Kader und Cluster
Das Sportforum Berlin befindet sich in Hohenschönhausen, im Osten der Stadt. In den Anlagen trainieren seit den fünfziger Jahren Spitzensportler, aber auch Vereine und Hobbysportler. In einem Wettbewerb mit Onlinebeteiligung sollte das Ensemble nun neu geordnet werden. Ziel waren funktionale und städtebauliche Verbesserungen, etwa die Aufwertung des Sportparks als Freiraum für die Anrainer.
Text: Lülfsmann, Ina, Berlin
Kader und Cluster
Das Sportforum Berlin befindet sich in Hohenschönhausen, im Osten der Stadt. In den Anlagen trainieren seit den fünfziger Jahren Spitzensportler, aber auch Vereine und Hobbysportler. In einem Wettbewerb mit Onlinebeteiligung sollte das Ensemble nun neu geordnet werden. Ziel waren funktionale und städtebauliche Verbesserungen, etwa die Aufwertung des Sportparks als Freiraum für die Anrainer.
Text: Lülfsmann, Ina, Berlin
Was einst dem Training von Profisportlern der DDR diente, soll nun ein zukunftsfähiges und „grünes“ Sportleistungszentrum auch für Freizeitsportler werden – das Sportforum in Berlin Hohenschönhausen. Mit einer Fläche von circa 40 Hektar ist das ab 1954 entstandene Areal das zweitgrößte Sport- und Trainingszentrum Berlins, nach dem Olympiapark im Westend. Damals wie heute gelangen Besucher über den Haupteingang am Weißenseer Weg zu den 35 Sportanlagen, eingeleitet von der Dynamo-Sporthalle – dem eindrucksvollsten Bestandsgebäu-de der Anlage. Als Teil des unter Denkmalschutz stehenden Ensembles ist auch sie nach dem Entwurf eines Architekturkollektivs unter der Leitung von Walter Schmidt entstanden. Neben weiteren Multifunktionshallen sowie Hallen für den Eis- und Bogensport (seit 1986 befindet sich hier eine der weltweit ersten Eisschnelllaufhallen mit 400-Meter-Bahn) beinhaltet das Forum auch mehrere Rasenflächen, eine Wurfanlage, ein Leichtathletik- und ein Fußballstadion. Neben dem Olympiastützpunkt und universitären Einrichtungen befindet sich auf dem Gelände das Schul- und Leistungssportzentrum „Haus der Athleten“ mit angegliedertem Internat, das weitere 10 Hektar Fläche umfasst.
Nachbarn und Eliten
Das Land Berlin lobte im Sommer letzten Jahres einen offenen, zweiphasigen Wettbewerb für die Modernisierung und den Umbau des Sportforums aus. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen sowie jene für Inneres und Sport, die das Land als Auslober vertreten, stellen sich ein nachhaltiges nationales Sportleistungszentrum vor, welches gleichzeitig die umliegende Nachbarschaft zum Aufenthalt und Flanieren einlädt. Interdisziplinäre Teams aus Landschaftsarchitektur und Stadtplanung und/oder Architektur sollten einen städtebaulich-freiraumplanerischen Masterplan entwickeln, der den Bestand modernen Anforderungen anpasst oder ihn ersetzt. Außerdem waren Anlagen für neue olympische und paralympische Sportarten sowie weitere multifunktional nutzbare Sportstätten im Realisierungsteil zu berücksichtigen. In einem zusätzlichen Ideenteil sollte das Gelände des Schul- und Leistungssportzentrums sowie die Möglichkeit überdacht werden, eine Teilfläche des angrenzenden Friedhofs umzuwandeln und anzuschließen. Parallel zu den Sitzungen des Preisgerichts konnten Bürger online die Entwürfe begutachten, kommentieren und über sie abstimmen.
Im Mittelpunkt des Wettbewerbs steht zwar der Sport, darüber hinaus sollten die Teilnehmer aber auch übergreifende Themen der Stadtentwicklung wie Mobilität, Naherholung und Regenwasserbewirtschaftung berücksichtigen und ein Corporate Design erstellen. Das Forum soll in zwei Stufen entwickelt werden – die Maßnahmen mussten daher von den Teilnehmern in kurzfristige (bis 2025) und mittel- bis langfristige (nach 2025) Bauvorhaben unterteilt werden.
