Bauwelt

Schöner wohnen in Weimar

Das Jahresthema der Klassik Stiftung Weimar ist „Wohnen“. Eine Ausstellung im Bauhaus-Museum beschäftigt sich mit der Frage nach der Zukunft des Wohnens unter dem Titel „Wege nach Utopia“.

Text: Kasiske, Michael, Berlin

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Martin Maleschkas „Wohnmaschine 4.0“ im Wei­marer Bauhaus-Museum
Foto: Hannes Bertram

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Martin Maleschkas „Wohnmaschine 4.0“ im Wei­marer Bauhaus-Museum

Foto: Hannes Bertram


Schöner wohnen in Weimar

Das Jahresthema der Klassik Stiftung Weimar ist „Wohnen“. Eine Ausstellung im Bauhaus-Museum beschäftigt sich mit der Frage nach der Zukunft des Wohnens unter dem Titel „Wege nach Utopia“.

Text: Kasiske, Michael, Berlin

... des Menschen Wohnung ist sein halbes Leben, der Ort wo er sich niederläßt, die Luft, die er einathmet, bestimmen seine Existenz“, verdichtete der Wahl-Weimarer Johann Wolfgang von Goethe 1795 den bis heute ungebrochenen Wunsch nach einem sicheren Ort. Dem widmet sich die Klassik Stiftung Weimar mit mannigfaltigen Aktivitäten un- ter dem Motto „Wohnen 2023“. Äußerer Anlass ist der 100. Jahrestag des Hauses am Horn. Das zur ersten Bauhaus-Ausstellung vom Maler Georg Muche entworfene Musterhaus beantwortete seinerzeit die immerwährende Frage: Wie wohnen wir morgen? Im Bauhaus-Museum sollen Installationen und Texttafeln einzelne Aspekte der Dauerausstellung unter dem Titel „Wege nach Utopia. Wohnen zwischen Sehnsucht und Krise“ ökologisch, sozial und ökonomisch reflektieren.
„Wohnmaschine 4.0“ nennt Martin Maleschka seine „emotionale Schatzkammer“, in der Regale mit Alltagsdingen aus DDR-Produktion bestückt sind. Nach grellen Farben sortiert, liegt der Schwerpunkt der Objekte in den 1960er und ‘70er Jahren, in denen Kunststoffe nicht mit verschmutzten Meeren, sondern mit einer heiteren Zukunft assoziiert wurden. Ebenso erfährt das Haus am Horn eine Umwertung, wenn man an den Flächenverbrauch von täglich 54 Hektar für Verkehrs- und Siedlungsbau denkt. Mit Siedlungsideen trat in der Weimarer Zeit der Maler Walter Determann hervor, doch sein Entwurf erinnert mehr an die expressive Frühzeit der Schu­le; Gemeinschaften der Gegenwart lassen sich darauf nur ideell gründen. Unvereinbar sind auch die edlen Interieurs Ludwig Mies van der Rohes für Haus Tugendhat mit den filmischen Wohnporträts auf minimalen Raum lebender Menschen. Die Gegenstände, die ihnen wichtig sind, scheren sich weder um Form noch um Materialität: Es sind Dinge, die Kontakt ermöglichen, etwa der Computer im Gefängnis, oder schlicht Atmos­phäre schaffen, wie Pflanzen in einem Wohnheim.
Eine kuriose Randnotiz bleibt der Freischwinger, dem um einer längeren Stabilität willen Hinterbeine angeschweißt wurden: Pragmatische Nachhaltigkeit entzaubert die historische Form. Ansonsten scheitern die heutigen Sichten am musealisierten Bauhaus, so dass auch die vom Team für Wohnungsforschung der Bauhaus-Universität vorgestellten Fakten verpuffen, die etwa die Besitzverhältnisse bei Immobilien oder die äußerst ungleiche Belastung der Einkommen durch steigende Mieten verhandeln. Wie nahbar sind hingegen die im Stadtraum verteilten Plakatwände „Wie Weimar wohnt.“ Die Künstlerin Ina Schoenenburg bildet in der Tradition von Gruppenporträts Menschen in ihrem eigenen Wohnumfeld ab, wobei es ihr gelingt, unterschiedliche soziale Verhältnisse durch eine gleichbleibend kräftige Farbigkeit in den Hintergrund treten zu lassen. Zum Mitmachen fordert das „Wohnlabor“ am Stadtschloss auf. Im offenen hölzernen Pavillon hängen Zettel mit Fragen wie „Was machst du, wenn du neue Möbel brauchst?“ oder „Womit protzt Du?“, worauf jemand schelmisch eine bauhäuslerische Antwort parat hat „Mit sehr viel leerem Raum im Sommer. Denn da bin ich draußen“.

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