Bauwelt

Jernbanebyen

Supergrün, autofrei, kulturhistorisch und gemeinschaftlich soll Kopen­ha­gens neuer inner­städ­­ti­scher Stadtteil auf ehemaligem Bahngelände werden. Echte Stadt für alle oder nur Simulation von Gemeinwohlorientierung? Cobe gewinnt den Wettbewerb mit Ty­po­lo­gienvielfalt und Situations­gefühl.

Text: Bruun Yde, Marie

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    Der Siegerentwurf von Cobe: Nordwestlich ist die „Eisenbahnstadt“ durch den Bogen der aktiven Gleisanlage umschlossen. Auf der Gegenseite trennt eine Schnellstraße das seit Anfang der 2000er entwickelte Viertel Sydhavnen ab.
    Abb.: Verfasser

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    Der Siegerentwurf von Cobe: Nordwestlich ist die „Eisenbahnstadt“ durch den Bogen der aktiven Gleisanlage umschlossen. Auf der Gegenseite trennt eine Schnellstraße das seit Anfang der 2000er entwickelte Viertel Sydhavnen ab.

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    Preisträger Cobes klare Anordnung verschiedenartiger Baukörper erachtet die Jury als vorteilhaft für eine Quartiersbildung. Die Fortschreibung der histo­rischen Werksfunktion ginge aus den angedachten neuen Aktivitäten hervor.
    Abb.: Verfasser

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    Preisträger Cobes klare Anordnung verschiedenartiger Baukörper erachtet die Jury als vorteilhaft für eine Quartiersbildung. Die Fortschreibung der histo­rischen Werksfunktion ginge aus den angedachten neuen Aktivitäten hervor.

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    Teilnehmer BIG und SLA’s Entwurf hebt plakativ die Stärke ihrer Grünstrategie hervor, scheint jedoch im Lageplan repetitiv und einfach. Es bleiben Zweifel, ob die Quartiere mit einander und der neue Stadtteil mit der Gesamtstadt verwachsen können.
    Abb.: Verfasser

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    Teilnehmer BIG und SLA’s Entwurf hebt plakativ die Stärke ihrer Grünstrategie hervor, scheint jedoch im Lageplan repetitiv und einfach. Es bleiben Zweifel, ob die Quartiere mit einander und der neue Stadtteil mit der Gesamtstadt verwachsen können.

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    Teilnehmer Snøhetta versiegelt wenig Fläche und schlägt dafür höhere, dichtere Quartiere vor. Diese Konsequenz findet die Jury einen zu hohen Preis für den Freiraum.
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    Teilnehmer Snøhetta versiegelt wenig Fläche und schlägt dafür höhere, dichtere Quartiere vor. Diese Konsequenz findet die Jury einen zu hohen Preis für den Freiraum.

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    Teilnhemer Vandkunsten arbeiteten mit Holscher Nordberg zusammen. Ihre Expertise im Wohnungsbau zeigt sich an der Vielzahl verschiedener Wohnsituationen.
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    Teilnhemer Vandkunsten arbeiteten mit Holscher Nordberg zusammen. Ihre Expertise im Wohnungsbau zeigt sich an der Vielzahl verschiedener Wohnsituationen.

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    Teilnehmer WERKs Häuser bleiben geometrisch, der Freiraum wenig organisch. Die Jury beklagt insbesondere landschaftliche Einbußen durch den Vorschlag einer bis zu acht Meter hohen Wallanlage um den Stadtteil.
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    Teilnehmer WERKs Häuser bleiben geometrisch, der Freiraum wenig organisch. Die Jury beklagt insbesondere landschaftliche Einbußen durch den Vorschlag einer bis zu acht Meter hohen Wallanlage um den Stadtteil.

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Jernbanebyen

Supergrün, autofrei, kulturhistorisch und gemeinschaftlich soll Kopen­ha­gens neuer inner­städ­­ti­scher Stadtteil auf ehemaligem Bahngelände werden. Echte Stadt für alle oder nur Simulation von Gemeinwohlorientierung? Cobe gewinnt den Wettbewerb mit Ty­po­lo­gienvielfalt und Situations­gefühl.