Spielfelder für den Sport
Die Berliner Holzwarth Landschaftsarchitektur und yellow z entwickelten ein Leitmotiv aus (Spiel-)Feldern, die das gesamte Gelände, inklusive Schulzentrum und Friedhof, strukturieren. Dafür erhielten sie den ersten Preis. Sechs Typen mit verschiedenen Eigenschaften sind unterschiedlich oft innerhalb eines Rasters platziert, das Urbanität erzeugen und die Organisation vereinfachen soll. Die Mitte bildet „das Supertalent“ Forumpark mit einer „hybriden Topografie“ aus dem Gebäudekomplex der Sportarena mit einer begehbaren Dachlandschaft. Die Jury lobte besonders die hier entstehende Verbindung von Profi- und Freizeitsport. Um den Forumpark sind die anderen Felder angeordnet, mit mehr oder weniger spezifischen Eigenschaften und Namen wie „die Dynamische“, „der Anspruchsvolle“ oder „die Resiliente“. Einerseits unterstützen die Cluster die phasenweise Entwicklung des Gebietes und können flexibel getauscht werden, wie das Preisgericht hervorhebt, andererseits führen sie auch zu einem hohen Erschließungsanteil und verstärken damit den Versiegelungsgrad. Das Preisgericht erachtet den Entwurf als solide und gut umsetzbar, vor allem in Bezug auf die zwei Entwicklungsphasen. Lediglich den Umgang mit dem Friedhof bewertet sie als nicht respektvoll. Zudem schwächten hohe Dichte und der Cluster-Mix die ohnehin bereits schlechte Orientierung auf dem Gelände, wenngleich sie für die erhofften städtischen Qualitäten Sinn ergäben. Ob der Sport hier wirklich „die Stadt findet“, wie es der Titel verspricht, erscheint weniger naheliegend als bei den zweit- oder drittplatzierten Entwürfen.
„Grüner Puls“
Der Masterplan von bbzl Böhm Benfer Zahiri Landschaften, Städtebau aus Berlin wie auch der der Arge Querfeldeins + Octagon aus Dresden und Leipzig sehen jeweils eine (großzügigere) grüne Mitte für das Sportforum vor, wobei Letzterer die klarer lesbare Variante darstellt: Eine Kombination aus baulichem Rahmen und „grünem Puls“ fügt sich überzeugend in den Bestand und die Umgebung ein. Die Planer ordneten die offenen Sportanlagen der Mitte neu an und verknüpften sie mit natürlichen Freiraumelementen. Die Hierarchie der Erschließung unterstützt die Struktur: die Hauptachse mit dem schönen Namen „Allee der Athleten“, die bereits für die erste Ausbauphase angedacht wäre, leitet in das Gebiet ein und über die „Grüne Mitte“ hin zum Wäldchen auf dem ehemaligen Friedhofsbereich und zum Sport- und Leistungszentrum. Der sogenannte „Cardio-Loop“ würde als Rundweg die wichtigsten Funktionen des Forums verbinden und „die Erlebbarkeit des Gebietes (stärken)“, betont die Jury. Die Architektur der dargestellten Neubauten mag nicht ganz zum Bestand passen, der Entwurf punktet aber vor allem durch die Integration der verschiedenen Nutzer und Passanten. Die Kritikpunkte des Preisgerichtes, wie der zu geringe Abstand zur Wohnbebauung oder die Platzierung des Parkhauses am Eingang des Gebietes scheinen im Prinzip leicht zu beheben, angesichts des prägnanten übergeordneten Konzeptes. Dennoch wurde, entsprechend der in der Auslobung formulierten Absicht, die ersten Preisträger zur Beauftragung empfohlen. Die Wahl war deckungsgleich mit dem Ergebnis der Online-Beteiligung.
Offener zweiphasiger städtebaulich-freiraumplanerischer Wettbewerb
1. Preis (39.000 Euro) Holzwarth Landschaftsarchitektur und yellow z, beide Berlin
2. Preis (29.250 Euro) bbzl böhm benfer zahiri landschaften, Berlin
3. Preis (19.500 Euro) ARGE Querfeldeins Landschaft I Städtebau I Architektur, Dresden, und Octagon Architekturkollektiv, Leipzig
Anerkennungen (je 4875 Euro) NuWeLa Büro für Städtebau und Landschaftsarchitektur, Unterhaching, und vn-a visual network art architecture, Berlin; Bode – Williams + Partner Landschaftsarchitektur und Stadtentwicklung und renner Architekten, beide Berlin
Jury
Martin Rein-Cano, Irene Lohaus, Christa Reicher, Zvonko Turkali, Kunibert Wachten (Vorsitz), Klaus Güttler-Lindemann, Aleksander Dzembritzki, Gerhard Lutz, Susanne Walter
Martin Rein-Cano, Irene Lohaus, Christa Reicher, Zvonko Turkali, Kunibert Wachten (Vorsitz), Klaus Güttler-Lindemann, Aleksander Dzembritzki, Gerhard Lutz, Susanne Walter
Auslober
Land Berlin, vertreten durch die Senatsverwaltungen für „Stadtentwicklung und Wohnen“ und „Inneres und Sport“
Land Berlin, vertreten durch die Senatsverwaltungen für „Stadtentwicklung und Wohnen“ und „Inneres und Sport“
Wettbewerbskoordination
Machleidt Städtebau und Stadtplanung, Berlin
Machleidt Städtebau und Stadtplanung, Berlin
0 Kommentare