Material Zeit
Wandel-Hoefer-Lorch-&-Hirsch-Werkschau
Text: Paul, Jochen, München
Material Zeit
Wandel-Hoefer-Lorch-&-Hirsch-Werkschau
Text: Paul, Jochen, München
Den Wettbewerb für die Gestaltung des Börneplatzes in Frankfurt am Main (1987) gewannen Andrea Wandel, Andreas Hoefer, Rena Wandel-Hoefer und Wolfgang Lorch noch während ihres Studiums. Seither beschäftigten sie sich wie kaum andere Architekten damit, wie Geschichte mit Mitteln der Architektur festgehalten und fortgeschrieben werden kann. Wandel Hoefer Lorch & Hirsch sind zu einem der Büros für Gedenkstätten und Sakralbauten avanciert.
Den Ausstellungstitel „Material Zeit“ haben die Saarbrücker selbst gewählt: Während „Zeit“ für die Auseinandersetzung mit historischen, politischen und gesellschaftsbezogenen Themen steht, bedeutet „Material“ für sie, dass Ort und Kontext direkt in die Materialität des Bauwerks einfließen – jeweils neu und dem Thema angemessen, was in der Ausstellung im Architekturmuseum der TU München nicht nur zu sehen und zu lesen, sondern anhand von Materialproben auch zu fühlen ist.
Wie das in der architektonischen Praxis aussehen kann, zeigt die Schau anhand von zwölf ausgewählten Arbeiten aus den letzten 15 Jahren. Bei „Gleis 17“ am Bahnhof Berlin-Grunewald etwa können die Besucher auf gusseisernen Bodenplatten den Fahrplan der Deportationen nachlesen, und für die Dresdner Synagoge (Bauwelt 45.01) entwickelten die Architekten nicht nur Formsteine aus elbsandsteinfarbenem Beton und ein „textiles“ Gewebe aus Messingringen, sondern auch eine typologische Verbindung der beiden Grundformen jüdischer Gotteshäuser: Tempel und Zelt.
Bei dem 2008 realisierten Hochhaus in Tiflis, einem der wenigen „profanen“ Gebäude von Wandel Hoefer Lorch & Hirsch, widerspiegeln Material und Zeit die weltweite Immobilienkrise und den georgisch-russischen Krieg: Letzterer führte zu einer verzögerten Fertigstellung, erstere zu einer grundlegenden Umplanung der 45 Meter tiefen Bürogeschosse.
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