Text: Bruun Yde, Marie

Eisenbahnstädte, Siedlungen auf stillgelegten Schienenbündeln großstädtischer Hauptbahnhöfe, entstehen überall in Europa. Sie heißen gern „Europaviertel“. Aus immobilienwirtschaft­licher Sicht boten diese riesigen Flächenreserven in Innenstädten Profitpotenzial. Aus gesellschaftlicher Sicht wurden die Chancen vielerorts verspielt. In Deutschland sind diese Stadtentwicklungsprozesse, mit der Bahn-Gesellschaft als privatwirtschaftlichem Akteur, unglücklich verlaufen. Die Mechanismen des Markts wurden wenig politisch begleitet, als Resultat entstanden sterile, hochpreisige Viertel und wenig bezahlbarer Wohnungsbau, geschweige soziale Infrastruktur.
Auch in Kopenhagen soll jetzt das alte Gü­terbahnhofgelände südlich des Hauptbahnhofs entwickelt werden. Wird diese „Jernbaneby“ (deutsch: Eisenbahnstadt) ebenso wie den schon realisierten neuen Stadtteilen Kopenhagens das selbe Schicksal ereilen? Anfang der Nullerjahre entstand das mittlerweile vielkritisierte Ørestad, eine sturmumsauste Ansammlung von Großsolitären ohne geplanten Freiraum dazwischen, dafür aber breite Verkehrsadern. Später folgte unter anderem ein neues Viertel in Sydhavnen mit viel Aussicht aufs Wasser, aber wenigen öffentlichen Räumen und erneut ohne Parks. Etwa seit 2010 wächst der dichtere Nordhavn mit großzügigen öffentlichen Hafenpromenaden, aber kaum architektonischem Zusammenhang und vorwiegend Wohnungen für Wohlhabende. „Kopenhagen ist heute ein gutes Geschäft“, schrieb Architekturkritiker Karsten Ifversen 2019 in „Kapital. København under forvandling”: „Aber architektonisch und stadträumlich gibt es noch nicht viel zu feiern in den neuen Stadtteilen auf alten Industriegeländen und neuen Hafenauffüllungen“. Die soziale Variation scheint Ifversen so gut wie nicht gegeben.

Offene Ideenphase vorab

Jernbanebyen umfasst 55 Hektar, davon werden 17, im Zentrum gelegene, noch für den Bahnbetrieb verwendet. Das Gelände ist Eigentum der Dänischen Staatsbahnen (DSB) und der staatseigenen Immobiliengesellschaft Freja Ejendomme. Als Auslober eines Parallelverfahrens, ähnlich einem Workshop, wünschen sie sich einen „grünen Stadtteil“. Einige der auf dem Gelände befindlichen alten Bahngebäude sollen in die Neubebauung integriert werden. Seit zwei Jahren gibt es darin Ateliers, Veranstaltungen und Restaurants, wodurch Jernbanebyen ein neuer Trendkiez Kopenhagens wurde.
Wie dicht das neue Viertel werden solle, auch das zu untersuchen, war Teil der Wettbewerbs-aufgabe. Dahingehende Vorgabe war eine Verdichtung nach Süden, von einer GFZ von mindestens 1,0 am nördlichen zu 1,75 am südlichen Ausläufer. Die Wohnunnutzung soll gegenüber Gewerbe und sozialer Infrastruktur mit 70 zu 30 dominieren. Wiederum ist nur das Mindestmaß von 25 Prozent Sozialwohnungen angestrebt. Immerhin soll es einen Park von rund zehn Hektar geben, überhaupt sollen Grün und Urbanität sich ergänzen. Fortschrittlich sind die Vorgaben für den motorisierten Verkehr: der Stellplatzschlüssel liegt bei 0,25.
Darüber hinaus betonte das Wettbewerbsprogramm, dass der neue Stadtteil zusammen mit den Stadtbewohnern entwickelt werden soll. Deshalb wurden alle Bürger vorab gebeten, Ideen für die zukünftige Jernbaneby einzureichen. Rund 70 Vorschläge von Nachbarn, Vereinen und Gewerbetreibenden flossen in die Ausschreibung ein. Von den eingangs erwähnten Fehlern in anderen neuen Stadtteilen Kopenhagens war als „tote Stadträume“ immer wieder die Rede. Als Gegenmaßnahmen wurden allerlei Ideen für Freizeitaktivitäten und Treffpunkte vorgeschlagen. In der Ausschreibung finden sie sich als eines der Hauptprinzipien im Anspruch einer „Balance zwischen Stadtleben, aktiven Gemeinschaften, Privatleben und Ruhe“ wieder.

