Bauwelt

Ist Kreativität automatisierbar?

„Hello, Robot“: Das ­Vitra-Design-Museum in Weil am Rhein nimmt das Zusam­men­spiel von Mensch und Maschine unter die Lupe

Text: Paul, Jochen, Zürich

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    Der „Elytra Filament Pavilion“, ein Projekt des ICD/­ITKE der Uni Stuttgart, auf dem Vitra-Campus.
    Fotos: Julien Lanoo

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    Der „Elytra Filament Pavilion“, ein Projekt des ICD/­ITKE der Uni Stuttgart, auf dem Vitra-Campus.

    Fotos: Julien Lanoo

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    Manifeste schreibender Roboter, robotlab (ZKM), 2008.
    Foto: © robotlab

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    Manifeste schreibender Roboter, robotlab (ZKM), 2008.

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    Roboter drucken eine Fußgängerbrücke im 3D-Verfahren: Projekt von Joris Laarman für MX3D, 2015
    Foto: © Joris Laarman Lab

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    Roboter drucken eine Fußgängerbrücke im 3D-Verfahren: Projekt von Joris Laarman für MX3D, 2015

    Foto: © Joris Laarman Lab

Ist Kreativität automatisierbar?

„Hello, Robot“: Das ­Vitra-Design-Museum in Weil am Rhein nimmt das Zusam­men­spiel von Mensch und Maschine unter die Lupe

Text: Paul, Jochen, Zürich

Die Roboter sind unter uns: Das macht die Ausstellung gleich im Titel deutlich – und wir sollten ihnen aufgeschlossen begegnen. Denn egal ob Industrie 4.0, selbstlernende Algorithmen oder Internet der Dinge: Robotik ist längst Teil unseres Alltags geworden, ob wir das gut finden oder nicht. Nur dass die Roboter – der Begriff stammt von 1920 und geht auf den tschechischen Schriftsteller Karel Čapek zurück – nicht mehr so aussehen wie das Blechspielzeug unserer Kindertage, sondern heute meistens als Smartphone daherkommen.
Im Smartphone kulminieren drei zentrale Themen der Ausstellung: die Interaktion von Mensch und Maschine, die Frage, wer wen kontrolliert, und die Gestaltung der Interfaces. Denn, so Kuratorin Amelie Klein, „während die Robotik früher eine Domäne von Ingenieuren und Computerexperten war, wirken heute Designer prägend an ihrem aktuellen Boom mit. Denn oft entscheiden sie, wie und wo wir Robotern begegnen, welche Beziehung wir zu ihnen aufbauen und wie wir mit ihnen interagieren – oder sie mit uns.“
Weil unsere Vorstellung aber weiterhin von den Maschinenmenschen der Populärkultur geprägt ist, beginnt „Hello, Robot“ genau damit: Im ersten Saal geht es um die alte Begeisterung der Moderne für den künstlichen Menschen; Maria aus Fritz Langs „Metropolis“ (1927) ist ebenso ver­treten wie HAL 9000 aus Stanley Kubricks „2001: Odyssee im Weltraum“ (1968), R2D2 aus George Lucas’ „Star Wars“ (1977) und jede Menge Blechroboter aus den Kinderzimmern der 1960er Jahre.
Im zweiten Teil geht es dann um jenen Bereich, in dem die Robotik ihren Durchbruch erlebte: die Arbeitswelt. Die Bandbreite der Expo­nate reicht hier vom klassischen Industrieroboter über im Rapid Prototyping hergestellte Stühle bis zu einer Installation der Gruppe RobotLab (2008), bei der ein Roboter am laufen-­den Band Manifeste produziert und damit nach den Grenzen zwischen automatisierbarer Arbeit und menschlicher Kreativität fragt. Dass Roboter in diesem Kontext bereits seit über 30 Jahren als Bedrohung beschrieben werden, illustrieren die im Saal versammelten Artikel aus Zeitschriften und Magazinen: So befürchtete der „Spiegel“ bereits in Ausgabe 05/1982 „in 40 Jahren 100 Millionen Arbeitslose“.
Die Blechroboter schlagen auch die Brücke dorthin, wo uns die neue Technologie als „Freund und Helfer“ begegnet: im Haushalt, in der Altenpflege, in der Betreuung von autistischen Kindern. Auch hier ist eine gewisse Ambivalenz spürbar – in Zeiten von Big Data verwischen die Grenzen zwischen Umsorgen, Bevormundung und Überwachung.
Der vierte und letzte Teil der Ausstellung widmet sich im Obergeschoss der zunehmenden Verschmelzung von Mensch und Robotik. Die aufgeworfenen Fragen – „Tritt der Roboter an die Spitze der Evolution?“ oder „Möchten Sie besser werden als von Natur aus vorgesehen?“ – sind allerdings steiler formuliert, als es die Exponate hergeben: Smart Homes sind auch nach 15 Jah­-ren noch ein Nischenprodukt, und Gramazio & Kohlers Installation „Flight Assembled Architecture“ kennt man ebenfalls zur Genüge.
So steht die eigentliche architektonische Attraktion der Ausstellung vor dem Haus: der am Institut für Computerbasiertes Bauen und Entwerfen der Universität Stuttgart entwickelte „Elytra Filament Pavilion“. Die 200 Quadratmeter große Dachkonstruktion übersetzt die Prinzipien der Bionik in computergestützte Fertigung. Ein Kuka-Roboter wickelt in Harz getränkte Glas- und Carbonfaserfäden auf ein wabenförmiges Polygongerüst, das nach dem Aushärten entfernt wird. Der modulare Leichtbau wiegt weniger als neun Kilogramm pro Quadratmeter.

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