Grob geschnitten oder passgenau
Text: Hoetzel, Dagmar, Berlin; Grass, Michael, Berlin; Kil, Wolfgang, Berlin
Grob geschnitten oder passgenau
Text: Hoetzel, Dagmar, Berlin; Grass, Michael, Berlin; Kil, Wolfgang, Berlin
Sie könnten kaum unterschiedlicher sein: das Museum of Contemporary Art Africa (MOCAA) im südlichen Afrika und das Kulturhistorische Zentrum Westmünsterland „kult“ an der niederländischen Grenze. Für das MOCAA im Hafen von Kapstadt inmitten der Touristenmeile der V&A Waterfront, setzte der Londoner Designer Thomas Heatherwick die große Säge an und schnitt aus den Betonzylindern eines Kornsilos aus den 1920er Jahren ein Atrium heraus. Eine große Geste, die ikonenhafte Bilder produziert – und sicher gerechtfertigt ist, um auch nicht kunstaffine Touristen anzuziehen. Fast banal hingegen wirken die Ausstellungsräume, ohne Tageslicht und meist orthogonal. Keine Spur von Genius Loci.
Ganz anders beim „kult“ in Vreden. Auch hier galt es, Bestandsbauten – mittelalterlich und aus den 1970er und 1980er Jahren – einzubeziehen. Die Münchner Architekten Martin Pool und Isabella Leber schauten genau hin, analysierten, ließen den alten Teilen ihre Eigenarten und schufen so etwas wie einen Maßanzug. Passgenau bis zum Klimakonzept ergänzt der Neubau die vorhandenen Bauteile. Zusammengefasst wird alles unter einem in unterschiedlichen Neigungen gefalteten Dach und hinter einer Fassade aus Kohlebrandziegel. Haute Couture in der Provinz.
Bauhaus 99
Mit Blick auf das Jubiläum „100 Jahre Bauhaus“ sind für 2019 in Weimar, Dessau und Berlin neue Museen geplant, alle drei aus Wettbewerben hervorgegangen. Ihr Realisierungsstand ist von Ort zu Ort sehr unterschiedlich, für architekturkritische Kommentare zu den Neubauten ist es noch zu früh. Doch die Neugier auf die zu erwartenden Inhalte wächst, zumal (außer in Dessau) bis zu den Neueröffnungen die bisherigen Sammlungen dem breiten Publikum noch eine Weile vorenthalten bleiben. Diese Präsentationspause will die Bauwelt für einen Blick in die Denkwerkstätten der Museumsmacher nutzen: Mit welchen thematischen Schwerpunkten wird an den drei Orten zu rechnen sein? Werden die historisch gewachsenen Sammlungsprofile kooperativ oder konkurrierend zueinander in Stellung gebracht? Welche (neuen) Öffentlichkeitsstrategien kommen zum Einsatz? Hinter allem jedoch die Generalfrage: Wird von den drei neuen Museen eine veränderte Rezeption des historischen Bauhauses zu erwarten sein? Sind neue Spuren für unsere Gegenwart aufzunehmen? Werden sich im Jahr 2019 neue Blicke auf das Jahrhundert der Moderne öffnen?
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