Statt Reise StadtBauwelt
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
Statt Reise StadtBauwelt
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
Bücher als Transportmittel, als Gefährt für eine Reise – wie weit sich diese Vorstellungstreiber als solches nutzen lassen, hat die Corona-Pandemie mit all den verhängten Beschränkungen der Mobilität in den letzten zwölf Monaten manchen Leser erfahren lassen. Ein Buchprojekt war auch der Ausgangspunkt dieses Heftes: und zwar ein siebenbändiger Architekturführer über Afrika südlich der Sahara. Doch als uns Philipp Meuser, Herausgeber des Buches, Architekt und Inhaber des Berliner Architekturbuchverlags DOM Publishers, mit seinem Team eine StadtBauwelt über die im Rahmen der Buchrecherche deutlich gewordenen Transformationsprozesse auf jenem weiten, trotzdem hierzulande vielen unbekannten Terrain vorschlug, war noch nicht abzusehen, wie tief das Covid-19-Virus das gewohnte Leben auf den Kopf stellen würde.
In dem Maße, wie ein Architekturführer derzeit kaum zur Reisevorbereitung und -begleitung dienen kann, wird auch diese StadtBauwelt eine Reise selbst, das Sehen und Erleben vor Ort, zwar nicht ersetzen können, aber vielleicht zumindest eine Reise im Kopf ermöglichen: etwa nach Bamako, Kampala, Luanda oder Antananarivo. Porträts dieser vier Städte stehen im Zentrum der Ausgabe. Obwohl allesamt Hauptstädte – von Mali, Uganda, Angola und Madagaskar –, fällt ihr Name nicht so häufig in den an afrikanischen Entwicklungen ja nicht grundsätzlich desinteressierten Diskursen europäischer Architekten und Stadtplaner. Auch deshalb haben wir uns entschieden, mit dieser StadtBauwelt zumindest ein Schlaglicht auf ihre Gegenwart und Entwicklungsperspektiven zu richten. Der Grund, dass die Auswahl aus dem schier unauslotbaren Pool an Informationen, Fotos, Plänen und Autoren, den die Recherche zu dem Architekturführer befüllt hat, zu diesen vier Beiträgen geführt hat, hat aber noch eine andere Ursache: Die vier Städte stehen durchaus exemplarisch für Entwicklungen, Aufgaben, Bedrohungen auch in anderen Städten in jenem Teil des Kontinents, so dass sich mit dem Wissen um ihre Situation auch die urbane Gegenwart anderenorts zumindest ein Stück weit erschließen lässt – die übergreifenden Beiträge zu den Auswirkungen von Migration, Terrorismus, Klimawandel und Wasservorräten, die am Anfang des Thementeils stehen, und zum Einfluss des Engagements von China und Nordkorea auf dem Kontinent, die ihn beschließen, leisten hier zusätzliche Einordnung.
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