Bauwelt

Wenn ich groß bin, werde ich

Text: Landes, Josepha, Berlin; Redecke, Sebastian, Berlin

Wenn ich groß bin, werde ich

Text: Landes, Josepha, Berlin; Redecke, Sebastian, Berlin

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Zitat Ende. Genauso wenig aber lassen Kinder sich mit gestal­terischer Effekthascherei abspeisen. Bauten, in denen Kinder ihre Tage verbringen, prägen sie. Und außerdem prägen sie die Umgebung.
Entwicklungspsychologisch und physiologisch gibt es unbestreitbar räumliche und gestalterische Komponenten, die Architektur für Heranwachsende von jener für Erwachsene unterscheiden muss. Jedoch, man darf das Einfache nicht mit dem Simplen verwechseln: Farbenfroher Überschwang und Formspiele­reien sind nicht, was Kinder inspiriert und animiert.
Anlass zu diesem Heft gab nicht zuletzt ein irritierender Ausflug durch Berliner Außenbezirke, wo in den letzten Jahren neue Kitas wie Pilze aus dem Boden schossen – vielmals vom Kontext losgelöste Bauten, deren Farbigkeit versucht, die Einfallslosigkeit der Architektur zu camouflieren. Wir stellen de­-ren Gegenentwürfe vor. Im Folgenden finden sich keine „muckeligen“ Projekte, sondern vornehmlich solche, die minimalistisch Raum für Entfaltung geben. Es ging uns um eine Auseinandersetzung mit Kindheit, abseits von Klischees.
Allen Projekten haben wir eine Ergänzung abverlangt, ein „Und“. So setzen sich Morris+Company in London mit Energiefragen auseinander, AE-, carton123 und murmuur architecten in Gent mit Nachbarschaft , Olson Kunding laden in Berlin zum Mitmachen und Entdecken ein, und Studio Petr Stolín werfen in Liberec einen Blick zurück in die eigene Kindergartenzeit.

Einfach bauen: 2226

Fassaden und Räume im Historismus oder im Jugendstil waren oft überladen. Erstaunt und amüsiert schaut man auf viele dieser Bauten voller überzogener Pracht und besonderer Einfälle. Für Dietmar Eberle ist heute nicht der Dekor, sondern die Bautechnik, die baustoffliche und apparitive Aufrüstung von Gebäuden für eine angeblich beste technische Optimierung völlig überzogen. Seit langer Zeit befasst er sich intensiv mit dem ökologischen Bauen und setzt auf größtmögliche Einfachheit, die vom „Irrweg ei­-ner Herrschaft der Technologie“ befreit. Sein Bürohaus 2226 in Lustenau/Vorarlberg, mit dessen Planung er vor zehn Jahren begann, steht für diesen Ansatz und ist inzwischen weit über Österreich hinaus ein vielbeachtetes Beispiel. Weitere 2226-Bauten wurden realisiert oder sind in Planung. Trotz anfänglicher Skepsis liefert inzwischen auch das Energieinstitut Vorarlberg, das in diesem Jahr eine Prüfung des Gebäudes unter realer Nutzung vorgenommen hat, gute Zahlen. Wir blicken auf den aktuellen Stand.

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