Bauwelt

Ausgerechnet in Neukölln

175-Meter-Hochhaus für das Estrel-Hotel

Text: Crone, Benedikt, Berlin

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    Perle der Postmoderne: Das Estrel Hotel in Berlin, derzeit größtes Hotel Deutschlands (Eröffnung 1995).

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    Perle der Postmoderne: Das Estrel Hotel in Berlin, derzeit größtes Hotel Deutschlands (Eröffnung 1995).

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    Sechs geladene Büros warben im Wettbewerb mit ihren Entwürfen um die Gunst der Jury unter Vorsitz von Zvonko Turkali. Im Folgenden die Kommentare der Jury: "Das Hotel ist logisch und schlüssig im dreieckigen Grundriss organisiert, die spitzen Ecken sind mit attraktiven Zimmern belegt", aber:

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    Sechs geladene Büros warben im Wettbewerb mit ihren Entwürfen um die Gunst der Jury unter Vorsitz von Zvonko Turkali. Im Folgenden die Kommentare der Jury: "Das Hotel ist logisch und schlüssig im dreieckigen Grundriss organisiert, die spitzen Ecken sind mit attraktiven Zimmern belegt", aber:

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    "Das Hochhaus kann in seinen Proportionen aus der Sichtachse der Sonnenallee nicht überzeugen, da es sehr breit und wuchtig wirkt." Eine Anerkennung für
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    "Das Hochhaus kann in seinen Proportionen aus der Sichtachse der Sonnenallee nicht überzeugen, da es sehr breit und wuchtig wirkt." Eine Anerkennung für
    Sauerbruch Hutton

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    "Das Hochhaus zeichnet sich durch gute Proportionen und eine zurückhaltende Gestaltung der Fassaden aus." ...

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    "Ob die gewünschte Zeichenhaftigkeit des Hochhauses damit zu erreichen ist, wird im Preisgericht kontrovers diskutiert." Eine Anerkennung für
    Kleihues + Kleihues

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    "Ob die gewünschte Zeichenhaftigkeit des Hochhauses damit zu erreichen ist, wird im Preisgericht kontrovers diskutiert." Eine Anerkennung für
    Kleihues + Kleihues

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    "Auf den ersten Blick macht diese Arbeit vieles richtig", aber es entsteht das ...

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    ... "nicht angemessene Bild eines Wohnhochhauses." Eine Anerkennung für
    ingenhoven architects

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    ingenhoven architects

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    "Die Arbeit besticht durch eine städtebauliche Haltung, die den Ort interpretiert und überhöht."

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    "Die Arbeit besticht durch eine städtebauliche Haltung, die den Ort interpretiert und überhöht."

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    "Dies findet sich leider nicht in der Ausformulierung der Fassade wieder." 3.Preis für
    Meixner Schlüter Wendt

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    "Dies findet sich leider nicht in der Ausformulierung der Fassade wieder." 3.Preis für
    Meixner Schlüter Wendt

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    "Der Platz wird durch das Hochhaus und die Halle räumlich gefasst, er wirkt jedoch überdimensioniert."

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    "Die Grundrisse des Hotels sind weitgehend gut gelöst und zeigen eine wirtschaftliche Organisation."

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    "Das Hochhaus ist ein elegantes Gebäude mit guten Proportionen. 2. Preis für
    Schneider + Schumacher

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    Schneider + Schumacher

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    "Die Baukörper bilden ein harmonisches Ensemble mit dem Bestand."

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    "Der offene Innenhof unterstützt die Belichtung, nutzt jedoch das räumliche Potenzial nur unzureichend."

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    "Der offene Innenhof unterstützt die Belichtung, nutzt jedoch das räumliche Potenzial nur unzureichend."

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    "Der Beitrag überzeugt durch die unverwechselbare Torsituation."

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    "Insgesamt erfüllt der Beitrag in positiver Weise die aus Städtebau, Architektur und Freiraum formulierten, sehr komplexen Anforderungen." 1.Preis für
    Barkow Leibinger

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    Barkow Leibinger

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1.Preis: Barkow Leibinger, Berlin
Rendering: Barkow Leibinger / bloomimages

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1.Preis: Barkow Leibinger, Berlin

