Bauwelt

Wo die Wupper einen Bogen tanzt

Das Schauspielhaus Wuppertal nach Architekt Gerhard Graubner entstand von 1964 bis ’66. Seit seiner Schließung vor zehn Jahren fristet es ein freudloses Dasein zwischen Wupper und Bundesstraße. Als Pina-Bausch-Zentrum öffnet es bis 2027 wieder, nachdem ein von der Stadt ausgelobter Wettbewerb nun entschieden ist.

Text: Kasparek, David, Bonn

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    1. Preis Diller Scofidio + Renfro geben ihrem Pina-Bausch-Zentrum zum Stadterbe passend Industriecharakter. Hinter dem kreuzförmigen Bau am Fluss soll die „River Plaza“ als Freilichtbühne dienen.
    Abb.: Verfasser

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    1. Preis Diller Scofidio + Renfro geben ihrem Pina-Bausch-Zentrum zum Stadterbe passend Industriecharakter. Hinter dem kreuzförmigen Bau am Fluss soll die „River Plaza“ als Freilichtbühne dienen.

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    Foyer, Anlieferungs-und Sanitärbereich, Multifunktionsraum und eine offene Gastronomie-Fläche ordnen sich um den mittig liegenden, öffentlich zugänglichen „Performance-Hof“.
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    Foyer, Anlieferungs-und Sanitärbereich, Multifunktionsraum und eine offene Gastronomie-Fläche ordnen sich um den mittig liegenden, öffentlich zugänglichen „Performance-Hof“.

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    2. Preis Hascher Jehle Design schlagen auf dem Theaterplatz ein transparentes Foyer mit flexibler Nutzung vor, in dem ein kompakter Baukörper mit verschiedenen Bühnenräumen steckt. Die voneinander unabhängigen Baukörper werden so zu einer „Kulturinsel“ zusammengefasst.
    Abb.: Verfasser

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    2. Preis Hascher Jehle Design schlagen auf dem Theaterplatz ein transparentes Foyer mit flexibler Nutzung vor, in dem ein kompakter Baukörper mit verschiedenen Bühnenräumen steckt. Die voneinander unabhängigen Baukörper werden so zu einer „Kulturinsel“ zusammengefasst.

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    3. Preis Auer Weber Assoziierte nehmen die Rundung der Bestandsfassade in ihren Entwurf auf. Ein eingeschossiger Erschließungsbau verbindet Schauspiel und Tanz. Die „Küche“ (kleines Bild) als öffentliche Gastronomie liegt gut positioniert dazwischen.
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    3. Preis Auer Weber Assoziierte nehmen die Rundung der Bestandsfassade in ihren Entwurf auf. Ein eingeschossiger Erschließungsbau verbindet Schauspiel und Tanz. Die „Küche“ (kleines Bild) als öffentliche Gastronomie liegt gut positioniert dazwischen.

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Wo die Wupper einen Bogen tanzt

Das Schauspielhaus Wuppertal nach Architekt Gerhard Graubner entstand von 1964 bis ’66. Seit seiner Schließung vor zehn Jahren fristet es ein freudloses Dasein zwischen Wupper und Bundesstraße. Als Pina-Bausch-Zentrum öffnet es bis 2027 wieder, nachdem ein von der Stadt ausgelobter Wettbewerb nun entschieden ist.

