Jenseits der Stadtbahn
Um Mobilität ohne den eigenen PKW auch außerhalb der Stadt attraktiver zu machen, vernetzt das Projekt „regiomove“ den öffentlichen Nahverkehr mit lokalen Sharing-Diensten zu einem regionalen Angebot – mittels einer App und Mobilitätsstationen
Text: Scholder, Natalie, Berlin
Jenseits der Stadtbahn
Um Mobilität ohne den eigenen PKW auch außerhalb der Stadt attraktiver zu machen, vernetzt das Projekt „regiomove“ den öffentlichen Nahverkehr mit lokalen Sharing-Diensten zu einem regionalen Angebot – mittels einer App und Mobilitätsstationen
Text: Scholder, Natalie, Berlin
Zeitgleich mit der Eröffnung des Stadt- und Straßenbahntunnels in Karlsruhe startet die neu entwickelte Mobilitäts-App des Karlsruher Verkehrsverbundes. Anders als Mobilitätskonzepte anderer Städte erweitert das Projekt „regiomove“ den Radius über die Stadt hinaus und erschließt dabei lokale Angebote für die gesamte Region. Dafür wurde zunächst ein Verbund aus privaten und öffentlichen Mobilitätsanbietern der Region Mittlerer Oberrhein im westlichen Baden-Württemberg geschaffen. Wer die App nutzt, kann für die Fahrt in eine andere Stadt oder Gemeinde aus unterschiedlichen Kombinationen von Bahn-, Bus-, Tram-, Bike- oder Carsharing-Angeboten wählen. In der App wird ein Ticket für die gesamte Wegekette gebucht. So soll es einfacher werden, auch größere Entfernungen ohne ein eigenes Auto zu bewältigen.
Für die Gestaltung der Mobilitätsstationen, an denen all diese Angebote zu finden sind – die sogenannten Ports –, zeichnen netzwerkarchitekten aus Darmstadt und unit-design aus Frankfurt am Main verantwortlich. Die Architekten und Designer gingen als Sieger aus einem eingeladenen Wettbewerb 2019 hervor. Leitidee des Entwurfs war die eindeutige Sichtbarkeit der Ports im Stadtraum, sie sollen den allgemeinen Verkehrsstrom mit ihrer Höhe überragen. Das Pilotprojekt umfasst zunächst sieben Standorte, die an wichtigen strategischen Knoten ein jeweils unterschiedlich ausgeprägtes Mobilitätsangebot machen. Die ersten kleineren Ports in Baden-Baden, Bretten und Graben-Neudorf wurden bereits errichtet. Es folgen weitere Stationen in Rastatt und Bühl sowie an den beiden komplexeren Standorten Karlsruhe-Hagsfeld und Ettlingen, die noch in diesem Jahr in Betrieb genommen werden sollen.
Das Gestaltungskonzept der Ports basiert auf modularen Kuben, die in ein- oder zweireihiger Anordnung kombiniert werden können. Die Würfel mit einer Kantenlänge von ungefähr 1,60 Metern bestehen aus Vierkantroh-ren und farbigen, transluzenten Glasscheiben, die entweder auf 2,40 Meter hohe Wände aus einer tragenden Konstruktion mit Glasscheibe oder auf funktionale Schränke aufgesetzt werden. Daraus ergibt sich eine Höhe der Stationen von insgesamt vier Metern. Die Kuben dienen als markante Überdachung und sind, beleuchtet, zugleich ein Kennzeichen mit Fernwirkung.
Je nach Mobilitätsangebot vor Ort bestehen die Ports aus einer individuellen Kombination von Modulen und passenden Ausstattungselementen aus dem Baukasten. Photovoltaik-Elemente, die auf den Kuben angebracht werden können, erzeugen die nötige Energie für die Beleuchtung. Eine bestehende Station kann jederzeit um weitere Module ergänzt werden, wenn ein Angebot erweitert wird. Die Farben und Piktogramme bieten Orientierung über die jeweiligen Verkehrsmittel und finden sich ebenso in der App wieder. Das rot verglaste, digitale Infoterminal ist das Mindestmaß eines jeden Ports und bietet ähnliche Funktionen wie die App. Angebote rund ums Fahrrad wie Bikesharing-Stationen, Fahrradboxen, Lade- und Repa-raturstationen werden grün gekennzeichnet. Alles, was mit dem Auto zu tun hat, erhält die Farbe Blau. Violett verweist auf Bus und Bahn. Der Entwurf liefert Kennzeichnungsvorschläge für weitere Transportmittel wie E-Scooter und Taxis, die bisher nicht im Verbund integriert sind.
Das Pilotprojekt ist Ausgangspunkt für die erhoffte Erweiterung des Mobilitätsangebots von regiomove. Das Modulsystem bietet gestalterische Lösungen auch für komplexere Mobilitätsstationen, als sie der Verbund bisher mit seinen Angeboten ausfüllen könnte. Das Konzept kann nur dort greifen, wo ein Mobilitätsangebot vorhanden ist. Dennoch sind bereits der Abbau von Barrieren zwischen den Anbietern und die Vereinfachung von Intermodalität wichtige Schritte zum großen Ziel der Mobilitätswende.
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