Bauwelt

Johannes Berschneider

1952–2022

Text: Stock, Wolfgang Jean, München

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Johannes Berschneider, 2016.
Foto: Petra Kellner, Amberg

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Johannes Berschneider, 2016.

Foto: Petra Kellner, Amberg


Johannes Berschneider

1952–2022

Text: Stock, Wolfgang Jean, München

Was in den Jahren nach 2000 als „Architekturwunder Oberpfalz“ bekannt wurde, hatte vor allem einen Urheber. Es war der Architekt Johannes Berschneider, der es sich als neuer BDA-Vorsitzender von Niederbayern-Oberpfalz zur Aufgabe machte, seine Region aus dem baukulturellen Provinzdasein zu führen. Den Auftakt bildete eine Ausstellung in seiner Heimatstadt Neumarkt nahe Nürnberg, in der unter dem Titel „Aktuelle Architektur der Oberpfalz“ zwei Dutzend jüngerer Architektinnen und Architekten ihre Bauten aus den letzten Jahren präsentierten.
Neben gehobener Alltagsarchitektur fielen die Arbeiten mehrerer Büros ins Auge: etwa der Brüder Peter und Christian Brückner, des Ehepaars Anne und Karlheinz Beer und der Gemeinschaft von Johannes Berschneider mit Wolfgang Knychalla. Diese bewusst populär gestaltete Leistungsschau, der drei weitere folgen sollten, zeigte bereits den Charakter der von Berschneider propagierten Architekturvermittlung. Keine Galerie oder gar ein Museum war Initiator der Ausstellung – es waren die Architekten selbst, die sich auf eigenes Risiko zusammengefunden hatten.
Binnen weniger Jahre wurde die Oberpfalz in Deutschland unter den überwiegend ländlich geprägten Gebieten zur Region mit der höchsten baukulturellen Dichte. Vor allem der jüngeren Architektenschaft war es gelungen, eine ebenso jüngere Bauherrschaft als Auftraggeber zu gewinnen. Nicht nur was die Anzahl seiner Projekte und die Breite der Aufgaben anging, setzte sich Johannes Berschneider an die Spitze. Nachdem er 2002 mit seiner Frau Gudrun, einer engagierten Innenarchitektin, ein eigenes Büro eröffnet hatte, konnten sie sich mit ihrer „Architektur aus einem Guss“ (vom Städtebau bis zum Innenausbau) immer häufiger durchsetzen.
Ehe der bis dahin sehr vitale, auch durch seine abstrakt-expressive Malerei bekannte Johannes Berschneider vor drei Jahren unheilbar erkrankte, waren es bereits über eintausend ausgeführte Entwürfe. Ihre Projekte reichten von Wohnanlagen und Einfamilienhäusern über Schulen und Kindergärten bis hin zu Verwaltungsgebäuden. Einige ihrer Bauten wurden auch international gewürdigt, darunter das 2004 eröffnete Museum Lothar Fischer in Neumarkt, das sie zusammen mit dem namensgebenden Künstler entwickelt hatten. Johannes Berschneider war aber nicht nur ein herausragender Baumeister, der die Avantgarde in der Provinz heimisch werden ließ. Er war auch ein feuriger Missionar neuer Architektur mit großer Breitenwirkung. Zu dieser ehrenamtlichen Arbeit zählte besonders die von ihm ins Leben gerufene Vortragsreihe zur Architektur und Baukultur mit prominenten Referenten – in die mittelgroße Kreisstadt Neumarkt kamen selbst Meinhard von Gerkan, Klaus Kada und Luigi Snozzi. Eine zweite Vortragsfolge mit grundsätzlichen Themen aus Geschichte und Gegenwart des Bauens veranstaltete er im Auftrag der Bayerischen Architektenkammer, die ihm für seine intensive Vermittlungsarbeit 2018 den Bayerischen Architekturpreis verlieh.
Johannes Berschneider, dieser als Architekt und Mensch außergewöhnliche Mann, ist am 10. Juli im Alter von siebzig Jahren gestorben. Dokumentiert ist sein Lebenswerk in dem schönen Buch „Berschneider + Berschneider“ (Büro Wilhelm Verlag), das er noch selbst betreuen konnte.

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