Text: Kasparek, David, Bonn

Schritt für Schritt führte die gebürtige Solingerin Pina Bausch das Wuppertaler Tanztheater seit Beginn ihrer Arbeit als Choreografin 1973 zu einer Kompanie von Weltrang. Bausch, an der Esse­-ner Folkwang-Hochschule bei Kurt Jooss ausgebildet, prägte mit ihrer Arbeit in der Folge die na­tionale wie internationale Tanzentwicklung maßgeblich. Bis zu ihrem Tod 2009 gehörte sie zu den bedeutendsten Choreografinnen unserer Zeit. Neben dem Wuppertaler Opernhaus zählt auch das von Gerhard Graubner entworfene Schauspielhaus zu den Probe- und Aufführungsorten der künstlerischen Arbeiten Pina Bauschs.
Nur wenige Gehminuten vom Wuppertaler Hauptbahnhof entfernt und unmittelbar an der Schwebebahnhaltestelle „Kluse“ liegt das Haus in markanter Nord-Süd-Ausrichtung zwischen der hier „Bundesallee“ benannten B7 und der Wupper. Nach seiner Schließung 2013 aufgrund schlechter Haushaltslage der Stadt setzte zuletzt das Hochwasser 2021 dem Gebäude zu. Im Rahmen des zweiphasigen nichtoffenen Wett­bewerbs galt es nun, das Schauspielhaus sowie einen unmittelbar benachbarten Bau zum Pina-Bausch-Zentrum zu auszubauen. Wie das Schauspielhaus selbst steht auch besagte, nach dem Bauherrn benannte Nachbarin, die von Adam Kals entworfene ehemalige Tankstelle, unter Denkmalschutz. Als „Sopp’scher Pavillon“ – und später als Metalkneipe „Underground“ – ist sie zwischen 1954 und ’56 in den Wuppertaler Lokaljargon eingegangen. Aufgabe des Wettbewerbs war es, unter Einbeziehung dieser beiden Baudenkmale, einen Neubau zu errichten: Nicht nur Heimstätte des neuen Ensembles des „Tanztheaters Wuppertal Pina Bausch“ und der „Pina Bausch Foundation“, sondern auch für das noch zu gründende „internationale Produktionszentrum für spartenübergreifende Produktion“ und das – ebenfalls noch zu gründende – „Forum Wupperbogen zur Implementierung der Partizipation in allen Handlungsfeldern“.
Die Auslobung hängte die Messlatte hoch, soll das künftige Pina-Bausch-Zentrum doch „nicht nur Zentrum für Exzellenz sein, sondern […] als […] für möglichst alle gesellschaftlichen Gruppen ‚rund um die Uhr‘ offener Ort gestaltet werden“. 52 Teams aus Architektur- und Landschafts- architekturbüros hatten sich beworben, 15 wurden für die zweite Phase ausgewählt, fünf weitere direkt vom Auslober eingeladen.
Das Preisgericht um die Juryvorsitzende Jórunn Ragnarsdóttir, dem neben anderen der Oberbürgermeister der Stadt, der Intendant des Tanztheaters Pina Bausch und der Gründer und Vorstandsvorsitzende (sowie Sohn der Namensgeberin) der Pina-Bausch-Foundation, Salomon Bausch, angehörten, vergab drei Preise.
Diller Scofidio + Renfro und Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten überzeugten mit ihrem Entwurf, der einen kreuzförmigen Neubau zwischen den beiden Bestandsbauten etabliert. Im Lageplan stellt sich dieser Eingriff als städtebaulich bemerkenswert ordnender Wurf zwischen Graubner’schem Schauspielhaus und der in typischer 1950er-Jahre-Manier leicht mäandernden Freiform der Pavillon-Architektur dar. Auf den ersten Blick zweigeschossig, kragt der Bau in Richtung der nördlich gelegenen Bundesallee adressbildend weit aus, beherbergt im Innern jedoch vier Stockwerke. Gemeinschaftliche Bereiche wie Foyer, Gastronomie und Bar sind über einem alle drei Bauteile verbindenden Keller folgerichtig im Erdgeschoss angesiedelt, das sich mit einem Multifunktionsraum samt schließbarer Klappscharnierfassade überraschend zum Ufer der Wupper öffnen soll. Das Zentrum der Kreuzfigur bildet ein Hof, mit einem Faltdach schließ- und für Performances nutzbar. Umhüllt wird all das von einer mal transparenten, mal transluzenten Hülle aus zwei- beziehungsweise dreischichtigen Glasmodulen.
Hascher Jehle Design und Gänßle + Hehr Landschaftsarchitekten erhielten den zweiten Preis. Ihr Kubus geht in einen gläsernen und das Schauspielhaus zur Straße einfassenden Foyerbereich auf und setzt mittels Medienfassade eine Marke im Stadtraum. Nur ein Haupteingang und die öffentliche Nutzung des Vorplatzes machen das Haus niedrigschwellig erfahrbar, das Preisgericht sieht jedoch die Platzierung der neuen Stadtloggia vor dem Baudenkmal kritisch.
Den dritten Platz erreichten Auer Weber und mk.landschaft. Ihr Pina-Bausch-Zentrum begegnet dem heterogenen Ensemble mit einem flachen Zylinder, der in ein weißes, leicht schwingendes Lammellenkleid gehüllt ist – die Jury kritisiert die Fassadengestaltung: „Die vorgehängten Stahlrohre mit Referenzen zu Vorhang und Kleidern wirken [...] fast etwas overdressed.“
Nach der nun folgenden Vergabeverhandlung soll das Pina-Bausch-Zentrum bis 2027 eine ordentliche Behausung bekommen. Der Siegerentwurf bringt das Potenzial mit sich, den Ort am Wupperbogen maßgeblich auch für die Stadtgesellschaft zu stärken und damit nicht nur ein den Baus’schen Tanz würdigendes Haus zu schaffen, sondern auch einen relevanten Beitrag für die Stadt selbst zu generieren.
Zweiphasiger nichtoffener Realisierungswettbewerb
1. Preis (90.000 Euro) Diller Scofidio + Renfro, New York, mit Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten, München
2. Preis (59.000 Euro) Hascher Jehle Design, Berlin, mit Gänßle + Hehr Landschaftsarchitekten, Esslingen
3. Preis (29.000 Euro) Auer Weber Assoziierte, München, mit mk.landschaft, München
Ausloberin
Gebäudemanagement Stadt Wuppertal
Fachpreisgericht
Anne-Julchen Bernhardt, Christoph Felger, Christof Gemeiner, Jan Kampshoff, Marianne Mueller, Jórunn Ragnarsdóttir (Vorsitz), Susanne Wartzeck
Verfahrensbetreuung
post welters + partner, Dortmund

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