Nachverdichtung
Siedlung Uhlenhorst, Berlin
Text: Meyer, Friederike, Berlin
Nachverdichtung
Siedlung Uhlenhorst, Berlin
Text: Meyer, Friederike, Berlin
Wohnquartiere, seien es die Großwohnsiedlungen der Moderne, klassische Blockstrukturen oder Wohnanlagen in Zeilenbauweise, haben Potenzial für die Nachverdichtung mit bezahlbarem Wohnraum. Das ist nicht erst seit diesem Sommer bekannt. Der kooperative Ideenworkshop „Urban Living“, 2013 von der Berliner Senatsbaudirektorin Regula Lüscher initiiert, hatte acht dieser Orte in Berlin zur Diskussion gestellt. Die sechs landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften und der Liegenschaftsfonds Berlin hatten konkrete Grundstücke vorgeschlagen. 31 internationale Architekturbüros sollten ortsbezogene Entwürfe für kostengünstige Wohnungen erarbeiten, die übertragbar sind, so auch Imke Woelk und Partner Architekten aus Berlin.
Die Architekten haben auf Vorschlag der Degewo für die Siedlung Uhlenhorst in Berlin-Köpenick ein Nachverdichtungskonzept entwickelt. Ihr Fazit: Zeilenbauten funktionieren nach wie vor gut für eine Wohnnutzung, nur haben die Quartiere das allgemein bekannte Problem der Monofunktionalität. Um das Wohnen aufzuwerten, müssen die Wohnungen nicht größer werden, man muss sie nur mit weiteren Nutzungen ergänzen und kann so mehr Urbanität schaffen. Am Beispiel Uhlenhorst entwickelten die Architekten eine Nachbarschaftszone mit erweiterten Zeilen und Grünräumen. Dabei hatten sie vorgeschlagen, das Modell unbedingt von Beginn an auch auf die Bedürfnisse von Flüchtlingen hin zu entwickeln und deren räumliche und programmatische Integration zu berücksichtigen. Für einen schnell umsetzbaren, bezahlbaren und sozialverträglichen Wohnungsbau schlugen sie viergeschossige, aus Holzmodulen vorgefertigte Anbauten an die Wohnzeilen vor. So kann die Montage vergleichsweise leise und schnell erfolgen. Die Nachverdichtung in einem Wohngebiet muss schließlich auch Rücksicht auf die Bewohner nehmen. Grundmodule gibt es für Wohn- und Arbeitsräume, die beliebig zusammenschaltbar sind, und für Einfamilienhäuser, die auch Reihenhäuser werden können.
Mit den Arbeitsraummodulen soll eine weitere Nutzung in das Wohnquartier einziehen – im Gegenzug werden Wohnfunktionen auf die Gemeinschaftsflächen ausgelagert. Dabei gehen die Architekten von der Praxis in Metropolen wie zum Beispiel New York aus, wo viele Bewohner lieber preiswert vor der Haustür essen gehen, als in der eigenen Wohnung Miete für eine große Küche oder ein Speisezimmer zu bezahlen. Diese und andere Aktivitäten finden künftig zwischen den Wohnzeilen statt. Grünstreifen mit Gärten, Gästehaus und Veranstaltungsraum sind dort angedacht. Küchen und Märkte können entstehen, Schulungsräume, Ambulanzen. Schade nur, dass sich die Wohnungsbaugesellschaft gegen eine Weiterverfolgung des Vorschlags entschieden hat.
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