und diesen zeitgemäß zu interpretieren, darin liegt die Chance, die sich an den auf den folgenden Seiten vorgestellten Bauten aufs Erfrischendste umgesetzt zeigt.
Die Architektin Medine Altiok hat für ihr muslimisches Wasch- und Gebetshaus in Hamburg dabei ganz und gar nicht an Gold gespart. Die Londoner von Denizen Works ließen sich für ihre schippernde Kirche das Spiel mit dem Himmelslicht nicht nehmen, und im Zürcher Gemeindehaus von Knorr & Pürckhauer mangelt es nicht an polierten Oberflächen. Damit aber vor lauter himmlischer Herrlichkeit nicht die Welt und die Verpflichtung der Schöpfung gegenüber, nennen wir sie „Stand der Evolution“, aus den Augen gerät, zeigen wir Ihnen auch noch einen herrlichen Stall in Straßburg, an dem unsere Autorin einer Art FREAKS-Show nachspürt. Da gab es doch so eine Geschichte…

Campus sanieren

Nach der Verlagerung der Lehre ins Digitale, wie sie die Pandemie im letzten Jahr erzwungen hat, könnte die Freude am gemeinsamen Studieren um so größer sein, ist das Virus erst bezwungen. In Braunschweig wird das sanierte Audimax von Friedrich Wilhelm Krae­mer die Studenten begrüßen, in zwei Berliner Studentendörfern können die Bewohner ihre Gemeinschaft neu leben: Hege- und Pflegearbeiten von Krekeler Architekten, Muck Petzet und Susanne Hofmanns Baupiloten, die auch als Beispiele für den Umgang mit der Nachkriegsmoderne gewürdigt seien.

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