Bauwelt

Was ist unsere Arbeit?

Text: Flagner, Beatrix, Berlin; Bruun Yde, Marie, Berlin; Brinkmann, Ulrich, Berlin

Was ist unsere Arbeit?

Text: Flagner, Beatrix, Berlin; Bruun Yde, Marie, Berlin; Brinkmann, Ulrich, Berlin

Es schien so, als hätte sich in den letzten Jahren die Rolle der Arbeitnehmerinnen am Verhandlungstisch
in den Architekturbüros verändert. Sie konnten Forderungen stellen: weniger Arbeitszeit, mehr Gehalt und Flexibilität. Denn sie wurden dringend gebraucht. Doch die aktuelle Baurezession macht sich auch in der Architektur bemerkbar. Laut einer Umfrage der Bundesarchitektenkammer im Januar hat sich die wirtschaftliche Situation bei der Hälfte der Befragten durch Auftragsrückgang und Projektabsagen innerhalb eines Jahres verschlechtert. Dass die Krise erneut ein Race-to-the-bottom mit sich bringt, ist zu befürchten. Doch es gibt die Büroinhaber, die früher selbst im Architekturbüro geschuftet haben, und für die die selbstbestimmte Gestaltung des Arbeitsalltags ein Grund war, ein eigenes Büro zu gründen. Manchmal auch eine Motivation, anderen bessere Arbeitsbedingungen anzubieten, als sie selbst erlebten.
Die Texte in diesem Heft zeigen diese gegenläufige Tendenz: ein wachsender Wille zur Fairness am Arbeitsplatz, die Förderung einer positiven Bürokultur, die Berücksichtigung von klimafreundlichen Lebensstilen und eine Erweiterung des Entwurfsbegriffs. Aber auch das Bestreben nach mehr Solidarität durch gewerkschaftliche Organisationen wird stärker. Die Architekt*innengewerkschaft etwa will sich für gerechte Bedingungen von Arbeiterinnen im Architekturbereich, Menschen mit Arbeitsvisum, (schein)selbständigen Freelancern oder unterbezahlten Praktikantinnen einsetzten.
Bei der Arbeit an dieser Ausgabe fiel auf, dass im angelsächsischen Raum, wo mehr gearbeitet und weniger erholt wird, Unruhe herrscht; in Skandinavien, wo die Arbeitswoche kürzer und die Löhne geregel-ter sind, bleiben die Architekten leiser. Die sozialen Medien spielen eine wichtige Rolle bei dem Thema der Arbeitskultur in der Architektur. Wir empfehlen den satirischen Instagram-Account „Dank Lloyd Wright“, der 102.000 Followerinnen hat und Geschichten über die Realität des Architektenberufs teilt.

Hochschulen

Vor der Arbeit steht das Studium, zumindest für Menschen, die einen akademischen Bildungsweg einschlagen. Struktur hilft auch in diesem Lebensabschnitt. Die Projekte im zweiten Thementeil sind Universitätsgebäude, die dem Modisch-Zeitgeistigen fern bleiben und sich strukturellen, typologischen, städtebaulichen und morphologischen Fragen des Entwerfens widmen: mit Sorgfalt, Ehrgeiz und Genauigkeit. Die Studierenden in Rom, Cambridge und Nagoya können von diesen Räumen mithin auch etwas dann lernen, wenn sie nicht Architektur studieren.

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13.2024

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