Kölns Pläne für den Deutzer Hafen
Rund um den Deutzer Hafen in Köln soll ein neues Stadtquartier entstehen. Das Kopenhagener Planungsbüro COBE hat das kooperative Verfahren um seine städtebauliche Entwicklung gewonnen. Die Kölner durften mitreden.
Text: Lisakowski, Vera, Berlin
Kölns Pläne für den Deutzer Hafen
Rund um den Deutzer Hafen in Köln soll ein neues Stadtquartier entstehen. Das Kopenhagener Planungsbüro COBE hat das kooperative Verfahren um seine städtebauliche Entwicklung gewonnen. Die Kölner durften mitreden.
Text: Lisakowski, Vera, Berlin
Das rund 37 Hektar große Deutzer Hafenareal ist die letzte große Fläche in der Kölner Innenstadt, die noch beplant werden kann. Die Lage ist exklusiv: Zwar liegt es auf der „falschen“, der rechten Rheinseite, dafür aber direkt gegenüber des Rheinauhafens mit den Kranhäusern (Bauwelt 36.2014). Und – in Köln besonders wichtig – von hier hat man einen Blick auf den Dom. Rund um das alte, etwa einen Kilometer lange Hafenbecken sollen Wohnungen für mindestens 4500 Menschen sowie 5000 Arbeitsplätze entstehen. Fünf Planungsteams waren eingeladen, im kooperativen Verfahren Vorschläge zu machen. Die Sitzungen des 32-köpfigen Begleitgremiums waren teilweise öffentlich.
Die Eigenständigkeit des Quartiers, das sowohl in den Stadtteil Deutz als auch zum rauen Industriecharakter des Hafens passt, war eines der wichtigsten Kriterien in der Diskussion. Der Kölner Baudezernent Franz-Josef Höing lobte, dass mit dem „ehrlichen Entwurf“ von COBE ein gutes Pendant zum Rheinauhafen geschaffen würde, denn „wir brauchen kein gelecktes Deutz“. Christoph Elsässer vom Rotterdamer Büro WEST 8 fasste die Meinung des Gremiums so zusammen: „Die Arbeit wird ganz klar aus der Geschichte des Ortes entwickelt. Es entsteht eine dynamische Stadtlandschaft für unterschiedliche Bewohnergruppen und unterschiedliche Nutzungsformen.“
Der Siegerentwurf, den das Gremium dem Stadtrat für die städtebauliche Weiterentwicklung empfohlen hat, arbeitet mit einer aufgebrochenen Blockstruktur, die eine variable Nutzung und eine große – auch soziale – Durchmischung ermöglichen soll. So sind überall auf dem Gelände Flächen für Werkstätten oder Büros vorgesehen, die Größen der Grundstücke sind so zugeschnitten, dass sich auch Baugruppen einkaufen können, 30 Prozent öffentlich geförderter Wohnungsbau war ohnehin in der Ausschreibung festgelegt.
Im nordöstlichen Bereich mussten die Planungsbüros mit Bestand umgehen. Hier liegt auch die das Gebiet prägende „Ellmühle“. Zunächst sollte die Mühle weiter arbeiten – mit Lärm- und Verkehrsbelästigung eine Herausforderung für die Planer. Inzwischen hat aber die kommunale Entwicklungsgesellschaft „Moderne Stadt“ die Mühle gekauft. Sie will das teilweise denkmalgeschützte Gebäude erhalten und umnutzen. Um die Mühle herum sollen Büros, Geschäfte und Freizeiteinrichtungen entstehen, wobei bestehende kulturelle Nutzungen wie zum Beispiel die Konzerthalle in der alten Essigfabrik integriert werden. Für die nördliche Spitze der Mole hat das Planungsteam COBE mit den Landschaftsplanern Ramboll Studio Dreiseitl sowie Transsolar und knp.bauphysik öffentliche Nutzungen, vom Urban Gardening über einen Skatepark bis hin zu Sportplätzen, vorgesehen.
Mit dem „Kranpark“ und einer Schwimmmöglichkeit im Hafenbecken sind im Zentrum des Geländes weitere Freizeitflächen geplant. Um die Wasserqualität zu verbessern, soll der südliche Zufluss des Hafenbeckens, der „alte Schnellert“, wieder aktiviert werden. Die Lärmbelästigung für das Quartier durch den Schiffsverkehr, die östlich gelegene Siegburger Straße und vor allem die südlich gelegene Eisenbahnbrücke stellen eine weitere große Herausforderung dar. COBE begegnet dieser durch ein schlüssiges Konzept für eine bauliche Abschottung bei trotzdem guter Belichtung und Belüftung der Wohnhäuser. Das Gremium lobte die „gut proportionierten Blockstrukturen“ wie auch das „robuste“ Verkehrskonzept in Schleifenform, bei dem die alte, denkmalgeschützte Drehbrücke im Norden nur für Rad- und Fußgängerverkehr vorgesehen ist und der Autoverkehr über eine neu geplante Brücke in der Mitte des Areals geführt wird.
Dass die Entscheidung für COBE einvernehmlich war und vom Publikum begeistert beklatscht wurde, ist sicher auch dem aufwändigen Beteiligungsverfahren zu verdanken. Es begann nicht erst mit der Vorstellung der Entwürfe. Im Februar wurde in einem zweitägigen offenen Workshop zunächst die Grundlage für die Aufgabenstellung erarbeitet, an der die fünf eingeladenen Teams bis zu einer Zwischenpräsentation im Juni arbeiteten. Bei dieser wurden erste Konzepte öffentlich diskutiert, bevor die Planer in die Überarbeitung gingen. Selbst bei der zweiten Vorstellungsrunde war die Öffentlichkeit dabei. Damit soll es noch nicht vorbei sein. Obwohl ein Baubeginn frühestens 2021 zu erwarten sei, wolle man den Dialog mit den Bürgern unbedingt fortführen, versprach Baudezernent Franz-Josef Höing.
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