Bauwelt

Von vorne bis hinten

„Wie wird aus Wohnhäusern Stadt?“, fragte die 8. Konferenz zur Schönheit und Lebensfähigkeit der Stadt

Text: Rumpf, Peter, Berlin

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    Vorne und hinten, z.B. in Bremen: Straßenfassaden in der Franziusstraße, ...
    Foto: Uwe Bodemann

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    Foto: Uwe Bodemann

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    ... Hoffassaden in der Bulthauptstraße
    Foto: Uwe Bodemann

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    ... Hoffassaden in der Bulthauptstraße

    Foto: Uwe Bodemann

Von vorne bis hinten

„Wie wird aus Wohnhäusern Stadt?“, fragte die 8. Konferenz zur Schönheit und Lebensfähigkeit der Stadt

Text: Rumpf, Peter, Berlin

Treuen Lesern dieser Bauwelt-Seiten muss man das Deutsche Institut für Stadtbaukunst der TU Dortmund nicht mehr vorstellen, auch nicht seine jährlichen Veranstaltungen in den wunderschönen Düsseldorfer Rheinterrassen, nun schon zum achten Mal mit großer und namhafter Besetzung. „Wie wird aus Wohnhäusern Stadt?“, diese Frage galt es am 27. und 28. April zu beantworten, wobei schlüssige Lösungen auch in diesem Kreis von Fachleuten – Architekten, Stadtplaner, Bauhistoriker, Baudezernenten, Journalisten – naturgemäß nicht zu finden sind, allenfalls Annäherungen, Anregungen oder neue Fragen. Christoph Mäckler und Wolfgang Sonne als Gastgeber treibt dieses Problem um, nämlich die Abkehr von der anti-städtischen, aber immer noch auch in Wettbewerben präferierten Siedlungsideologie der 60er und 70er Jahre.
Mäckler und Sonne wollen „Siedlungen“ ersetzen durch „Stadtquartiere“, lebendige mit gemischter Nutzung und sozialer Mischung. (Der Zeilenbau kann dies nicht bieten, was zahlreiche Dias beweisen sollten.) Die oft geforderte Dichte ist dabei noch keine Qualität an sich, wohl aber die Unterscheidung zwischen öffentlicher und privater Funktion des einzelnen Hauses. Deshalb der kritische Blick auf das Vorne und Hinten, also die den Straßenraum prägende Fassade und die eher die betroffenen Bewohner bedienende Rückseite. Wobei die gestalterische Behandlung eine Rolle spielen kann, wenn nicht sogar muss. Und diese Unterscheidung von Vorne und Hinten bietet logischerweise am ehesten die geschlossene Blockbebauung. Sie sollte, so Mäckler, „in unser Denken zurückgeholt werden“.
Wobei zwei Problempunkte auf der Hand liegen: gute bzw. weniger gute Besonnung und Sonderlösungen für die Wohngrundrisse an den Ecken. Zur Besonnung: Natürlich hat der Zeilenbau damit weniger Probleme. Aber wenn man mehr will, wenn es um die Rückkehr zum leben­digen – und erlebbaren – Stadtraum geht, komme man ums Prioritätensetzen nicht herum, so Georg Ebbing. Und was die Möglichkeit, eine funktionierende Eckwohnung zu entwerfen, betrifft, konnte er gleich eine ganze Palette von Beispielen vorführen, allerdings dank großzügiger Wohnfläche. Bei einer heute üblichen Sozialwohnung von 85 Quadratmetern bleibt der Gestaltungsspielraum mehr als begrenzt. Da kann die immer gern als Vorbild aufgerufene Gründerzeitarchitektur wenig helfen.
Die andere Forderung in Düsseldorf betraf die Durchmischung von Wohnen und Gewerbe, z.B. im Erdgeschoss oder im Hofbereich (Blockbebauung!). Auch Mäckler musste zugeben, dass sich für das Erdgeschoss nicht durchgängig genügend Läden, Cafés, Kitas oder Start­­-up-Unternehmen finden lassen. Vielleicht könnte ein finanzieller Ausgleich für Investoren helfen, gab Johannes Kister zu bedenken. Und vor Emissionen oder Lärm produzierendem Gewerbe im Innenhof schützen Normen und Gesetze. Aber da wäre ja noch Spielraum bei der Auswahl. Pe­ter Zlonicky regte deshalb eine „Befreiung auf Zeit von Vorschriften an, um Experimente zu
ermöglichen“. Wolfgang Sonne ging noch einen Schritt weiter: Gewerbegebiete abschaffen! Was die soziale Mischung angeht, blieb die Diskussion um teure und billigere Mieten, also „gute und schlechte“ Wohnungen, in der Kontroverse stecken. Obwohl sich Hans Stimmann durchaus vorstellen kann, dass es auch „unterschiedliche Lebensabschnittsansprüche“ gibt. Es muss ja nicht gleich das Souterrain sein.
Um noch einmal auf das Motto der Konferenz „vorn und hinten“ zurückzukommen – dazu hatte Arno Lederer ein einprägsames Bild vor Augen: sein alter Vater in der Klinik mit dem obligatorischen Krankenhemd, von vorn und von hinten …

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