Was wäre, wenn...
Text: Red.
Was wäre, wenn...
Text: Red.
...man bei einer dreigeschossigen Büroerweiterung vollständig auf Zement verzichtete? Die Turnhalle nicht wie üblich am Rand des neuen Schulgebäudes steht, sondern ins Zentrum rückte? Eine Wettbewerbsauslobung so formuliert würde, dass auch junge Architekturbüros teilnehmen können, weil keine gebauten Referenzen erforderlich sind? Und was wäre, wenn man die Vorschriften so interpretierte, dass aus einer alten Spinnerei ein Stück produktive Stadt entstehen kann?
Was geschieht, wenn man die Komfortzone verlässt und die Dinge anders angeht als gewohnt? Dann kann Neues entstehen. Angesichts des schlechten Rufs, in dem das Bauen steht – hoher Ressourcenverbrauch, CO2-Emissionen, Verlust von Biodiversität und Verstärkung sozialer Segregation –, wird deutlich: Es braucht neue Ansätze. Nicht zu bauen ist in Anbetracht der Wohnungsnot in den Großstädten keine Option. Vielmehr stellt sich die Frage nach dem „Wie“. Auch wenn nicht immer das Rad neu erfunden werden muss, um den veränderten Anforderungen gerecht zu werden, besteht enormer Bedarf nachzujustieren – in allen Bereichen.
In dieser Ausgabe diskutieren wir Beispiele, die verdeutlichen, dass Veränderungen möglich sind, wenn man bereit ist, zusätzlichen Aufwand zu betreiben und neue Wege auszuprobieren – sei es in der Lehre, sei es beim Entwerfen, sei es beim Bauen. Manchmal sind es die Bauherren, die den Mut aufbringen müssen, Neues zu wagen, manchmal geben Verwaltungen den Anstoß, oft sind es die Architekten selbst. Egal, wer die Initiative übernimmt: Es braucht Haltung und Durchhaltevermögen, um solche Prozesse erfolgreich zu meistern. Mit dieser Haltung ans Werk zu gehen, lässt sich am treffendsten vielleicht als utopischer Pragmatismus bezeichnen. Ein Pragmatismus ist das, der sich nicht mit der Suche nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner im Rahmen des Machbaren zufriedengibt, sondern den Rahmen des Machbaren so weit wie möglich zu erweitern sucht. Im Gespräch mit fünf Professorinnen, das wir im Juli in Berlin über den Stand der Lehre geführt haben, wurde deutlich, dass das Architektur- und Städtebaustudium die Studierenden vor allem darauf vorbereitet, Lösungen für komplexe Herausforderungen zu entwickeln. Und nicht erst beim Bauen selbst müssen die Regeln neu ausgehandelt werden, sondern vor allem im Vorfeld gibt es viele Möglichkeiten – sei es in der Auslobung eines Wettbewerbs, sei es bei der Ausschreibung von Gewerken –, um bessere Ergebnisse zu erzielen.
Bauwelt-Kongress 2024: Geht’s noch?
Diese Ausgabe kann nur einen kleinen Einblick in die vielen Herangehensweisen bieten, und wir möchten die Debatte weiterführen. Zum diesjährigen Bauwelt-Kongress haben wir Referentinnen und Referenten eingeladen, deren Bauten und Projekte beweisen: Andere Nutzungsmischungen, andere Finanzierungsmodelle, andere Prozesse, andere Formen der Zusammenarbeit und des Zusammenlebens sind möglich. Diskutieren Sie mit uns am 28. und 29. November auf dem Bauwelt-Kongress 2024 in der Berliner Akademie der Künste: „Geht’s noch?“ Anmeldung und Informationen zum Programm: www.bauwelt.de/kongress
0 Kommentare