Von konservierten Herzen bis Tafelsilber
Text: Landes, Josepha, Berlin
Von konservierten Herzen bis Tafelsilber
Text: Landes, Josepha, Berlin
Die klassische Grand Tour war mit allerlei Strapazen garniert. Etwa ab dem sechzehnten Jahrhundert durfte sich nicht wirklich Kavalier nennen, wer nicht auf Pferdes Rücken oder per mobile zu den Monumenten der Antike in Italien, den gotischen Großkirchen in Frankreich oder auch erstmal einfach den Rhein entlang gereist war. Raubüberfälle, Flohbisse und Blasen an Fersen und Sohlen inbegriffen. Heute ist es sehr viel einfacher, an Kultur zu kommen. Und sogar Frauen dürfen das. Auch ist die Voraussetzung, von hohem Geblüt zu sein, weggefallen. Außerdem hat sich der Kulturbegriff geweitet: Zeitgenössisches darf laut sein, sogar medizinhistorische Präparate sind im Museums-Pass inbegriffen. Gleichwohl bleibt die Frage, wie demokratisch sowohl das Reisen als auch die Kultur tatsächlich sind. In dieser Ausgabe finden Sie eine Reihe neuer Museen, kleine und große, nah und fern, mannigfaltiger Ausrichtung, die sich teils leicht und teils etwas umständlicher erreichen lassen. Ob Sie tatsächlich eine Postkutsche finden, die Warschau und Madrid verbindet, obliegt dem individuellen Einfallsreichtum. Garantiert sei nur, dass eine Alpenquerung – Gefahrenstelle der Großreisen bis ins achtzehnte Jahrhundert – bei unserer Selection unnötig ist, denn in Italien waren ja schon so viele. Stattdessen weiten wir den Kulturausflug nach Osten, von Warschau: „Proszę bilet wstępu“ über Bratislava: „Prosím o vstupenku“, um letztlich im spanischen Königspalast zu schließen: „Un boleto de entrada por favor.“ Unterwegs dürften auch: “Een toegangsbewijs alstublieft“ (denn es geht nach Amersfoort) und in Wien, Lützen oder Berlin: „Bitte eine Eintrittskarte“ hilfreich sein. Also auf ins Museum! Und die Pferde bitte zuhause lassen.
0 Kommentare