Kleinteilig und situativ

Die Konzepte der fünf konkurrierenden Teams sind ähnlich. Die Lärmbelastung an den Rändern macht eine Orientierung nach innen notwendig. Alle Entwürfe präsentieren ein grünes Gewebe, das sich durch das gesamte Wettbewerbsgebiet zieht. In diesen Freianlagen liegen verschiedene Quartiere wie Schollen eingebettet.
Der Siegerentwurf von Cobe hebt sich durch einen sensiblen städtebaulichen Blick ab. Wie gewohnt lässt sich das Team auf die Komplexität und Eigenart des Ortes ein. Die Tiefe und Details des Masterplans stechen ins Auge. Die Variation der Typologien sowie Proportionen der Stadträume und der Fokus auf Orte des Miteinanders überzeugen mit kleinteiliger und situativer Ausarbeitung. Die Visualisierungen zeigen fließende Übergänge zwischen privaten und öffentlichen, grünen und bebauten Räumen sowie Koexistenz von Alt und Neu, Dichte und Leere, Aktivität und Erholung, Wildnis und Pflege. Gleichzeitig erfüllen sie das Ziel des Wettbewerbsprogramms „mehr Menschen die Möglichkeit zu geben auf weniger Quadratmetern zu wohnen und mehr in den Räumen der Stadt zu leben“.
Auch Vandkunsten, die seit 1970 Masterpläne und Wohnungsbau in Verbindung bringen, begegnen der Komplexität des Gebietes mit vielfältigen Wohnsituationen, die jedoch zu fragmentiert bleiben. Bei BIG, Snøhetta und WERK sind die Gebäudevolumen weniger differenziert, sie bleiben einen Beweis schuldig, dass die Platzierung der Häuser zu attraktiven Wohnsituationen führen kann und ein interner Zusammenhang wie auch eine Verbindung zur restlichen Stadt möglich ist. Der von BIG bekannte Ansatz, ein einfaches Prinzip zu verfolgen (der bei der Architektur prima funktionieren kann) bewirkt hier zwar eine Stärkung der Stadtnatur, im städtebaulichen Maßstab verharrt er jedoch in Schematismus. Mehre Projekte schirmen sich zu kräf­-tig von den umringenden Verkehrsstraßen und dem Bahndamm ab, zum Beispiel mit einem hohen Wall. Auch hier präsentiert Cobe den sympathischsten Schallschutz mit verschiedenen lokalen Lösungen und Öffnung zur umgebenden Stadt.

Rekreativ gesättigt

Wird also Jernbanebyen die Qualitäten bieten, die den anderen neuen Stadtteilen Kopenhagens fehlen? Die Ziele der Ausschreibung entspringen dem gesamtstädtischen Entwicklungsplan „Kommuneplan 19“. Dieser zielt auf ein „nachhaltiges“ Kopenhagen – bis 2025 will man CO2-neu­tral werden – und ermöglicht den Neubau kleiner Wohnungen. Der ausdrückliche Wunsch nach gemischten Wohnungstypen und Eigentumsverhältnissen in Jernbanebyen ist also realistisch. Die Auslober erwarten auf Nachfrage keine exklusive Stadt wie die wassernahen Stadtteile, sondern man adressiere ein Segment, das ökologisch und urban orientiert sei. Auch die Pläne für Grünräume, Spiel- und Sportplätze könnten zumindest teilweise den Hunger nach Erholungsgebieten im Stadtzentrum kompensieren.
Parallelauftrag
Preisträger
Cobe, Kopenhagen
Weitere Teilnehmer Snøhetta, Oslo; BIG und SLA; Vandkunsten und Holscher Nordberg; WERK Arkitekter, alle Kopenhagen
Alle Teilnehmer erhielten ein Honorar in Höhe von 600.000 DKK
Jury
Karen Mosbech, Søren Beck-Heede, Carsten Rasmussen, Lars Gøtke, Flemming Frost, Martin Laursen
Auslober
DSB Ejendomsudvikling, Taastrup, und Freja Ejendomme, Frederiksberg

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