Rendering: Barkow Leibinger / bloomimages


Ausgerechnet in Neukölln

175-Meter-Hochhaus für das Estrel-Hotel

Text: Crone, Benedikt, Berlin

Die Senatsbaudirektorin freut sich über ein „Tor zur Stadt“, der Bürgermeister über Investitionen in seinen Bezirk, und den Architekten winkt der Auftrag für das höchste Haus Berlins. Ein Gewinn für alle?
„Der ist doch irre“, polterte Heinz Buschkowsky auf der Pressekonferenz los. Erst errichte Investor Ekkehard Streletzki Deutschlands größtes Hotel ausgerechnet in Neukölln – „neben einem Schrottplatz!“ –, und jetzt wolle dieser „Kreativvulkan“ hier auch noch das höchste Haus der Hauptstadt bauen. „Vulkan“ Streletzki, der dem Bezirksbürgermeister lauschte, brodelte eher innerlich: „So langsam ist das alles auch in meinem Kopf angekommen“, sprach er schüchtern ins Mikrofon. Um einen 175 Meter ho­hen Turm mit 814 Hotelzimmern, dazu Büros, ein Parkhaus und zwei Kongress- und Ausstellungshallen soll das Estrel-Hotel auf der anderen Straßenseite ergänzt werden. Der Grund: Die 1125 Zimmer des postmodernen, spitz zulaufenden Bestandbaus an der Kreuzung von Sonnenallee und Neuköllner Schifffahrtskanal reichen nicht mehr aus. Eine Erfolgsgeschichte für das Hotel. Und für Berlin?
Senatsbaudirektorin Lüscher schwärmt von einem neuen Tor zur Innenstadt für alle, die in Zukunft über die ausgebaute A100 oder vom Flughafen BER nach Berlin unterwegs sind. Davon abgesehen, dass man die Zeit, in der eine Stadt Tore mit Türmen brauchte, vorbei glaubte, klingt Lüschers Vision nach einer Rechtfertigung, warum gerade hier Berlin in die Höhe gehen sollte, 25 Meter mehr als das am Alexanderplatz geplante Hochhaus (Bauwelt 9/2014). Der Bebauungsplan sah für die Brache an der Sonnenallee bereits seit 2001 eine Erweiterung des Hotels vor, allerdings mit nur 21 Geschossen. Das 67 Meter hohe Haus wäre damit auf einer Höhe mit dem 18-geschossigen Bestandsbau. Durch die nun 175 Meter gerät das schon damals erhoffte „Tor zur Innenstadt“ in Schieflage, was offenbar niemanden stört. Eine Anpassung des Bebauungsplans, versicherte Buschkowksy, werde im Rathaus kein Problem sein: Mit dem Neubau, so der Bürgermeister, expandiere auch ein großer Arbeitgeber des Bezirks. Viele der 500 Angestellten kämen aus Neukölln.
Für den Bezirk?
Das Estrel zahlt zwar mit jährlich 50 Millionen Euro Umsatz, trotz des gesenkten Satzes für Hotels, satte Steuern. Die Gäste jedoch verprassen ihr Geld selten in der Nachbarschaft. Die urigen Eckkneipen, die Sportbars oder die hippe Weserstraße sind für die Messebesucher und Geschäftsreisenden dann doch wenig interessant – oder liegen zu tief im stigma­tisierten „Problembezirk“. Stattdessen wirbt das Ho­tel mit Direktanschluss an Auto-, S-Bahn und, über den eigenen Bootsanleger, sogar an die Wasserstraßen Berlins. Das Estrel bleibt so, gerade auch mit der Erweiterung, eine Inselanlage: Die Gäste stranden auf dem Zimmer, lassen ihr Geld im Haus und wagen sich nur für den Sprung in Bus, Bahn oder Boot vor die Tür. Immerhin könnte ein Gutachten zeigen, wie man die Gäste ins offenbar vorzeigbarere Rixdorf, den historischen Kern des Bezirks, führt.
Diejenigen, die es in die unwirtliche Gegend aus Schrottplatz, Schrebergärten und Gewerbegebiet verschlägt, können derzeit am Kanal auf einem Sonnendeck des Hotels ausspannen. Mit der Erweiterung soll die Uferpromenade nach Südwesten ausgebaut werden, was von Barkow Leibinger (1. Preis) und, über den Zugang durch eine Rampe, auch von Meixner Schlüter Wendt (3. Preis) einladender gelöst wurde, als von schneider + schumacher (2. Preis). In deren Entwurf muss sich der Passant zunächst an Hotelturm und Buswendeplatz vorbeikämpfen.
Fürs Auge?
Mit einer erkennbaren Zusammengehörigkeit von Bestands- und Neubau taten sich alle Teilnehmer schwer. Barkow Leibinger versuchen mit Dachschrägen das alte Estrel zu spiegeln. Die Fassade – auf Modell und Rendering schwer zu verifizieren – soll aus einem Raster aus Metallstreben bestehen, das vor „konventionelle“ Fassaden gehängt wird. Ausgeklügelte Gestaltungen des Büros wie beim Hochhaus Tour Total (Bauwelt 28.2013) lassen aber erwarten, dass hier mit dem höchsten Hotel Deutschlands ein Gebäude entsteht, an dem der Berliner im Auto oder in der S-Bahn nicht vorbeifährt, wie an den Treptowers oder dem Steglitzer Kreisel: stumm und ohne den Kopf zu heben.
Einladungswettbewerb nach RPW 2013
1. Preis Barkow Leibinger, Berlin
2. Preis schneider + schumacher, Frankfurt a.M.
3. Preis
Meixner Schlüter Wendt, Frankfurt a.M.
Anerkennung Kleihues + Kleihues, Berlin
Anerkennung Sauerbruch Hutton, Berlin
Anerkennung ingenhoven architects, Düsseldorf
Fakten
Architekten Barkow Leibinger, Berlin; schneider + schumacher, Frankfurt a.M.; Meixner Schlüter Wendt, Frankfurt a.M.; Kleihues + Kleihues, Berlin; Sauerbruch Hutton, Berlin; ingenhoven architects, Düsseldorf
aus Bauwelt 12.2014

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